Rettungskreuzer Ikarus Band 044 - Zusammenbruch
durch das Auftauchen der Outsider veranlasst sahen, ihre Isolation aufzugeben, und seither vereinzelt Beobachter aussandten. Mit den modernsten Kosmetika hatte man den unbekleideten Körperpartien einen samtig braunen Teint verliehen, der die beiden nicht minder apart und exotisch wirken ließ.
Wahrscheinlich lag es an Shilla und Pakcheon, dass es nicht zu lauteren Unmutsäußerungen kam, nachdem die Wartezeit den höflichen und schließlich auch den erträglichen Zeitrahmen deutlich überschritten hatte. Selbst Skyta wurde zunehmend unruhiger. Ob man etwas Verdächtiges entdeckt hatte und ihr Vorhaben aufgeflogen war?
Das platinblonde Paradestück einer Sekretärin hinter dem Tresen machte den ihrem Berufsstand nachgesagten Vorurteilen alle Ehre. Mit ihren zwei Zentimeter langen, perlmuttfarbig schimmernden Fingernägeln gelang es ihr nur selten, auf Anhieb die richtigen Stellen auf dem Touchpad zu treffen und die kleinen Tasten ihres Terminals zu betätigen.
Entsprechend lang zog sich die Überprüfung hin. Falls es wirklich eine Überprüfung war, schließlich hatte der Sicherheitsdienst sämtliche Dokumente schon vorher gecheckt.
Skyta versuchte, sich selbst zu beruhigen. Old Sallys Leute leisteten gute Arbeit. Es war davon auszugehen, dass an den Papieren nichts gefunden werden konnte, was Anlass zu Beanstandungen geliefert hätte. Allein dass die Ladung, die vom Raumcorps abgefangen worden war, nicht vom ursprünglichen angekündigten Raumer und dessen Besatzung, sondern von der Demetra unter dem Kommando von Skyta überbracht wurde, mochte für Komplikationen sorgen. Aber bisher gab es keine Anzeichen dafür, dass die Erklärung für diese Änderung Schwierigkeiten bereiten würde.
Nach dem Andocken an die Station hatte Siroj einen ersten flüchtigen Blick in die Sicherheitsfiles werfen können. Demnach wurden regelmäßig neue Transportfirmen beauftragt, um Routinen zu vermeiden und Spuren zu verwischen. Es gab auch keinen einheitlichen Raumertyp für die nahezu gleich bleibenden Bestellungen. So fiel die Demetra überhaupt nicht aus dem bisherigen Schema der Lieferanten Die neuen Unternehmen wurden besonders aufmerksam überprüft und auch bei späteren Aufträgen gab es immer wieder Stichproben, die sorgfältiger durchgeführt wurden. Auch dieses Wissen half Skyta, ihre Besorgnis einzudämmen.
Mit viel zu hoher, fast kindlicher Stimme und einem überbreiten Lächeln auf den pink fluoreszierenden Lippen flötete die namenlose Blondine zum wiederholten Mal ihr »Es tut mir leid, aber Sie werden sich noch einen klitzekleinen Moment gedulden müssen!« in den Raum. Danach widmete sie sich wieder mit äußerster Konzentration ihrer Tastatur.
Gefühlte drei Stunden später, nach denen jeder von ihnen aus dem Gedächtnis das Wartezimmer mit seiner spartanischen Einrichtung – rechteckig, der Boden eine Nuance dunkler als die hellgrauen Wände und die Decke, ein länglicher Leuchtkörper an dieser, zwei Schotte, ein Dutzend Stühle, der Arbeitsplatz der Sekretärin und sie selber, drei Holografien an der Wand hinter ihr – binnen weniger Minuten exakt auf ein Blatt Papier hätte zeichnen können, wurde die ganze Mannschaft in den nächsten Raum gebeten, der schon etwas persönlicher eingerichtet war.
Dünne orange Teppiche bedeckten den Boden. An den hellgelben Wänden hingen zwei oder drei Bilder von einer hübschen Frau, die anscheinend Werbung für die Produkte von Holy Spirit Medics machte.
Auch hier wurden sie von einer hellblonden Sekretärin in Empfang genommen. Sie hätte die kleine Schwester der anderen sein können.
»Sie werden verstehen und möchten bitte entschuldigen, dass es Verzögerungen bei der Überprüfung Ihrer Dokumente gab. Wir hatten die Dolywin erwartet, nicht die Demetra , und … ja … Die ganzen Umstände führten eben zu Verzögerungen … und ich, also wir, meine Kollegin und ich, das heißt, Holy Spirit Medics … äh, also … Das Unternehmen ist für seine hohen Standards in allen Belangen bekannt, somit auch in der Sicherheit … Also, ich darf keine Ausnahmen machen. Sie möchten sich nun bitte zur Schleuse …«, die Blonde warf einen langen Blick auf den Monitor und Skyta, deren Geduld aufgrund des Gestammels mehr und mehr zu schwinden drohte, war schon versucht, über den Tresen nach dem Monitor zu greifen, ihn in ihre Richtung zu drehen und selber nach der relevanten Information zu suchen, als die Frau endlich fortfuhr: »… Ja, also, B27 wäre die Schleuse,
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