Rettungskreuzer Ikarus Band 046 - Welt der Schlafenden
Alles Relevante finden Sie in jeder Datenbank.«
»Genau. Das Relevante. Nicht aber die Feinheiten. Ich möchte verhindern, dass wir alle zum Dank für unsere Hilfe vergiftet werden, bloß weil wir einer Frau zu lange in die Augen geschaut oder die Jacken verkehrt zugeknöpft haben.«
»Keine Ahnung, woher Sie das haben, doch so schlimm geht es auf Parée VII nun auch nicht zu. Wenn ich Ihnen helfen kann – gerne. Aber glauben Sie mir, ich habe den offiziellen Informationen wenig hinzuzufügen, und die Gerüchte übertreiben.«
»Danke«, entgegnete Hellerman steif. »Schon damit haben Sie mir geholfen und bestätigt, dass es richtig war, Sie anzusprechen. Selbst unwichtige Details machen unseren Job einfacher.«
»Wenn Sie das sagen …«
»Betrachten Sie die warme Dusche und die ordentliche Mahlzeit als ein kleines Dankeschön für Ihre Unterstützung. Ich habe davon gehört, was Old Sally …« Hellerman verzichtete darauf, seine Vorgesetzte zu kritisieren, wenngleich ihm anzusehen war, was er von ihren Maßnahmen hielt. Er gestikulierte in Richtung Bank. »Sie können Ihre Sachen hierlassen oder mitnehmen, ganz wie Sie wollen.«
»Es ist nicht viel und wird gewiss keine Begehrlichkeiten wecken«, sagte Cornelius und schob das Lesegerät in seine Jackentasche. Den übrigen Dingen schenkte er keinen zweiten Blick. »Gehen wir.«
Kapitel 9
Pakcheon öffnete die Augen.
Was ist los …?
Im ersten Moment war er verwirrt. Warum war er so abrupt erwacht? Was hatte ihn gestört?
Aber es gellte kein Alarm durch Vortex Outpost . Auch spürte er keine Panik wie im Moment eines Angriffs. Alles schien völlig normal.
Doch was hatte ihn dann aufgeschreckt?
Die Uhr verriet ihm, dass er bald Mittag war und er lange geschlafen hatte. Kein Wunder, es war spät geworden letzte Nacht … Und er fühlte sich ausgelaugt nach der Anstrengung.
Langsam richtete er sich auf und lauschte dem Gedankenwirrwarr, das auf der Station zu jeder Uhrzeit herrschte.
Was Pakcheon irritierte, war nicht die Präsenz von etwas Unbekanntem, einer drohenden Gefahr oder etwas Derartigem.
Nein, es war das Fehlen von etwas Wichtigem.
Cornelius.
Er war weg.
Pakcheon streckte seine telepathischen Fühler aus, doch es gab nicht den geringsten Zweifel: Sein Freund befand sich nicht mehr auf Vortex Outpost ! Vage war Cornelius zu spüren; er lebte also noch, aber er hielt sich nicht mehr in unmittelbarer Nähe, die einen Gedankenaustausch zugelassen hätte, auf.
Sofort war Pakcheon aus dem Bett, griff nach dem Funkgerät, das neben seinem Kopfkissen auf der Kommode lag, stellte den Kontakt zwischen seiner Kopfhaut und den empfindlichen Sensoren her, sodass sich die semi-telepathische Verbindung zur KI der Kosang aufbaute.
»Kosang, bitte Startvorbereitungen treffen. Ich werde in einer halben Stunde an Bord kommen. Außerdem benötige ich Informationen über alle Schiffe, die Vortex Outpost in den letzten zehn Stunden verlassen haben.«
»Verstanden, Pakcheon. Ich werde bereit sein. Soll ich die Informationen nach bestimmten Suchkriterien zusammenstellen?«
»Das wäre sinnvoll. Cornelius hat die Station verlassen. Da ich von ihm keine Nachricht erhielt, gehe ich davon aus, dass er dies nicht freiwillig tat. Überprüfe die Datenbank von Vortex Outpost und den Funkverkehr der letzten zwanzig Stunden auf Hinweise, die uns helfen, jene Schiffe auszuschließen, die nicht für eine Entführung infrage kommen. Ich werde mit McLennane sprechen. Da sie Cornelius um jeden Preis anwerben wollte, ist es denkbar, dass sie damit zu tun hat.«
»Ziehst du konkrete Maßnahmen in Erwägung, falls deine Vermutung zutrifft?«
»Im Moment nicht.«
»Ich kümmere mich um alles.«
»Danke.«
Pakcheon schaltete das Gerät aus. Während des kurzen Gesprächs hatte er sich hastig angekleidet und eilte nun mit wehendem Haar aus seiner Suite. Sorge und Zorn verhinderten, dass die übliche Nervosität mit all ihren Begleiterscheinungen in ihm aufstieg. Mit weit ausgreifenden Schritten, die Grüße der Entgegenkommenden ignorierend, begab er sich zum Büro der Corps-Direktorin.
Überrascht blickte der schmächtige Sekretär auf, als Pakcheon mit finsterer Miene ins Vorzimmer stürmte und wortlos auf die Verbindungstür zu den Räumlichkeiten Sally McLennanes zustrebte. »Botschafter? Haben Sie einen Termin? Ich werde Sie anmelden, wenn Sie einen Moment –«
Pakcheon stieß den Mann zur Seite, als sich dieser zwischen ihn und sein Ziel schieben
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