Rettungskreuzer Ikarus Band 044 - Zusammenbruch
schon fast gerechnet. Dass die Vizianer eine natürliche Immunität besaßen, ließ sich dadurch erklären, dass sie sich aus der Galaxis zurückgezogen hatten, lange bevor die Schöpfer des Virus ihren mysteriösen Plan initiierten. Anscheinend war die vizianische DNA weniger menschlich als bisher angenommen.
»Seht ihr«, rief Din. »Die Telepathen wissen, dass da etwas faul ist.«
»Sie haben Angst«, erklang Shillas dunkle Stimme in den Köpfen aller. »Soll ich Ihren Kameraden verraten, wovor? Nein?«
Din wich Mc’Abgos fragendem Blick aus und starrte auf den Boden. Er biss sich auf die Lippen und sagte kein Wort mehr.
Genauso wie der Anführer der Söldner hätte Skyta zu gern gewusst, welches brisante Geheimnis Din nun mit Shilla teilte, dass er so zahm geworden war. Hoffentlich stellte er nicht auch noch ein Sicherheitsrisiko dar. Aber das hätte die Telepathin wohl kaum verschwiegen. Oder?
Überrascht wurde Skyta auch von Knight und Taisho, als diese die Injektionen ebenfalls ablehnten. Sie waren, wie sie andeuteten, bereits in Kontakt mit Infizierten gekommen, ohne die typischen Anzeichen für Wanderlust zu entwickeln. Taisho als ehemaliger Bewohner des Nexoversums mochte wie die Vizianer eine DNA besitzen, die nicht kompatibel war. Aber Knight? Konnte es sein, dass er zu einem früheren Zeitpunkt, vielleicht per Zufall, an das Serum herangekommen war? Der Kerl wusste mehr über die Organisation, als er verriet – und viel zu viel.
Interessant , dachte Skyta. Das würde die Schwarze Flamme sehr interessieren. Wenn es ihr doch nur gelänge, Blutproben von Knight, Taisho und Shilla oder Pakcheon zu bekommen. Vielleicht würde ihre Immunität bei der Suche nach dem Gegenmittel wichtige Hinweise liefern können. Das wollte sie im Hinterkopf behalten, für später, sollte es notwendig sein.
Die leise, zischende Stimme Xaless Korahjas lenkte Sytas Aufmerksamkeit auf den äußerlich menschlich wirkenden Chomorr. Er war vorgetreten und entblößte seinen Oberarm. »Sie können mit mir beginnen.«
»Du kannst doch nicht …«, begehrte Din auf. Der Sprengstoffexperte schien tatsächlich besorgt um seinen Teamkollegen zu sein. Dann schaute er kurz in Shillas Richtung und verstummte erneut.
»Ich kann und ich werde. Wir haben einen Vertrag. Der gilt für beide Seiten. Nenn mich blauäugig«, transparente Nickhäute schlossen sich kurz über rötlichen Iriden, »aber ich vertraue der Frau. Ich rieche keinerlei Verrat.«
»Es wäre nicht das erste Mal, dass du dich täuscht«, bemerkte Frontar Ch’asn, rollte aber ebenfalls ihren Ärmel hoch und präsentierte einen beeindruckenden Bizeps mit einem verspielten Tattoo.
»Xaless hat recht.« Mc’Abgo machte sich ebenfalls bereit, »Wir haben einen Vertrag. Und unabhängig davon, was die anderen machen, die überzeugt davon sind, dass sie das Serum nicht brauchen, ich wäre dumm, würde ich das Angebot nicht wahrnehmen. Wer weiß, wohin uns der nächste Auftrag führt, vielleicht auf eine Welt, auf der das Wanderlustvirus gerade ausgebrochen und höchst ansteckend ist?«
Zögernd folgten nun auch die anderen Söldner dem Beispiel ihrer Kameraden.
Skyta nickte Kohraja dankbar zu, weil er den Anfang gemacht und die übrigen durch sein Beispiel ermutigt hatte. Dann nahm sie die Injektionspistole aus dem Päckchen, legte die Ampulle ein und setzte die Spitze an den kaum merklich geschuppten Arm des Chomorr.
Dieser blinzelte und Skyta drückte ab. »Das Serum wirkt bei allen bekannten Spezies.«
Nachdem das gesamte Team um Mc’Abgo geimpft worden war, legte sich die Aufregung langsam wieder. Niemand entdeckte an sich irgendwelche auffälligen Symptome und auch die Blutanalysen, die Din und Trandotz – wie sie glaubten – heimlich im Med-Lab der Schiffes durchführen ließen, zeigten keine beunruhigenden Werte.
Es war jedoch eine trügerische Ruhe, denn Mc’Abgo behielt Din unauffällig im Auge – Shillas Bemerkung würde der Anführer der Gruppe nicht vergessen. Auch das Misstrauen gegenüber den Vizianern, Knight und Taisho war nicht geringer geworden, im Gegenteil.
Selbst innerhalb der Crew um Jason Knight, zu der Skyta irgendwie auch Pakcheon zählte, schien es Konflikte zu geben. Obwohl sich Knight und Pakcheon nach außen hin ignorierten, ließen sie einander in Wirklichkeit nicht aus den Augen. Wie zwei Catzigs, die beide dieselbe fette Ratte für sich beanspruchten. Skyta hätte anfangs geschworen, dass Shilla die Rolle der Ratte innehatte, doch
Weitere Kostenlose Bücher