Rettungskreuzer Ikarus Band 046 - Welt der Schlafenden
sein wollen, werden Sie eine Möglichkeit finden. Irgendwie kann ich mir nicht vorstellen, dass Sie zufrieden sind mit der jetzigen Situation.«
Cornelius zuckte mit den Schultern. »Aufgrund der jüngsten Ereignisse hatte ich keine Zeit zu überlegen, ob ich zufrieden bin oder nicht. Den politischen Ränken konnte ich nicht entkommen – anderenfalls wäre ich jetzt nicht hier. Also, was ist mit Decker?«
»Unverändert. Ich kann ihn nicht einmal spüren. Er könnte wer weiß wo sein.«
»Finden Sie es nicht auch merkwürdig, dass Sie seine Präsenz nicht einmal mehr erahnen?«
Kapitel 28
Pakcheon schlug die Augen auf, bevor Reela Coy ihn an der Schulter rütteln konnte, um ihn zu wecken. Geschickt wich er ihrer Hand aus und setzte sich auf.
»Es ist so weit«, sagte die Ärztin, seine Reaktion ignorierend, die zwar unauffällig ausgeführt, aber doch deutlich war. »Die Versorgungsanlagen der Stasiskammern haben die Infusionsschläuche aus den Körpern gezogen, die Kühlflüssigkeit abgepumpt und die Behälter mit Sauerstoff gefüllt. Die Tumanen befinden sich in einem leichten Schlafzustand, aus dem sie jeden Moment erwachen können.«
Kurz tastete Pakcheon nach den Gedanken der Schläfer und sah die Worte bestätigt. Er nickte der jungen Frau zu. »Danke.«
Dann beugte er sich über Cornelius, der neben ihm ruhte. Leicht stieß er ihn an. »Aufwachen! Es gibt Arbeit.«
Cornelius gähnte. »Ich möchte ein Croissant mit Butter, eine Tasse Kaffee mit wenig Zucker und viel Milch sowie eine Dusche.«
Pakcheon setzte die Flasche ab, aus der er gerade getrunken hatte und hielt sie ihm hin. »Croissants und Kaffee sind aus, aber Wasser kann ich Ihnen anbieten. Was die Dusche betrifft, kommt mir gerade eine Idee …«
»Das wäre eine Verschwendung unserer knappen Ressourcen.« Mit einem schnellen Griff entwand ihm Cornelius die sich neigende Flasche und nahm einen großen Schluck. »Täusche ich mich – oder ist es heißer geworden?«
»Die Temperatur ist um gut fünf Grad gestiegen«, erklärte Pakcheon. »Die Tumanen mögen es wärmer als wir.«
»Ein schweißtreibender Job.« Cornelius stöhnte.
»Buchstäblich. Und nun kommen Sie. Je eher wir die Tumanen von unseren guten Absichten überzeugen und ihre Hilfe erhalten, umso eher kehren wir in die angenehmer klimatisierten Räumlichkeiten auf der Phoenix zurück.«
Cornelius ergriff die dargebotene Hand und ließ sich auf die Füße ziehen.
Pakcheon führte ihn zu den Tanks und deutete nach oben. »Ich glaube, dieser Tumane in der zweiten Reihe wird als Erster erwachen. Die übrigen werden kurz nach ihm die Kammern verlassen. Ich bin gespannt, wie der Vorgang ablaufen wird.«
Während sie warteten, kontrollierten Wenga und Reela Coy die Zugänge. Es wäre fatal gewesen, würde Decker ausgerechnet jetzt auftauchen und Ärger bereiten.
»Es geht los«, wisperte Pakcheon.
Das Sicherheitsglas des Tanks glitt langsam nach oben. Dann versanken die Seiten in der Wand. Eine unförmige Gestalt bewegte sich träge. Sie lag auf einem dünnen Polster, das in waagrechte Position kippte. Durch eine Brüstung wurde verhindert, dass der Tumane, falls er desorientiert war oder einen Schwächeanfall erlitt, hinunterstürzte.
Unter leisem Scharren und Klicken wiederholte sich der Vorgang bei immer mehr Stasiskammern. Nicht in allen lag ein Körper oder erwachte der Insasse.
Die überlebenden Tumanen blieben zunächst liegen. Keiner traf Anstalten, seinen Platz und das Schiff zu verlassen. Es kümmerte sich auch niemand um die vier Fremden.
»Seltsam«, murmelte Cornelius. »Haben sie uns vielleicht noch gar nicht bemerkt? Oder sind sie nach dem langen Schlaf noch zu geschwächt, um zu reagieren? Ich kann mir allerdings nicht vorstellen, dass jemand nach einer solchen Prozedur einfach aufsteht wie nach einer ganz normalen Schlafphase.«
Behutsam tastete Pakcheon nach den Gedanken des Tumanen – der Tumanin, korrigierte er sich –, die zuerst zu sich gekommen und vermutlich am ehesten schon in der Lage war, Informationen zu geben und eventuell zu kommunizieren.
Überrascht zuckte er zurück. Dann versuchte er es erneut.
Kein Zweifel: Die Tumanin hatte die vorsichtige Berührung ihres Geistes bemerkt und erkannt, dass er keiner der Ihren war. Sie war erschrocken, ängstlich, neugierig …
Sogleich bemühte sich Pakcheon, die Frau zu beruhigen. »Ich heiße Pakcheon. Ich bin ein Telepath, darum kann ich mit Ihnen reden. Meine drei Begleiter und ich haben Sie
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