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Rettungskreuzer Ikarus Band 036 - Schlacht um Vortex Outpost

Rettungskreuzer Ikarus Band 036 - Schlacht um Vortex Outpost

Titel: Rettungskreuzer Ikarus Band 036 - Schlacht um Vortex Outpost Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sylke Brandt
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Mentalität. Wenn
Thorpa seine Leute vermisste, einen Schritt vor dem Abgrund, dann zeigte er
es nicht.
    Sentenza fing seine abschweifenden Gedanken mühsam ein und brachte sie
zurück zu Sonjas Frage.
    »Sie kann jeden Tag fertig sein, aber keiner der Wissenschaftler will sich
festlegen. Ich will es ihnen nicht verübeln. Ein paar der Militärs
würden sich am liebsten hinter sie stellen und ihnen jede Stunde einen
Schlag auf den Kopf geben, damit sie sich mehr beeilen. McLennane schirmt sie
ab, so gut sie kann, damit sie überhaupt zum Arbeiten kommen. Die Nerven
sind bei allen ziemlich angespannt.« Sentenza zuckte mit den Schultern,
griff nach dem Becher mit der Konzentratbrühe und warf einen angeekelten
Blick auf die gummiartige Schicht, die sich auf der Flüssigkeit gebildet
hatte. »Sie tun ihren Job, wir unseren. Jeder so gut, wie es geht. Mehr
ist nicht drin.«
    »Wenn du das da noch trinkst, werde ich dich nie wieder küssen«,
drohte Sonja, aber es war zu spät. Mit drei tiefen Schlucken war der Becher
leer, und Sentenza presste die Lippen fest zusammen, um das Zeug im Mund zu
behalten. Widerlich mochte es sein, aber auch effektiv – er spürte,
wie sofort das Hungergefühl nachließ, das seit Stunden an ihm nagte.
    »Ich bin gleich wieder bei dir.« Sentenza stand auf, um in Richtung
der Waschzelle zu gehen. »Und ich putze mir besonders gründlich die
Zähne, versprochen.«
    »Zweimal, mindestens. Ich bleibe wach und kontrolliere.«
    »Na, hoffentlich!«
    Er grinste seine Frau an, doch als er kurz darauf aus der Waschzelle zurückkam,
war sie wie erwartet bereits wieder eingeschlafen. Sentenza küsste sie
sanft auf die Stirn und schlüpfte zu ihr unter die Decke. Er war selber
zu erschöpft, um auf irgendwelche Gedanken zu kommen.
    Es ist eine schlechte Zeit für Liebende , stellte er bedauernd fest
– und war fest eingeschlafen, noch ehe er den Satz ganz beendet hatte.

    In'ban hielt die Hände gefaltet und war so weit zurück gelehnt, wie
der Pilotensessel es erlaubte. Seine Schultern schmerzten, sein Nacken war so
verkrampft, dass keine Haltung mehr auch nur annähernd erträglich
war. Seit fast 48 Stunden hatte er sich kaum bewegt, sondern nichts anderes
getan, als ruhig zu sitzen und zu warten. Selbst wenn er die Sicherheitsverriegelungen
gelöst und seinen Platz verlassen hätte, wäre das kaum eine Erleichterung
gewesen. Keinen halben Meter über ihm war die Außenhülle der
Kapsel. Er hatte sie auf transparent geschaltet, um die Sterne zu sehen.
    Zwei Tage nur in Gesellschaft der strahlend hellen, kalt brennenden Sonnenfeuer
zehrten an seiner Identität – es war schwer, man selbst zu bleiben,
wenn einem die Unendlichkeit ins Auge starrte. Seine Gedanken waren klein geworden.
Trotzdem zog er die Sterne der opaken Innenseite der Kapsel vor, denn er war
für jede Abwechslung dankbar.
    Ebenfalls seit 48 Stunden hatte er keinen Funkkontakt mehr zu irgendwem gehabt.
Zuweilen fing er Meldungen auf, die nicht für ihn bestimmt waren, doch
alle bestanden nur aus dem verschlüsselten und wieder verschlüsselten
Rauschen militärischer Nachrichten.
    Wenn überhaupt, dann betonten die kurzen, verwehten Sendungen nur die lastende
Einsamkeit.
    An und für sich war die Isolation schlimm genug, doch er hatte nicht einmal
die Hoffnung, gefunden und in die Welt der Lebenden zurück gebracht zu
werden. Im Gegenteil: alles, was ihn erwartete, war ein vermutlich ziemlich
grauenhaftes Ende. Denn seit einigen Stunden hatte seine Kapsel den Rand des
früheren Schlachtfeldes erreicht. Immer öfter trieben Trümmerteile
durch sein Sichtfeld: Splitter, Schrott und zerfetzte Raumjäger, manchmal
sogar die bedrohliche, verstummte Masse eines größeren Kampfschiffes
– oder eher dem, was davon übrig war. In'ban beobachtete sie teilnahmslos
und hoffte nur, dass es nicht zu einer Kollision kommen würde, bei der
seine Kapsel zwangsläufig verlieren musste.
    Die Trümmer wurden immer dichter, je weiter er in das ehemalige Schlachtfeld
eindrang. Bald sah es so aus, als wäre alles mit Wrackteilen übersät.
Natürlich wusste er, dass bei diesen enormen Entfernungen jede Menge Abstand
zwischen dem Schrott war, doch ein Beinahe-Zusammenstoß vor einer halben
Stunde hatte ihm noch einmal gezeigt, dass diese Einschätzung relativ war.
    So viele Trümmer.
    Stumme, unbeteiligt dahin ziehende Zeugen einer ungeheuren Katastrophe,

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