Rettungskreuzer Ikarus Band 046 - Welt der Schlafenden
Öffentlichkeit gelangte, ist eine Information, die jedem bedeutungslos erschienen wäre. Es geht um die Begegnung von Sentenza mit dem Repräsentanten einer Spezies, die in der heutigen Zeit unbekannt ist: die Tumanen. Hozz, so lautete der Name des Tumanen, deutete damals an, dass es nur noch wenige seiner Art gibt. Vermutlich verließen sie bloß selten ihre Heimatwelt, sodass nicht viele Aufzeichnungen über sie existierten. Und das Wenige ging wohl während der Großen Stille verloren, denn nirgends, nicht einmal in den Archiven der Galaktischen Kirche, fand sich ein Eintrag.
Hozz erklärte Sentenza, dass sich sein Volk, um sein Überleben zu sichern, in Tiefschlaf begeben wolle, bis die Outsider-Krise vorbei sei. Er bat Sentenza außerdem darum, in der Zukunft – also, in unserer Zeit – die Heimatwelt der Tumanen aufzusuchen und ihn und sein Volk aufzuwecken, denn er hatte begriffen, dass seine Spezies in Vergessenheit geraten war, entweder weil die Tumanen nicht erwacht oder ausgestorben waren. Sentenza erhielt die Koordinaten und einen Codegeber.«
Cornelius hatte aufmerksam zugehört, ohne Hellerman zu unterbrechen. Jetzt zog er sein Lesegerät aus der Jackentasche und legte es auf den Tisch. Er fuhr anstelle des Captains fort: »Und dann wurde mir ein Speicherkristall zugespielt mit Informationen, die aus den geheimen Archiven der Schwarzen Flamme entwendet worden waren. Nachdem es den Spezialisten des Raumcorps gelungen war, die Daten zu entschlüsseln, erinnerte sich Mrs. McLennane an Captain Sentenzas Geschichte. Die Angaben bestätigten nicht nur alles, was Hozz dem Captain erzählt hatte, einschließlich der Koordinaten, sondern verrieten, dass die Tumanen ein sehr altes Volk mit einer hoch entwickelten Kultur sind, das sich vor allem im Bereich der Medizin verdient gemacht hatte, wenngleich damals kaum jemand wusste, woher die gebräuchlichen Arzneien ursprünglich stammten. Die Tumanen waren nicht auf Profit aus und wollten einfach nur helfen. Um nicht von gewinnsüchtigen Pharma-Konzernen ausgebeutet zu werden, hielten sie sich bedeckt. Da unsere Wissenschaftler noch immer kein Mittel gegen das Wanderlustvirus finden konnten, das Serum der Schwarzen Flamme bloß in geringsten Dosen verfügbar ist und sich womöglich auch die Erforschung der vizianischen DNA als Fehlschlag entpuppen wird, setzt Mrs. McLennane ihre Hoffnung auf die Tumanen.«
»Korrekt«, bestätigte Hellerman.
»Bleibt immer noch die Frage: Warum ich?«, insistierte Cornelius. »Warum nicht Captain Sentenza, dem sich Hozz anvertraute? Warum nicht die besten Ärzte und Forscher der Galaxis? Leute wie Dr. Nadir, Dr. Krshna und Dr. Shen wären bei diesem Einsatz wesentlich nützlicher.«
»Mag sein, aber aufgrund der zusammenbrechenden Infrastruktur war es unmöglich, die drei oder andere Kapazitäten rechtzeitig nach Vortex Outpost zu bringen. Aber wir haben auch an Bord gute Ärzte, und ein weiterer ist auf dem Weg. Was Sentenza betrifft, er ist mit einer anderen Mission betraut, von der er noch nicht zurückkehrte.
Allerdings sind es nicht nur Wissenschaftler, die benötigt werden. Was glauben Sie, geht in einem Tumanen vor, wenn er geweckt wird – vorausgesetzt, das Volk fiel nicht einer Katastrophe zum Opfer – und feststellen muss, dass Jahrhunderte vergangen sind, seit er sich in seinen Hibernationstank zurückgezogen hat? Die Fachi… Fachleute, die nichts anderes als ihre Arbeit im Kopf haben, sind kaum geeignet, um Kontakt aufzunehmen. Das ist die Aufgabe für jemanden mit Feingefühl und diplomatischen Erfahrungen. Und da kommen Sie ins Spiel.«
»Und um mir das zu erklären, mussten Sie mich erst entführen?«
»Hätten Sie mir denn auf Ihrer Parkbank zugehört? Old Sally hielt diese Maßnahme für erforderlich, nachdem Sie ihr Angebot, für das Corps zu arbeiten, ausgeschlagen hatten.«
»Vielleicht hätte ich Ihnen zugehört, vielleicht auch nicht. Wenn ich jetzt kooperiere, bedeutet das jedoch nicht, dass ich von nun an für Mrs. McLennane arbeite oder immer wieder Aufträge von ihr annehme. Das möchte ich ausdrücklich klarstellen.«
»Ihre Entscheidung. Mich geht das nichts an. Ich will lediglich auf Tuman Ihre Unterstützung. Habe ich die?«
Cornelis seufzte. »Ja.«
»Gut.« Hellerman schien keine andere Antwort erwartet zu haben. Er wandte sich zum Gehen und hielt am Schott kurz inne. »Da fällt mir ein: Sie bekommen gleich Besuch.«
»Besuch? Ich?«
»Die Phoenix wird seit geraumer Weile von
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