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Rettungskreuzer Ikarus Band 049 - Schritt vor dem Abgrund

Rettungskreuzer Ikarus Band 049 - Schritt vor dem Abgrund

Titel: Rettungskreuzer Ikarus Band 049 - Schritt vor dem Abgrund Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sylke Brandt
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Lovis3 konnte sehen, wie es sich bewegte, und wartete darauf, dass es riss. Aber es hielt. Jonas flog wie ein Feuerwerkskörper mit Fehlzündungen, unberechenbar. Wenn man auf sie schoss, konnte nur ein Glückstreffer sie finden. Nein, berichtigte sie sich selber, ein Unglückstreffer.
     
    Dann tauchten sie, viel zu schnell, in die obere Atmosphärenschicht des Gasriesen, in dem sich ihr Schiff diesmal versteckte. Erst als das winzige Gefährt irgendwann aufhörte, zu bocken und zu springen wie ein Stein auf dem Wasser, ließ Lovis3 den Körper los, den sie die ganze Zeit an sich gedrückt hatte. Sie sah die Wunde auf seinem Rücken, die Stelle, an der Schutzanzug und Fleisch verschmolzen sein mussten. Aber sie war sich sicher, dass Bent noch lebte, dass sie einen Atem gespürt hatte unter ihren Händen. Fathia musste ihm helfen. Ihnen allen.
     
    Sie ignorierte, dass ihre Beine nach wie vor nicht zu ihr zu gehören schienen, es gelang ihr auch, keinen Blick an sich hinunterzuwerfen.
     
    »Jonas, unser Status?«
     
    »Leben noch. Und ich kann die Kiste bewegen.«
     
    Immerhin. Erstaunlich.
     
    »Das Beiboot?«
     
    »Getroffen, das habe ich noch mitbekommen.«
     
    »Schwer?«
     
    »Wer weiß?!« Der Pilot klang so erschöpft, als käme seine Stimme von sehr weit her.
     
    Lovis3 wusste nicht, wie er diesen Flug geschafft hatte. Vermutlich würde keiner von ihnen es jemals richtig verstehen. Auf dem Bildschirm sah sie schmutzig rosafarbene Wolken vorbeiströmen, als stünden sie in einem pastellfarbenen Schneesturm. Wenn die Kapsel Atmosphäre gehabt hätte, hätten sie das Heulen des Gasgiganten hören können, der mit seinen Besuchern nicht zimperlich umging.
     
    Das war gut. Wer würde freiwillig in dieses Chaos tauchen, nur um sie zu suchen? Wenn sie nicht die Koordinaten des wartenden Mutterschiffs hätten, würden sie es selber nicht wiederfinden. Lovis3 war sich sicher, dass niemand sie verfolgen würde. Immerhin hatten sie ja auch keinen Schaden angerichtet.
     
    Nur erlitten.
     
    »Bring uns nach Hause, Jonas«, befahl sie.
     
    »Aye, Captain.«
     

     
    Sie saßen beim Kartenspielen zusammen am Küchentisch. Anscheinend war die Küche der bevorzugte Aufenthaltsraum ihrer neuen Bekannten – sie hatten einen Luxusliner zur Verfügung, mit mehr Pracht in seinem Inneren, als es auf einigen Planeten überhaupt gab, aber sie mieden die prunkvoll ausgestatteten Räume.
     
    »Wir haben es probiert, am Anfang. Aber es war ungemütlich, irgendwie. Man konnte sich nicht frei bewegen, verstehen Sie?«
     
    »Ja, nicht die Füße auf den Tisch legen, ohne unbewusst zu erwarten, dass man dafür gleich angeschissen wird. Und das Bier war so verdammt weit weg.« Connar hob vielsagend seine Flasche und trank, wie um den Punkt zu veranschaulichen.
     
    »Schließlich fanden wir die Küche und die Räume drum herum am gemütlichsten. Hier fühlt man sich … tja, zu Hause.« Mimke mischte die Karten und teilte aus. »Letztlich versammeln sich ja bei jeder Party alle in der Küche, oder?«
     
    Allein die Tatsache, dass Sir Albert und Herr Taler nun mit am Tisch saßen, bestätigte die Theorie. Fräulein Miyazaki hatte sich schlafen gelegt, erschöpft, vermutlich ebenso von ihrer langen Wanderung wie der Enttäuschung, die mittlerweile nicht mehr so arg an Sir Albert nagte.
     
    Wenn er ehrlich war, ging es ihm nicht viel anders als den Senioren hier – seine Welt war vermutlich im Chaos versunken, wer konnte ahnen, ob es noch etwas gab, zu dem er zurückkehren könnte? Geld, Besitz, sein soziales Umfeld, seine Bekannten … Er konnte, ja musste fast davon ausgehen, dass alles verschwunden war. Ausgewandert, ausgeplündert, aufgegeben, zusammengebrochen.
     
    Selbst wenn er jetzt nach Hause kam, würde es Jahre dauern, bis ein geregeltes Leben wieder einsetzen konnte. Und ohne den Impfstoff von Vortex Outpost würde er den Schutzanzug ebenfalls nicht loswerden. War es dann nicht besser, gleich hier an Bord zu bleiben und abzuwarten? Ein paar Jahre vielleicht.
     
    Immerhin waren sie nicht mehr nur zu dritt, hatten genug Vorräte, und ihnen standen alle Vergnügungsangebote des Schiffes offen. Damit konnte man sich eine Weile vor dem Verrücktwerden schützen.
     
    Unauffällig warf er einen Seitenblick auf Herrn Taler, der mühsam versuchte, seine Karten in den großen Handschuhen zu sortieren. Nun, es würde natürlich einige Anpassungen geben müssen …
     
    Kartenspielen war eine vertraute Beschäftigung und

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