Rettungskreuzer Ikarus Band 046 - Welt der Schlafenden
los. Pakcheon hat Vortex Outpost verlassen und wird Ihre Experimente nicht stören.«
»Ist etwas passiert?«, erkundigte sich der Arzt. »Sie klingen so –«
»Nichts, worüber wir uns Gedanken machen müssen. Nutzen Sie die Zeit. Früher oder später wird er zurückkehren – und bis dahin möchte ich Resultate sehen. Ja, ich weiß, Sie können nichts versprechen. Aber geben Sie Ihr Bestes.«
»Natürlich, Ma’am.«
Sally McLennane schaltete den Bordcom aus.
Bisher lief alles wie am Schnürchen.
Pakcheon war aus dem Weg und konnte nicht mehr in die Forschungen eingreifen, von denen sie sich nicht nur ein Heilmittel, sondern auch wichtige Informationen über das geheimnisvolle Volk der Vizianer erhoffte. Vielleicht würde sie dieses Wissen irgendwann einmal benötigen.
Cornelius wiederum hatte abgelehnt, für das Raumcorps zu arbeiten. Nun tat er es dennoch, weil er, so wie sie ihn einschätzte, die Bedeutung der Mission gewiss erkannt hatte. Sobald er merkte, dass er gewissermaßen entführt worden war, war es für eine Umkehr zu spät, und er würde gute Miene zum bösen Spiel machen. Auch wenn Pakcheon die Phoenix einholte und ihm anbot, ihn mit der Kosang an ein beliebiges Ziel zu fliegen, würde Cornelius bei seiner Entscheidung bleiben und Hellerman und seine Crew unterstützen. Pakcheon wollte dann bestimmt ebenfalls bleiben. Die beiden waren bis zu einem gewissen Punkt berechenbar. Dank ihrer Teilnahme an dem Einsatz erhöhte sich die Chance auf einen Erfolg.
Und ob nun Dr. Ekkri der Durchbruch gelang oder die Mission neue Hoffnungen erlaubte, spielte keine Rolle. Was zählte, war das Ergebnis.
Kapitel 10
Als Cornelius aus der Dusche trat, glaubte er, ein leichtes Vibrieren zu spüren. Außerdem hörte er das leise Summen der Triebwerke. Die Phoenix war offenbar startbereit. Das Gespräch mit Hellerman würde wohl ziemlich kurz ausfallen, da Cornelius rechtzeitig mit dem Shuttle von Bord musste.
Nachdem er sich seine Kleider übergestreift und bedauert hatte, dass er keine frischen Sachen mitgebracht hatte, begab er sich in die Kantine. Er war noch nie auf der Phoenix gewesen, aber da alle Schiffe aus zweckdienlichen Gründen ähnlich aufgebaut waren und über ein farbiges Leitsystem verfügten, konnte man sich praktisch nicht verlaufen.
Der Speiseraum war nahezu leer. Cornelius suchte sich an einem der Automaten ein Frühstück aus, setzte sich an einen freien Tisch und begann, mit Genuss zu essen. Sämtliche Gedanken, die ihn nur aufgewühlt hätten, verbannte er.
Der Alltag würde ihn früh genug einholen, und dieser kurze Moment der Ruhe tat ihm nach allem, was in letzter Zeit passiert war, gut. Hellerman verzichtete dankenswerterweise darauf, ihn zu stören.
Als Cornelius seine Mahlzeit beendet hatte, holte er sich eine zweite Tasse Tee und begann, sich zu wundern, warum der Captain nicht auftauchte oder jemanden schickte, um ihn abzuholen. Obwohl keiner der beiden Anwesenden von ihm Notiz nahm, hätte Cornelius schwören können, dass man ihn beobachtete, und Hellerman wusste, dass sein Gast wartete.
Es sei denn …
Das kontinuierliche Vibrieren und Summen war kaum merklich stärker geworden.
… Hellerman brauchte gar keine Insider-Informationen über Parée VII.
Obwohl die Triebwerke gut abgeschirmt waren, sodass die Geräuschemission gering ausfiel und die künstliche Schwerkraft die Schwingungen des Materials dämpfte, fühlte und hörte es sich an, als wäre die Phoenix bereits unterwegs. Und da es keinen Alarmstart gegeben hatte, über den man Cornelius vergessen oder einfach nicht die Zeit gefunden hatte, ihn zur Station zurückzuschicken, konnte dies bloß bedeuten, dass man ihn unter einem Vorwand an Bord gelockt hatte und er die Reise mitmachen sollte.
Nicht Cornelius’ Wissen über einen Planeten, auf dem er einige Monate als Attaché geweilt hatte, brauchte Hellerman, sondern den ehemaligen Septimus selbst. Aber wozu?
Und was war das wirkliche Ziel der Phoenix ?
Cornelius schwankte zwischen Neugierde und Ärger. Neugierde, weil ihn interessierte, weshalb man glaube, ihn unbedingt dabeihaben zu müssen. Ärger, weil ihn Sally McLennane nun doch vor ihren Karren gespannt und Hellerman für ihre Zwecke benutzt hatte. Darum war der Captain auch so steif und wortkarg gewesen, teils weil ihm die Angelegenheit unangenehm war, teils weil er sich nicht durch eine unbedachte Äußerung verraten wollte.
Ob mich Pakcheon bereits vermisst? Cornelius zweifelte nicht daran, dass
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