Rettungskreuzer Ikarus Band 031 - Das Projekt
sehen, wir haben an alles gedacht.«
Tesmer bedankte sich und wandte sich wieder den Monitoren des Leitstands zu.
Färber hatte nicht zu viel versprochen; man hatte sich in der Tat Gedanken
gemacht, wie man den Asteroiden mit dem Labor vor ungebetenen Gästen schützen
konnte. Von dieser Schaltzentrale aus konnte man die Anlage ganz allein gegen
eine ganze Flotte von Angreifern verteidigen – so lange die Munition reichte
jedenfalls. Das war übrigens einer der Gründe, warum Tesmer die Installation
von EMP-Projektoren vorgeschlagen hatte: Die Raketenwerfer waren nutzlos, wenn
er die Magazine einmal leer gefeuert hatte, und wenn die Strahlenkanonen erst
heißliefen, mussten sie minutenlang abkühlen, was die Station im
entscheidenden Moment ihrer Verteidigung beraubte. EMP-Emitter hingegen konnten
unbegrenzt viele elektromagnetische Pulse ausstrahlen, so lange sie mit ausreichend
Energie versorgt wurden.
Tesmers Blick wanderte über das Dutzend Monitore, auf denen die Bilder
von den Außenkameras zu sehen waren. Momentan befand sich lediglich die Ikarus in der Nähe des Asteroiden. Der Shuttle, mit welchem Cono,
Doktor Hoorn und die anderen Wissenschaftler an Bord gekommen waren, hatte bereits
wieder abgelegt und war zurück nach Vortex Outpost geflogen. Sobald der
Techniker seinen Rundgang durch die Anlage beendet haben würde, würde
Tesmer mit dem Forscherteam allein sein. Bisher hatte er von den Wissenschaftlern
nichts gehört und nichts gesehen, und er ging davon aus, dass das auch
so bleiben würde. Die hatten ihre Arbeit, er hatte seine.
Er ließ ein Diagnoseprogramm durch die Steuerung der Flugabwehrkanonen
laufen, legte die Füße hoch und schloss die Augen. Der Job war wirklich
ein Kinderspiel. Er beglückwünschte sich selbst zu seiner Entscheidung,
das großzügige Angebot des Raumcorps angenommen zu haben.
Er hatte in seinem Leben schon deutlich dreckigere Aufträge als diesen
erledigen müssen.
Sentenza betrachtete den ausgehöhlten Asteroiden, der auf dem Brückenbildschirm
der Ikarus träge um seine Längsachse rotierte. Der kleine Himmelskörper,
von Commodore Färber aus einer Laune heraus »Mole Mountain« getauft,
hatte eine Länge von weniger als zwei Kilometern und maß an seiner
dicksten Stelle nur einige hundert Meter. Er war unregelmäßig geformt,
und mit seiner graubraunen Farbe sah er einer Kartoffel auffallend ähnlich.
Auf den ersten Blick deutete nichts darauf hin, dass der Asteroid alles andere
als unbewohnt war. Nur wenige Eingeweihte wussten, dass in seinem Inneren ein
Team von Movatoren und renommierten Wissenschaftlern an einem Projekt arbeiteten,
welches die Gefahr, die von den Outsidern ausging, ein für alle Mal bannen
konnte.
Die Tür der Brücke öffnete sich, und An'ta 35-7 trat ein. Sie
salutierte im Vorbeigehen und blieb neben Arthur Trooid stehen. »Ich kann
für Sie einspringen, wenn Sie mal eine Pause machen möchten, Mister
Trooid.«
Der Androide sah sie verblüfft an. »Ich bin eine künstliche Daseinsform,
Miss An'ta. Ich ermüde nicht und benötige keine Pausen«, entgegnete
er.
Die Grey biss nervös auf ihre Unterlippe und warf Sentenza einen viel sagenden
Blick zu. Außer Trooid, ihr selbst und dem Captain war niemand auf der
Brücke. Sentenza wurde das Gefühl nicht los, dass An'ta mit ihm allein
sein wollte.
Trooid kam offenbar zu dem gleichen Schluss, denn er stand abrupt auf. »Ich
überlasse Ihnen aber gerne für eine halbe Stunde die Steuerung, Miss
An'ta. Mir fällt gerade ein, dass Darius noch etwas mit mir besprechen
wollte. Wenn Sie gestatten, Captain?«
Sentenza nickte, und Trooid verließ die Brücke. An'ta nahm seinen
Platz ein, doch kaum war der Androide außer Hörweite, schaltete sie
auf Autopilot und drehte sich zu Sentenza um. »Darf ich Sie etwas fragen,
Captain?«
Sentenza schmunzelte. »Kommen Sie mit der Steuerung der Ikarus etwa
nicht zurecht?«
Das hübsche Gesicht der Ceelie verfinsterte sich. »Darum geht es nicht,
und das wissen Sie.«
»Sondern?«
»Chief DiMersi wird ab morgen für einige Wochen ausfallen«, stellte
sie nüchtern fest, und ihr Tonfall verriet, wie sehr sie der Gedanke an
biologische Fortpflanzung anwiderte, »und ich wollte Sie fragen, wie Sie
die Lücke zu schließen gedenken.«
Sentenza verschränkte die Hände. Er hatte eigentlich schon viel früher
mit dieser Frage gerechnet. An'ta 35-7 hatte noch
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