Rettungskreuzer Ikarus Band 043 - Kasernenwelt

oder einen kleinen
Unterlichtfrachter schließen.«
    Sentenza gab ein zufriedenes Grunzen von sich. Thorpa würde es noch lernen,
ganz bestimmt. Irgendwann.
    »Kurs?«»Er hält in etwa auf uns zu.«»In etwa?«»Der
Vektor ist nicht genau auf uns gerichtet. Die Fähre fliegt grob in unsere
Richtung, aber es ist kein direkter Abfangkurs.«
    Sentenza drückte einen Knopf und ließ sich das Ortungsbild sowie
die Kursberechnung überspielen. Das Runzeln auf seiner Stirn vertiefte
sich, als er die Darstellung betrachtete.
    »Was sagt uns das?«, fragte er halblaut.
    Sonja DiMersi, die wieder an den Flugkontrollen saß, meldete sich zu Wort.
    »Rod, die KI scheint eine Ahnung zu haben.«
    Sentenza seufzte leise auf. Seit er vor geraumer Zeit die KI-Masse aus einem
abgestürzten Outsiderschiff mit der Elektronik der Ikarus verbunden
hatte, war Arthur Trooid zum vornehmlichen Interpreten der Ansichten dieser
künstlichen Intelligenz geworden. Obgleich sie sich normalerweise aus dem
Routinegeschäft des Rettungskreuzers heraushielt und man oft leicht vergessen
konnte, dieses Stück Outsider-Technologie an Bord zu haben, erzeugten die
wenigen Male, die sie sich aktiv meldete, immer noch einen kalten Schauer auf
dem Rücken vieler Besatzungsmitglieder. Und aus irgendeinem Grund wurden
ihm dann immer bedeutungsvolle Blicke zugeworfen, war es doch seine einsame
Entscheidung gewesen, diese 'Verpflanzung' durchzuführen.
    »Gut, Sonja, raus damit ...«
    Obgleich die KI durchaus in der Lage war, sich vokal verständlich zu machen,
schien sie dies nicht zu schätzen. War Trooid da, kommunizierte sie direkt
mit ihm. Und auch Sonja bekam nun nur einen Fließtext auf ihrem Monitor
zu Gesicht.
    »Die KI meint, dass unsere Ankunft als außergewöhnlich bemerkt
worden ist. Die Fähre steuert nicht auf den Transporter zu.«»Gut.
Und?«»Und sie meint, dass wir nicht die einzigen unangekündigten
Besucher sind.«»Das passt zum Energieausbruch, den wir aufgefangen
haben.«»Wenn man von dieser Ortung einen direkten Kurs zum Planeten
plottet, dann steuert die Fähre in etwa auf den Punkt zu, an dem die Ikarus bei Beibehaltung des jetzigen Kurses dem unbekannten dritten Schiff am nächsten
ist.«
    Sentenza nickte. »Das hört sich logisch an. Die Fähre will versuchen,
uns beide abzufangen.«»Negativ«, kommentierte nun Thorpa besonders
laut und artikuliert. »Nach den eingehenden Ortungsdaten ist das entgegenkommende
Raumfahrzeug unbewaffnet. Außerdem ist es so gut wie nicht abgeschirmt
und wir fangen selbst auf diese Entfernung Fehlfunktionen sowie Anlagen mit
Minderleistung auf. Alles innerhalb gewisser Toleranzen, aber dennoch ...«»Eine
alte Schrottkiste«, fasste Weenderveen zusammen, der der Konversation bisher
schweigend gefolgt war.
    »Ohne Zweifel«, sagte Thorpa.
    »Oder man möchte diesen Eindruck zumindest erwecken«, gab Sentenza
zu bedenken. »Vielleicht eine kleine Überraschung?«»Die
Logik erschließt sich mir nicht«, erwiderte Weenderveen . »Zwei
unbekannte Raumfahrzeuge, die offenbar nicht erwartet wurden – da schickt
man doch geeignete Einheiten auf Abfangkurs, und vor allem mehr als eine. Jetzt
wird es ja fast zufällig sein komischer Satz, wer von uns beiden Ankömmlingen
in Reichweite kommt! Nein, das ist eine alte Mühle, und das lässt
Rückschlüsse auf die Zustände auf der Oberfläche der Welt
zu.«
    Sentenza nickte. »Vorschläge?«»Wir sollten weiterhin versuchen,
einen direkten Kontakt zu vermeiden«, meinte der Techniker nach einem kurzen
Augenblick des Überlegens.
    »Ist das sinnvoll?«, meldete sich Sonja diMersi. »Sie wissen,
dass wir da sind und tun so, als würden wir nicht bemerken, dass sie uns
ein Schiff entgegen schicken? Ich bin mir nicht sicher, ob das die richtige
Vorgehensweise ist.«»Noch besser wäre es natürlich, wenn
wir ihnen die Augen verbinden könnten«, meinte Weenderveen ungerührt.
»Wir nehmen die Besatzung des Raumbootes gefangen und zerstören, was
auch immer da im Orbit noch an Satelliten herumschwirrt!«
    Sentenza hob die Augenbrauen. »Interessanter Gedanke. Wir suchen nach einer
Lösung für die Seuchenproblematik, und als Erstes jagen wir erstmal
alles in die Luft, quasi als Einstand. Eine sehr vielversprechende Stra-«
    Sentenza kam nicht mehr dazu, seinen Satz zu vollenden. Hektische Alarmleuchten
pflasterten die Ortungsanzeige, und ein Warnton erklang. Jedes