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Rettungskreuzer Ikarus Band 036 - Schlacht um Vortex Outpost

Rettungskreuzer Ikarus Band 036 - Schlacht um Vortex Outpost

Titel: Rettungskreuzer Ikarus Band 036 - Schlacht um Vortex Outpost Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sylke Brandt
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Stätten
des Todes zahlloser Wesen, die unwiederbringlich verschwunden waren und nur
noch in der Erinnerung der Überlebenden weiter existierten. In'ban legte
die Stirn in Falten und manövrierte seine Gedanken um diese Vorstellung.
Sein Volk, die Ceelie – oder auch Grey, wie sie aufgrund ihrer Hautfarbe
genannt wurden –, war ein quasi künstliches Volk ehemaliger Sklaven,
ein Produkt aus ethisch verwerflicher Profitgier, technischen Möglichkeiten
und einem moralischen Vakuum früherer Zeiten. Aber gerade diese Herkunft
hatte sie letztlich dazu befähigt, sich von der einen großen Fessel
zu befreien, die jedes Volk umschlungen hielt, ganz gleich, wie »frei«
und selbst bestimmt es sonst war. Wenn er, In'ban, heute sterben würde,
dann konnte er morgen auf seiner Heimatwelt wieder auferstehen. Seine Existenz
war eine Abfolge kleiner Kreise an einer langen, sehr langen Kette. Die der
anderen, deren Überreste tief vergraben in den Ruinen ihrer Raumschiffe
durch das All trieben, war ein einziger, großer Kreis. Er begann, er endete,
und dabei blieb es. Wie musste es sein, in diesem Bewusstsein zu leben –
und zu sterben?
    In'ban fühlte eine Kälte in sich, die eisiger war als die des leeren
Raums, in den er starrte. Sicher, er wusste, dass seine Unsterblichkeit ebenfalls
nicht vollkommen sicher war. Alles hing davon ab, dass die Anlage auf seiner
Heimatwelt, in der die Erinnerungsspeicher verwahrt wurden, unbeschädigt
blieb und es stets jemanden seines Volkes gab, der das Mysterium der Auferstehung
kannte und durchführen konnte. Zudem gab es Lücken in seinem Leben,
meist kurz vor einem seiner Tode, wenn es nicht mehr gelungen war, einen Erinnerungstransfer
zu machen.
    In'ban hatte Erfahrung mit dem Sterben. Er hatte 27 Körper gehabt, seit
er entstanden war, und die meisten durch Unfälle und schlichtes Pech verloren.
Sein letzter hatte erstaunlich lange durchgehalten, selber die Kämpfe in
dem Raumschiff der Movatoren hatte er unbeschadet überlebt. In'ban hatte
es bedauert, diesen letzten Körper, die Nummer 27, freiwillig aufzugeben.
Sein nächster Körper, der schon auf ihn wartete, trug die Nummer 28.
    Dieser, den er jetzt benutzte, würde in der Zählung nicht einmal auftauchen,
er würde einfach vergessen werden. Mehr noch: Diese ganze Episode würde
bei seinem nächsten kleinen Kreis vergessen sein, nicht mehr als ein Bericht,
den andere ihm zutrugen. Von dem Ort aus, an den er beim Erfolg dieser Mission
gehen musste, war ein Erinnerungstransfer zu riskant. Selbst das minimale Risiko,
dass die Sendung irgendwie aufgefangen oder auch nur verfolgt werden konnte,
war untragbar.
    In'ban hatte sich einverstanden erklärt, einen Körper zu nehmen, der
keinen Transfer durchführen konnte, so dass seine Erinnerungen mit dem
nächsten auf einem veralteten Stand sein würden. Alles, was er jetzt
gerade erlebte, sah und dachte, war dann verloren, einzigartig und unwiederbringlich.
So, das wurde ihm bewusst, musste es sein, als Mensch zu leben. Nichts war sicher,
alles war flüchtig. Kostbarer dadurch, vielleicht. Er hatte bisher noch
nie darüber nachgedacht.
    Für einen Moment bedauerte er es, dass diese Gedanken nicht gespeichert
werden würden, denn er hatte das Gefühl, dass sie der erste Schritt
auf einem langen und komplizierten Weg waren, den andere Völker »Philosophie«
nannten. Die pragmatischen Ceelie hatten für solche Spinnereien keine Verwendung.
Sie veränderten den Blick auf die Welt, machten große Dinge winzig
und Kleinigkeiten zu Fragen, über die man ein halbes Leben nachdenken konnte.
Das war ... ungesund.
    In'ban seufzte.
    Das erklärte vielleicht vieles von dem, was er an den anderen Völkern
schwer verstehen konnte. Zu viele Gedanken, geboren aus zu viel Sterblichkeit.
Es musste eine zwangsläufige Verbindung sein, denn hier saß er selber,
philosophierend, kaum dass er einige Tage lang ebenfalls – weitgehend –
sterblich war. Ob es den Insassen der anderen dreizehn Rettungskapseln, die
ebenso wie er irgendwo durch das Trümmerfeld trieben, ähnlich erging?
Nun, er würde keine Gelegenheit haben, die danach zu fragen. Weder jetzt,
noch später, wenn sich keiner von ihnen erinnern konnte. Und er selber
hatte auch kaum die Zeit, sich an den Zustand der Sterblichkeit zu gewöhnen,
denn der würde nicht mehr lange anhalten.
    Wenn alle Informationen korrekt waren, und daran

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