Rettungskreuzer Ikarus Band 045 - Wächter des Imperiums
Augenbrauen. »Also, Sl!arnic?«
»Alarm«, gab der Ts!gna kleinlaut zu. Er tippte das blinkende Icon mit seinem gesunden Fühler und die Darstellung auf dem Bildschirm änderte sich. Cumshaw blinzelte überrascht, als er ein Gitternetzmodell eines Planeten erkannte, in dessen Orbit sich mehrere farbig markierte Raumschiffe befanden.
»Zwei Schiffe Feinde«, übersetzte Sl!arnic die Beschriftungen auf dem Display. »Ein Schiff unbekannt. Sechs Schiffe Ts!gna.«
»Korroda!« Sixpack spuckte aus. »Habe ich’s doch geahnt.«
Dilligaf richtete sich auf. »Die Anwesenheit von weiteren Ts!gna in diesem Sektor ändert alles. Ein kontrolliertes Herunterfahren der Anlage kommt nicht mehr infrage. Wir jagen sie also hoch.«
Cumshaw kaute auf seiner Unterlippe herum. »Warum wolltest du uns nicht sagen, dass andere Schiffe in der Nähe sind, Sl!arnic? Und vor allem – seit wann weißt du davon?«
Der Ts!gna stieß ein rasselndes Geräusch aus, das Cumshaw inzwischen als Zeichen von Belustigung erkannt hatte. »Lange Zeit, Kurro Durgol.«
Nur mit Mühe konnte Botero den Hairaumer aus der Schusslinie bringen, als die Dauntless und die Marauder das Feuer auf die Schiffe der Ts!gna eröffneten. Die meisten Geschossgarben verfehlten sein Schiff um etliche Kilometer. Was ihn aber überraschte, war die Tatsache, dass einer der fremdartigen silbrigen Zylinder aus dem Flottenverband ausscherte und genau auf ihn zuhielt – gerade so, als ob seine Tarnvorrichtung nicht funktionierte. Eine kurze Überprüfung seiner Instrumente bestätigte ihm, dass das nicht der Fall war. Da die Schiffe des Raumcorps weiterhin keinerlei Notiz von ihm nahmen, lag es offenbar an den Ortungsgeräten der Ts!gna – oder der Kallia, falls diese die eigentlichen Erbauer ihrer Raumschiffe waren – welche in der Lage waren, den getarnten Hairaumer anzupeilen. Botero machte sich eine gedankliche Notiz, der Sache zu einem späteren Zeitpunkt nachzugehen. In diesem Moment war das vordringliche Problem, der Raumschlacht zu entgehen, die sich um ihn herum zu entfalten begann.
Er beschleunigte, um so schnell wie möglich aus der unmittelbaren Gefahrenzone zu kommen. Sein Verfolger hielt unbeirrt auf ihn zu und ließ sich auch von plötzlichen Kursänderungen nicht beirren. Botero war sich spätestens jetzt sicher, dass die Ts!gna ihn orten und anvisieren konnten. Ein Teil von ihm beneidete seine Gegner um den Erfolg, die Outsider-Technologie ausgehebelt zu haben, die doch allen anderen Errungenschaften in dieser Galaxis überlegen war. Wenn er erst einmal das Erbe der Kallia angetreten und die Regierungsgeschäfte übernommen hatte, würde er sich eingehend mit den technischen Errungenschaften seiner Vorgänger befassen.
Ein Volltreffer mittschiffs riss ihn aus seinen Überlegungen. Erschrocken blickte er auf den Monitor, der ihm die Bilder der Heckkamera zeigte. Das Ts!gna-Schiff, das ihn jagte, holte auf und verdeckte beinahe den Untergang der Dauntless. Zahllose Flammensäulen schossen aus dem Schiff, als Bordatmosphäre explosionsartig ins All entwich. Tödlich getroffen, rollte der Zerstörer auf die Seite und zerbrach beim Kontakt mit den obersten Schichten der Atmosphäre von Rynyda I in drei Teile, die in majestätischen Spiralen abwärts drifteten.
Botero hatte jedoch keine Zeit, sich an dem spektakulären Schauspiel zu erfreuen. Seine Verfolger schossen sich allmählich auf ihn ein und er musste zusehen, dass er in Sicherheit kam.
Er hatte schließlich Wichtigeres zu tun, als sich auf eine bewaffnete Auseinandersetzung mit seinen zukünftigen Untergebenen einzulassen. Eine ganze Galaxis wartete darauf, von ihm erobert und regiert zu werden.
»Was meinst du mit lange Zeit?« Schon während Dilligaf die Frage stellte, wurde ihm klar, dass Sl!arnic von Anfang an ein doppeltes Spiel getrieben hatte. Selbstverständlich hatte der Gefangene gewusst, dass früher oder später weitere Ts!gna hier auftauchen würden. Und natürlich hatte Sl!arnic längst nicht alles für sie übersetzt, was er auf den Computerbildschirmen der Kallia gelesen hatte – und was auch immer er den Wachrobotern gesagt hatte, um sie fortzuschicken, war bestimmt nicht ohne Hintergedanken gewesen.
Er hatte stets nur so viel Wissen mit den Söldnern geteilt, wie nötig gewesen war, um selbst am Leben zu bleiben. Und nun hatte er sie an den einen Punkt in dieser Festung geführt, der nur einen Ein- und Ausgang hatte …
Dilligafs Nackenhaare richteten sich
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