Rettungskreuzer Ikarus Band 043 - Kasernenwelt
bekannte Tatsachen noch einmal
zu wiederholen.
»General Kozz. Wie ist der Status unserer Raumabwehr?«
Kozz, ein generell humanoides Wesen mit zwei Armpaaren und einer brüchig
wirkenden, aufgerauten Haut, die wie altes Leder aussah, wirkte nicht glücklich.
»Administrator, ich muss offen zugeben, dass wir de facto über keine
Raumabwehr verfügen.«
Kolt beherrschte sich. Mit schlechten Nachrichten hatte er gerechnet –
aber nicht mit so schlechten.
»Bitte erklären Sie«, forderte er den General heiser auf.
»Wir haben den letzten funktionsfähigen Abwehrsatelliten vor siebzehn
Jahren verloren, Administrator. Wir verfügen über zwei raumtaugliche
Fahrzeuge, es sind Instandsetzungsfähren für die Alpha-Station. Die
Beharrungswellensender dort sind die einzig funktionsfähige orbitale Einrichtung
außer den beiden Ortungssatelliten, die wir noch am Laufen halten.«
»Die Beharrungswellensender haben uns jetzt aber nicht geholfen. Weist
das nicht auf legitime Ankömmlinge hin?«, fragte General Vrond, ein
filigranes Lebewesen mit bläulicher Hautfarbe, das so gar nichts Martialisches
an sich zu haben schien.
»Es wäre so, wenn das plötzliche Auftauchen auf dem Raster nicht
darauf hinweisen würde, dass die Schiffe sich schon länger im System
befinden und erst relativ spät die richtige Identifikation abgestrahlt
haben«, erklärte Kolt.
»Eine Fehlfunktion der Satellitenortung?«, fragte Vrond. Er hatte
die Frage an Kozz gerichtet, der für die außerplanetaren Anlagen
verantwortlich war.
»Nein. Es funktioniert wirklich nur noch wenig, aber die Satelliten haben
Priorität bei der Ressourcenzuteilung. Sie sind alt, aber es gibt keine
Einschränkungen in ihrer Arbeit. Das Ankündigungsraster wird ständig
akkurat aktualisiert. Wenn die Schiffe erst spät darauf auftauchten, dann
liegt es nicht an der Ortung, sondern daran, dass die Erkennungssignale erst
später auftauchten.«
Kozz sah Kolt an. »Zu spät, um nicht unser Misstrauen zu erwecken,
darin stimme ich dem Administrator zu.«
»Danke, General. Leider hilft mir das nicht weiter. Wir haben also nichts,
was wir einem Angreifer entgegen stellen könnten?«
»Nein.«
Kozz‹ Antwort war kategorisch und ehrlich. Daran gab es nichts zu diskutieren.
»Andere Optionen?«
Vrond ergriff das Wort. »Nun, wenn sie landen und Soldaten ausschleusen,
haben wir einen ganzen Planeten voller trainierter Truppen und mehr als genug
Waffen in den Depots, um sie auszurüsten.«
»Wenn die Ankömmlinge tatsächlich feindliche Absichten haben
und ungefähr wissen, was es bedeutet, eine Kasernenwelt anzufliegen, werden
sie nicht so dumm sein, das zu tun«, mischte sich nun Damith in die Diskussion
ein. »Wenn ich mit zwei kleinen Einheiten auf Angriffskurs wäre, würde
ich Bomben werfen und mir von oben in völliger Sicherheit ansehen, wie
wir auf den Straßen stehen und hilflos die Fäuste schütteln.«
Kolt sah den General scharf an. »Das hilft mir auch nicht!«
Damith schien wenig beeindruckt. »Ich sage die Wahrheit. Dafür bin
ich ausgebildet, deswegen hat man mich zum General gemacht. Dies ist eine Strategiebesprechung,
oder? Dann halten wir uns doch lieber nicht endlos lange mit Wunschdenken auf!«
Für einen Moment trat Stille ein, die exakt die Hilflosigkeit ausdrückte,
die jeder empfand. Roban Kolt seufzte schließlich und fasste die Lage
zusammen.
»Wir wissen also nicht, wer da kommt, mit welchen Absichten und welchen
Kapazitäten, und wir haben ihm, sollte er feindlich gesonnen sein, nichts
entgegenzusetzen.«»Außer, man landet«, insistierte Vrond
und sah Damith fast etwas beleidigt an. Dieser gab den Blick ungerührt
zurück.
»Wir verfügen über die Raumfähren, die die Instandsetzungsteams
transportieren«, ergänzte Kolt nun und warf einen fragenden Blick
in die Runde.
»Sie sind alt und unbewaffnet«, stellte Damith fest. »Sie sind
langsam und die Piloten sind nicht für Kampfeinsätze ausgebildet,
zumindest nicht im Weltraum. Wir könnten eine Fähre starten und den
Besuchern entgegen schicken, aber auch nur, um genauer in Augenschein zu nehmen,
was uns die Satelliten in ausreichender Klarheit bereits zeigen werden. Eine
Verschwendung von Ressourcen.«»Nicht ganz«, warf Vrond ein, offenbar
sehr bestrebt darin, Damith zu widersprechen und in den Augen des Administrators
zu punkten. »Wir können eine Delegation entsenden, um Kontakt
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