Rettungskreuzer Ikarus Band 036 - Schlacht um Vortex Outpost
Finger legten sich
unwillkürlich auf dem Zylinder. »Doch wir werden ihn wieder mit zurück
nehmen. Ihn hier sicher bei euch zu wissen, hat es uns erst möglich gemacht,
unsere Aufgabe mit der Ikarus zu erfüllen.«
»Werdet ihr auch die restliche Genbank zurück nehmen?«
Die Frage überraschte Sentenza. So kurz nach der Schlacht um Vortex Outpost
hatte noch keiner darüber nachgedacht. Würden sie die Samen und Eizellen
bei den Movatoren lassen, als eine Art Rückversicherung für schlechte
Zeiten, oder würde das nun, nachdem die unmittelbare Gefahr vorbei war,
wie ein Risiko erscheinen?
Was mochten Movatoren mit den ihnen anvertrauten Samen machen, wie würden
sie ein Kind aufziehen, ohne menschliche Vorbilder, ohne Wärme, ohne Liebe?
Würden sie der Versuchung nicht widerstehen können, mit den Genen
zu experimentieren – so wie es die Menschen selber seit Ewigkeiten taten?
Oder würden sie sich als ethischer und den Verlockungen der Wissenschaft
resistenter erweisen?
Sentenza wusste, was er von den Movatoren im Krieg halten musste. Sie aber im
Frieden kennen zu lernen, würde eine ganz neue Aufgabe sein.
Sein Schweigen war dem Movator Antwort genug, denn er nickte und kam damit Worten
zuvor.
»Wir werden sie verwahren, bis eine Entscheidung getroffen wurde.«
»Danke.«
Sentenza zögerte. Es gab noch eine Sache, und er wusste nicht, wie er sie
ansprechen sollte. Sie hatten sich mit dem Rest der Alliiertenflotte und dem
Wabenschiff der Movatoren im Nirgendwo unweit des Vortex-Systems getroffen.
Nach und nach trudelten hier immer mehr Schiffe ein, und jeder Überlebende
der Schlacht war ein Geschenk. Die Outsider hielten niemanden mehr davon ab,
das System von Vortex Outpost zu verlassen.
Ob sie wirklich wussten, was im Nexoversum passiert war, oder ob sie sich nur
wunderten, wo ihre Verstärkung blieb, das konnte niemand sagen. Vielleicht
hatten sie auch die Nachricht über die Explosion der Hyperbombe aufgefangen,
die haltlos durch alle Funkgitter brandete, und forschten nun nach. Fakt war,
sie hatten sich in die Station wie in ein Schneckenhaus zurückgezogen.
Vielleicht wäre es ein guter Moment gewesen, um noch einmal zuzuschlagen
und sie zu vernichten, ehe sie sich von dem Schock erholten, doch die Alliierten
waren selber zu angeschlagen. Zudem war Jorans Lumpenflotte nicht betroffen,
sondern ritt noch auf der Welle ihres überlegenen Sieges. Der Ex-Prinz
hatte den Schlagabtausch mit der Götterfurcht überlebt, im
Gegensatz zu Raumpriorin Chièla und ihrem Schiff.
Sentenza hatte das wilde Verlangen, Joran endgültig den Garaus zu machen,
und widerstand ihm nur mit größter Mühe. Jetzt hieß es
abwarten, die Kräfte sammeln, die Wunden lecken ...
Was ihn zu seiner ungestellten Frage zurück brachte. Seit mehreren Stunden
hatte er drei Movatoren in der Krankenstation der Ikarus , die dort einen
Patienten ganz anderer Art demontierten.
»Ist es euch gelungen, Iva unbeschadet auf euer Schiff zurück zu bringen?«,
fragte er und hoffte, dass er damit das Richtige sagte.
»Wir haben den Schildgenerator extrahiert.«
Sentenza zögerte. Das war nicht die Antwort, die er haben wollte. Er nahm
einen neuen Anlauf.
»Wir sind Iva sehr dankbar für das, was sie getan hat. Ohne sie hätten
wir nicht überlebt. Ich würde es ihr gerne persönlich sagen,
aber wir hatten keinen Kontakt mehr zu ihr.«
Para sah ihn ausdruckslos an.
»Das ist nicht möglich. Iva existiert nicht mehr.«
Sentenza war nicht überrascht. Also war der Movator tatsächlich gestorben,
als er den Schildgenerator, von dem er zu diesem Zeitpunkt ein Teil gewesen
war, überlastet hatte. Also hatten die Maschinenwesen doch noch ein Opfer
in diesem Krieg gebracht. Noch während Sentenza überlegte, wie er
dem Movator sein Beileid aussprechen sollte, nickte dieser kurz, wandte sich
um und ging ohne ein weiteres Wort. Verblüfft blickte Sentenza ihm hinterher.
»Habe ich ihn ... irgendwie beleidigt?«, fragte er Sonja, doch diese
schüttelte den Kopf.
»Nein, ich denke nicht. Es gab einfach nichts mehr zu sagen. Also hat er
das Gespräch beendet.«
Sentenza seufzte und spürte, wie er sich entspannte, sobald Para nicht
mehr zu sehen war.
»Ich bin froh, dass Frederick bei uns aufwachsen wird und nicht bei ihnen«,
gab er unumwunden zu.
Sie schwiegen einen Augenblick, genossen die Freude dieser einfachen, schlichten
Tatsache.
»Sind jetzt
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