Rettungskreuzer Ikarus Band 040 - Flammende Begeisterung
Sir.«
Dilligaf fuhr herum. »Nicht jetzt, Miss Skyta! Wir haben jetzt wirklich wichtigere Themen zu diskutieren als Mister Stevinsins Körperflüssigkeiten. Begeben Sie sich in das Apartment, das Ihnen Mister Cullum zuweisen wird, und warten Sie auf weitere Anordnungen!«
Skyta fühlte, wie ihr das Blut in die Wangen schoss. Sie hatte mit allem gerechnet – aber nicht damit, wie ein kleines Schulmädchen abgekanzelt und auf ihr Zimmer geschickt zu werden. »Selbstverständlich, Sir«, stieß sie hervor, ehe sie sich ohne ein Wort des Grußes umdrehte und an Cullum vorbei aus dem Saal rauschte.
Kapitel 3: Das Signal
Die Morgendämmerung war immer schon der Moment des Tages gewesen, den N!aag am liebsten mochte. Wenn der Morgennebel über dem Sumpf im Licht der aufgehenden Sonne glitzerte und das Moor rund um den Bau dampfte, wenn die ersten Rufe der Vögel die Stille durchbrachen, dann fühlte sich N!aag wohl. Der Augenblick, in dem die Welt erwachte, war nur sehr kurz, und der Zauber des Moments verflog schon nach wenigen Sekunden, aber N!aag freute sich über jeden Tag, den er auf diese Weise beginnen konnte.
Die Gelegenheit, dieses Naturschauspiel zu genießen, bot sich ihm relativ häufig. N!aag war ein Mitglied der Kriegerkaste und als solcher für die Bewachung des Baus verantwortlich, und so teilte ihn das Kollektivbewusstsein des Stammes in regelmäßigen Abständen für die Frühpatrouille ein.
N!aag strich sich mit seinen vorderen Extremitäten über seine Fühler, um sich den Morgentau abzuwischen, der sich auf den samtigen Antennen niedergeschlagen hatte. Sein segmentierter schwarzer Leib erschauerte bei der Berührung. Dann leckte er die Feuchtigkeit von seinen Vorderbeinen. Er fühlte die Vibrationen des Bodens, ehe er die Schritte von Ts!wane hörte. Die Kriegerin war seine Wachablösung, aber zuvor hatten sie noch ihren gemeinsamen morgendlichen Rundgang um den Bau vor sich.
Er drehte sich zu Ts!wane um und legte seine Antennen an die ihren. »Keine besonderen Vorkommnisse, Ts!wane«, meldete er.
»Danke, N!aag«, antwortete sie. Sie richtete ihren Oberkörper auf und ließ den Blick ihrer Facettenaugen über den nebligen Mangrovenwald schweifen, aus dem der Bau des Stammes wie eine riesige Insel empor ragte. »Gehen wir.«
»Gehen wir«, bestätigte er.
Die beiden Insektoiden gingen schweigend nebeneinander her. Zu ihrer Rechten ragte die Wand des Baus, in dem der Stamm lebte, in den Himmel auf. Einige Schritte links von ihnen lag das mit Schilf bewachsene Ufer, und dahinter begann die dampfende Wasseroberfläche.
Es verging beinahe eine Stunde, bis sie den Bau umrundet hatten.
Als sie wieder am Ausgangspunkt ihrer Patrouille ankamen, war die Sonne schon ein ganzes Stück über den Horizont empor gestiegen. N!aag und Ts!wane berührten die Antennen der Krieger, welche am Eingang auf sie warteten, dann verabschiedete sich N!aag von seiner Ablösung und trat den Weg zurück in sein Nest an.
Er war noch nicht weit gekommen, als aus einem der Seitentunnel N!uuk auf ihn zu gerannt kam. N!uuks Antennen kreisten wild, und er bedeutete N!aag schon von weitem, stehen zu bleiben und auf ihn zu warten. N!aag seufzte. Schön, N!uuk gehörte zum gleichen Nest wie er und war ebenfalls Mitglied der Kriegerkaste, aber damit hörten die Gemeinsamkeiten zwischen ihnen auch schon auf. In den Augen seiner Nestnachbarn war N!uuk für den Stamm nicht unentbehrlich. Eher das Gegenteil war der Fall. N!aag fragte sich manchmal, warum die Große Mutter das Ei, aus dem N!uuk geschlüpft war, nicht rechtzeitig vernichtet hatte.
N!aag blieb stehen und reckte N!uuk gehorsam die Fühler entgegen.
»N!aag, da bist du ja! Ich habe dich schon überall gesucht«, zirpte N!uuk erregt, als sich ihre Antennen berührten.
»Ich hatte Wachdienst«, entgegnete N!aag kühl.
»Etwas Großartiges ist passier, N!aag! Die Große Mutter ist in heller Aufregung!«
»Du offensichtlich auch.«
»Der ganze Stamm«, verbesserte ihn N!uuk. »Je tiefer du in den Bau hineingehst, desto mehr wirst du es sehen. Alle sind ganz außer sich.«
N!aag konnte die Begeisterung seines Nestnachbarn nicht teilen. Er war nach der langen Nachtwache müde, und das Letzte, worauf er jetzt Lust hatte, war eine Diskussion mit einer Nervensäge wie N!uuk. Er wusste aber, dass N!uuk keine Ruhe geben würde, also fügte er sich in sein Schicksal und heuchelte höfliches Interesse. »Und weswegen?«
N!uuks Antennen zitterten ekstatisch. »Du erinnerst dich doch an
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