Rettungskreuzer Ikarus Band 046 - Welt der Schlafenden
öffnete. Bevor er sich schließen konnte, war Skyta aufgesprungen und durch den immer schmäler werdenden Spalt geglitten. Sie spürte einen leichten Stoß im Rücken und ein gemeines Ziehen am Hinterkopf und wusste, dass sie einige Haare hatte opfern müssen. Der Lift setzte sich in Bewegung, nach unten.
Der Mann drehte sich um und musterte sie, nicht im Geringsten überrascht.
Skyta hielt seinem Starren stand und hob herausfordernd das Kinn.
Plötzlich lachte er.
Aus Skytas Zorn wurde Verwirrung.
Das Lachen ging in ein Husten über. Mühsam rang der Mann nach Atem.
»Sie sind verletzt«, sagte Skyta nun besorgt, »und sollten sich in die Krankenstation begeben.«
»Später. Sie sind doch gekommen, um alles zu erfahren, oder nicht?«
»Ja, aber … aber Sie werden mir die Informationen wohl kaum freiwillig geben.« Verunsichert gab sie ihre aggressive Haltung vollends auf. »Oder doch?«
Er lächelte.
Und das brachte Skytas Wut zurück. »Hören Sie auf, mit mir zu spielen. Mich zu manipulieren. Sie sind verletzt, aber offenbar nicht so sehr, dass Sie sofortige Hilfe und mein Mitleid bräuchten. Wenn Sie zugelassen haben, dass ich Ihnen folge und den Alarm deaktivierten, obwohl ich kein Zugangsrecht zu diesem Bereich der Station besitze, werden Sie auch mit mir sprechen wollen. Wenngleich ich nicht verstehe, wieso. Oder weshalb ausgerechnet jetzt.«
Der Aufzug hatte sein Ziel erreicht, und das Schott öffnete sich, nachdem der Unbekannte erneut überprüft worden war und bestätigt hatte, dass sein Gast ihn begleiten durfte. Neugierig blickte Skyta in einen geraden Korridor mit einem halben Dutzend Türen zu beiden Seiten. Diese Sektion musste äußerst stabil gebaut und gut gesichert sein, sodass das Bombardement keinen Schaden angerichtet hatte. Nicht einmal Sprünge waren in dem Material zu sehen.
»Sie können mich Haller nennen«, sagte der Mann. »Dass dies nicht mein richtiger Name ist, Sie auch nicht mehr über mich persönlich erfahren werden, außer dass ich ein Mitglied des Inneren Zirkels bin, dürfte Ihnen klar sein. Also sparen Sie sich weitere Fragen in diese Richtung. Ich werde Ihnen das wirklich Wichtige erzählen.«
Sie betraten einen Konferenzraum.
Haller streckte sich auf einem Sofa aus und wies auf einen Beistelltisch mit einigen Flaschen und Gläsern. »Bedienen Sie sich. Mir einen Kryll-Whisky , ohne Wasser, ohne Eis. Bitte.« Er war blass. Zweifellos litt er starke Schmerzen.
»Wären in Ihrem Zustand zwei Trissien nicht besser?« Skyta goss zwei Fingerbreit der bernsteinfarbenen Flüssigkeit in ein breites Becherglas und reichte es ihm. Sie selber verzichtete auf ein Getränk.
»Wie gesagt: später. Setzen Sie sich, und hören Sie zu.«
Kapitel 29
Noch bevor Pakcheon eine Warnung senden konnte, spürte Cornelius, wie ihn eine gewaltige Kraft zu Boden riss, niederdrückte und ihn bewegungsunfähig machte. Er bekam kaum noch Luft und sah für einen Moment bloß noch rote und weiße Funken vor seinen Augen kreisen, bevor sich sein Körper einigermaßen an den Druck gewöhnte.
Nach wie vor konnte er nicht einmal einen Finger rühren; schon das Schlucken und Atmen war eine Qual. Aus den Augenwinkeln sah er, dass es Pakcheon, Wenga und Reela Coy nicht anders erging.
»Man hat die Schwerkraft in dem Bereich, in dem wir uns aufhalten, erhöht«, informierte Pakcheon und verband die Gedanken seiner Kameraden miteinander, da Sprechen unmöglich war. »Nur weil wir nirgends auf Fallen oder Schalter mit der Aufschrift Bitte drücken, wenn Sie ein Feind sind stießen, hätten wir die Tumanen nicht unterschätzen dürfen. Sie haben sehr wohl Abwehranlagen installiert, und einige funktionieren sogar noch, sehr zu unserem Leidwesen. Es besteht zwar keine akute Gefahr für uns, aber wir sind jetzt Gefangene. Die Tumanen glauben, wir hätten das Wanderlustvirus absichtlich mitgebracht.«
»So ein Unsinn«, ächzte Wenga. »Wären wir mit bösen Absichten gekommen und hätten sie töten wollen, warum ließen wir sie dann nicht einfach weiterschlafen oder sabotierten die Anlage?«
»Wie konnte das Virus hierher gelangen?«, erkundigte sich Reela Coy.
Pakcheon fasste zusammen, was er wusste, und fügte hinzu: »Ich vermute, dass sich Decker absichtlich infizierte, um uns oder die Tumanen oder uns alle anzustecken.«
»Das wäre möglich«, unterbrach ihn Reela Coy. »Laini … Dr. Singer erwähnte in ihrem Bericht eine Einstichstelle an Deckers Arm, wie von einer Injektionsnadel. Sie
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