Rettungskreuzer Ikarus Band 035 - Kontakt
wenn wir davon überzeugt wären, dass Sie die Wahrheit
sprechen und Ihr Vorhaben klappen könnte, dürfen wir Sie nicht gehen
lassen«, sagte Anande.
Cornelius seufzte. »Warum macht Ihr Militärs immer alles so kompliziert?
Können wir uns nicht darauf einigen, dass Sie die Augen zu machen, bis
zehn zählen und mir dann erst folgen? Ich werde mich auch revanchieren
und Ihnen je ein Fässchen edelsten Kryll-Whisky zukommen lassen.«
Anande errötete. »Das ist nichts, worüber man scherzt. Außerdem
sind wir nicht bestechlich.«
»Ich schon.« Weenderveen grinste. »Nun, verschwinden Sie schon,
Cornelius. Die Sicherheit wird jeden Moment hier sein. Und passen Sie gut auf
Ihren Kumpel auf. Sollte ihm etwas passieren, werde ich persönlich ...«
»Danke!«
Unvermittelt ließ Cornelius ihn los und gab ihm einen Stoß, der
ihn gegen Anande prallen ließ und beide zu Fall brachte.
Im Laufschritt schob Cornelius den Container den Korridor entlang. Hoffentlich
fand er die richtige Schleuse auf Anhieb. Das alles hatte viel zu viel Zeit
gekostet.
Die Stimmen von Anande und Weenderveen wurden immer leiser.
»Was denken Sie sich dabei, ihn einfach gehen zu lassen? Runter von mir.«
»Sie hatten doch auch nicht wirklich vor, ihn aufzuhalten. Warum geben
Sie nicht zu, dass Sie froh sind, dass jemand Pakcheon zu der medizinischen
Versorgung verhelfen will, die er hier nicht erhalten kann?«
»Vielleicht haben wir Pakcheon soeben dem wahren Entführer ausgeliefert.«
»Das Personal wurde durch Energiewaffen getötet. Cornelius trägt
jedoch nur einen Stunner bei sich.«
»Die andere Waffe kann er weg geworfen haben.«
»Und damit einen Vorteil aus der Hand geben? Unsinn. Außerdem, Sie
haben doch auch gesehen, wie er Pakcheon angeblickt hat.«
»Hrmpf. Ob das mit dem Whisky ernst gemeint ...«
Cornelius bog um eine Ecke. Mit der Linken stopfte er sich das Haar in den hoch
geklappten Kragen seiner Jacke und hoffte, dass niemand ihn und die Sprenkel
auf seiner Kleidung beachten würde. Da sich alle Besatzungsmitglied und
Gäste an einen Routineplan halten mussten, der nur durch direkte Befehle
oder ein Ende des Alarms aufgehoben wurde, würde sich kaum jemand um den
Mann mit dem Container kümmern. Cornelius' Brille und die Spuren an der
Montur mochten zu Verrätern werden, doch die Zivilkleidung, die er darunter
trug, hätte ihn noch verdächtiger erscheinen lassen.
Offenbar hatten Weenderveen und Anande beschlossen, ihm nicht nachzuhetzen.
Nur zwei Leuten, die es eilig hatten, begegnete Cornelius. Keiner interessierte
sich für ihn. Das verletzte Bein schmerzte durch die Belastung immer mehr.
Cornelius biss die Zähne zusammen. Nicht langsamer werden. Ich muss
es schaffen.
Das Glück blieb ihm treu. Ohne sich zu verirren, fand er die Schleuse,
an der Pakcheons Beiboot angedockt hatte.
Ein Sicherheitsoffizier, der für diesen Bereich zuständig war, kam
auf Cornelius zu. »Halt! Wohin wollen Sie mit -«
Weiter kam er nicht, da Cornelius den Schwung des Behälters nutzte, um
mit einer leichten Drehung den Mann, der gerade seine Waffe ziehen wollte, von
den Beinen zu fegen. Schnell kickte Cornelius den Strahler zur Seite, ließ
den Stunner mit einer fließenden Bewegung in seine Finger springen und
drückte ab.
Das Innenschott der Schleuse befand sich nun vor Cornelius.
Hinter ihm kam das Trampeln schwerer Stiefel immer näher.
Das dicke Metallschott glitt zur Seite, als Cornelius seine Hand auf den Sensor
legte. Er bugsierte den Container in die Kammer, und die Öffnung schloss
sich. Für einen Moment bedauerte er, dass er den Strahler nicht an sich
genommen hatte. Damit hätte er das Tor verschweißen und wertvolle
Minuten gewinnen können.
Kurz entschlossen hieb er mit dem Kolben des Stunners auf den inneren Schließmechanismus.
Es knirschte, und Funken stoben. Das defekte Schleusentor wurde von der Notfall-Automatik
blockiert. Es musste reichen.
Und nun?
Cornelius starrte das äußere Schleusenschott an. Dahinter befand
sich das vizianische Boot, zweifellos bestens gesichert. Wie sollte er dieses
letzte Hindernis überwinden?
Tatsächlich kannte er nicht den Code, mit dem Pakcheon sein Schiff versiegelt
hatte. Mit einem Strahler hätte er sich vielleicht gewaltsam Zutritt verschaffen
können, aber gewiss war auch Vorsorge getroffen worden, falls Unbefugte
versuchten, in das Boot einzudringen.
Probehalber drückte
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