Rettungskreuzer Ikarus Band 046 - Welt der Schlafenden
einem kleinen Schiff verfolgt. Sein Kapitän nahm, kurz bevor ich Sie aufsuchte, Kontakt zu uns auf. Inzwischen dürfte sein Beiboot angedockt haben.«
»Der Arzt, der zu uns stoßen soll?« Plötzlich begriff Cornelius. »Sie meinen … Pakcheon?«
Im gleichen Moment hörte er in seinem Kopf die grimmige Stimme des Freundes: »Hallo, Cornelius. Wen soll ich für Sie umbringen?«
Kapitel 13
Obwohl er immer noch verärgert war über Sally McLennanes und Dane Hellermans simplen, aber wirkungsvollen Trick, hatte sich Pakcheon von Cornelius beschwichtigen lassen, nachdem er sich davon überzeugt hatte, dass der Freund unversehrt war und freiwillig zugesagt hatte, an der Tuman-Mission teilzunehmen. Ganz wie Pakcheon es erwartet hatte. Und wie die Direktorin des Raumcorps es geplant hatte. Dass er geglaubt hatte, die Intrigen Sally McLennanes durchschauen zu können und er ihr dennoch auf den Leim gegangen war, wurmte ihn genauso wie die Art und Weise, wie sie Cornelius zu erpressen versucht hatte. Das war einfach … infam. Pakcheon würde ihr das nicht vergeben.
»Ich weiß«, gab Cornelius zu, »dass wir genau das tun, was sie will. Aber hätte ich ablehnen sollen? Durch meine Weigerung hätte sich nichts geändert: Die Phoenix hätte ihren Flug fortgesetzt – mit einem schmollenden Ex-Septimus genauso wie mit einem kooperationsbereiten.« Er saß Pakcheon in dessen Kabine, die unmittelbar neben seiner lag und genauso eingerichtet war, gegenüber. »Falls die Tumanen ein Heilmittel kennen oder entdecken, lenkt das Mrs. McLennane von den Vizianern ab. Dr. Ekkri wird gewiss –«
»Sie glauben immer noch an das Gute in Ihren Mitmenschen.« Pakcheon stöhne hilflos. »Genauso wie wir Vizianer auf Nummer sicher gehen wollen, möchte das auch McLennane, und dafür ist ihr jedes Mittel recht. In erster Linie hofft sie, dass ein schnell und in großer Menge herstellbares Serum auf der Basis meiner DNA gewonnen werden kann, doch nebenbei wünscht Sie sich, die Schwachstellen meines Volkes zu entdecken und etwas gegen uns in der Hand zu haben, für alle Fälle. Sobald das primäre Problem gelöst ist, rückt das zweite an die erste Stelle. Ich kann es ihr nicht verübeln, darf aber nicht zulassen, dass sie Forschungen in dieser Richtung anstellen lässt.«
»Es wäre besser gewesen, wenn Sie mir nicht gefolgt wären, sondern die Direktorin und ihre Leute im Auge behalten hätten.«
»Und ich dachte, Sie freuen sich, mich zu sehen … und dass ich gekommen bin, um Sie hier herauszuholen.« Pakcheon spürte Enttäuschung in sich aufsteigen.
»Natürlich freue ich mich«, versicherte Cornelius hastig. »Das wissen Sie auch. Aber Ihr spontanes Handeln war … unnötig, da ich mich nicht in Gefahr befinde und auch allein mit der Sache klargekommen wäre. Ich würde es zutiefst bedauern, wenn ich der Grund dafür sein sollte, dass das Raumcorps Informationen über Ihr Volk sicherstellt, die missbraucht werden können.«
Pakcheons Miene hellte sich auf. »Machen Sie sich keine Sorgen. Ich habe bereits Vorkehrungen getroffen.«
»Was haben Sie vor?«
»Das erzähle ich Ihnen später«, wich Pakcheon einer Antwort aus und schenkte Wasser in die beiden Gläser nach, die vor ihnen standen. Gern hätte er etwas anderes, Stärkeres getrunken, aber da Cornelius Alkoholika ablehnte, weil er sie, wie er sagte, nicht vertrug, verzichtete auch Pakcheon. »Glauben Sie wirklich, dass die Tumanen, auf denen nun die großen Hoffnungen ruhen, noch existieren? Das Archiv der Schwarzen Flamme konnte als Einziges mit spärlichen Informationen aufwarten.«
»Ich wünsche es. Freilich bin ich mir bewusst, dass wir ebenso unsere Zeit vergeuden könnten. Es sind Generationen vergangen, seit sich die Tumanen in Tiefschlaf versetzt haben. Möglicherweise hörten die Tanks auf, zuverlässig zu arbeiten, und ihre Insassen sind gestorben oder wahnsinnig geworden. Denkbar ist ferner, dass eine Naturkatastrophe die Schlafkammern zerstörte oder ihnen Unbekannte unwissentlich, vielleicht auch absichtlich irreparable Schäden zufügten. Ich möchte auch nicht ausschließen, dass der Wanderlustvirus Tuman erreicht hat und dort wütete wie auf so vielen anderen Welten. Es kann eine Menge passiert sein. Dass die Vizianer die Tumanen kennen, ist wohl auszuschließen? Anderenfalls hätten Sie das längst erwähnt.«
»So ist es. Mir sind sie unbekannt, aber ich bin kein Historiker. Shilla könnte etwas wissen, falls unser Volk den Tumanen während seiner
Weitere Kostenlose Bücher