Rettungskreuzer Ikarus Band 031 - Das Projekt
vielleicht
auch nicht. Außerdem wären da noch Professor Lartin Mandau und Doktor
Shill Batner. Letzterer ist für den verletzten Kassarier nachgerückt,
der immer noch im Koma liegt.« Färber kratzte sich am Kopf. »Ach
ja, und Sie natürlich. Das wären alle.«
»Was ist mit diesem Alien, diesem Lear?« Tesmer runzelte die Stirn.
»Wird er auch hier arbeiten?«
»Lear? Oh nein«, sagte Färber spöttisch, »unser Freund
Lear ist doch ein Höheres Wesen. Der gibt sich mit unseresgleichen doch
nur ab, wenn es unbedingt nötig ist.«
Der Söldner zuckte mit den Schultern. »Ich weiß nicht, wie es
Ihnen geht, Commodore, aber mir ist dieser Typ nicht geheuer. Ich werde aus
Lear absolut nicht schlau.«
Färber lächelte geheimnisvoll. »Falls es Sie beruhigt, Mister
Tesmer: da sind Sie nicht alleine.«
Es war ein bemerkenswerter Abend. Nach der Ikarus hatte auch ihr Schwesterschiff,
die Phönix II , an Vortex Outpost angedockt, um Patienten im Stationskrankenhaus
abzuliefern, und da wundersamerweise keine weiteren Notrufe eingegangen waren,
fanden sich an diesem Abend sowohl Jovian Anande als auch sein Kollege Bernotat
Lasse Malmström im Quartier von Doktor Saldor Ekkri ein. Ekkri hatte zur
Feier des Tages einen alten Rotwein von der Erde geöffnet und eine Schachtel
Konfekt von Schluttnick Prime auf den Couchtisch gestellt.
»So jung kommen wir nicht mehr zusammen, meine Herren«, schmunzelte
Ekkri, als er den Wein in einen bereit stehenden Dekanter umfüllte und
diesen ausgiebig schwenkte. Anande betrachtete das Schauspiel fasziniert. Als
Ekkri fand, dass der Wein ausreichend geatmet hatte, goss er ihn in drei langstielige
Gläser. Zwei davon reichte er seinen Gästen, an dem dritten schnupperte
er genießerisch. »Ein echter Sassicaia«, schwärmte er,
»so was finden Sie heutzutage so gut wie gar nicht mehr. Zum Wohl!«
Anande nippte vorsichtig an seinem Glas. Er nahm normalerweise so gut wie keinen
Alkohol zu sich und hatte auch nicht vor, sich zu betrinken – immerhin
konnte jeden Moment ein Notruf eingehen, und dann musste er umgehend auf seinem
Posten sein. Aber dass er in einer so geselligen Runde auf einem so bequemen
Sofa sitzen und fachsimpeln konnte, mit leiser Jazzmusik im Hintergrund, einem
sündhaft teuren Glas Rotwein und köstlichen Schluttnick-Pralinen,
das kam nur alle Jubeljahre einmal vor und musste einfach ausgekostet werden.
Er seufzte behaglich und lehnte sich in dem Sofa zurück. »Danke für
die Einladung, Doktor Ekkri.«
»Apropos«, Ekkri hob erneut das Glas, »ich heiße Saldor.«
Anande stieß mit ihm an: »Jovian.«
»Sagt Bernie zu mir«, ergänzte der Arzt der Phönix.
»Ein toller Wein«, sagte Anande nach dem zweiten, etwas größeren
Schluck anerkennend.
»Ja, nicht wahr? Den habe ich extra für Abende wie diesen aufbewahrt.
Wann sehen wir drei uns schon mal in dieser Runde? Einer von euch beiden Banditen
ist ja meistens auf Achse.« Ekkri stellte das Glas ab und gähnte verhalten.
»Deinen Kassarier müssen wir inzwischen schon nicht mehr künstlich
beatmen, Jovian. Ein zäher Bursche. Ich hätte nicht gedacht, dass
er sich so schnell erholen würde.«
»Freut mich zu hören.« Anande und Malmström wechselten einen
Blick. »Böses Thorax-Trauma. Ein ziemliches Puzzlespiel«, erklärte
er seinem Kollegen, als er dessen fragenden Gesichtsausdruck bemerkte.
Malmström verzog das Gesicht. »Autsch.«
»Und diese Raketenjockeys, die du mir da angeschleppt hast«, sagte
Ekkri mit vorwurfsvoller Stimme zu dem Bordarzt der Phönix , »sind
inzwischen auch versorgt. Ich weiß nicht, was schlimmer war: die Verbrennungen
oder das Zeug, das sie in sich hineingeschüttet hatten.«
Anande hob fragend eine Augenbraue, und Malmström wandte sich glucksend
zu ihm um. »Da kriegen wir doch einen Notruf von einem dieser Außenposten
im Asteroidengürtel drüben hinter Tjeleben Beta. Stell dir vor, was
diese Spinner da angestellt haben: Die haben mit alten Brennstoffleitungen und
diversen Reinigungsflüssigkeiten versucht, Schnaps zu destillieren.«
»Nein!«
»Doch. Und als sie davon probiert haben, stellten sich diverse Nebenwirkungen
ein«, gluckste Malmström.
»Zum Beispiel?«
Malmström kämpfte gegen ein boshaftes Kichern an und scheiterte kläglich.
»Febrile Diarrhö und akuter Priapismus.«
»Nein!«
»Doch. Es kommt, wie es kommen muss: Ein Wort gibt das andere, bald
Weitere Kostenlose Bücher