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Rettungskreuzer Ikarus Sonderband 001 - Legale Fracht

Rettungskreuzer Ikarus Sonderband 001 - Legale Fracht

Titel: Rettungskreuzer Ikarus Sonderband 001 - Legale Fracht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dirk van den Boom (Hrsg.)
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Ventil.
    Ein blauer Sprühnebel stieß hervor. Harriman zuckte zurück, doch es war zu spät... der Nebel hatte ihn erreicht. Der Mann wandte das Gesicht ab und versuchte, den Kopf mit dem Sichtfenster wegzudrehen.
    Etwas packte seine Füße.
    Seine rechte Hand lag plötzlich wie gefesselt an der Stationshülle.
    Mit Entsetzen beobachtete Harriman, wie trotz all seiner Bemühungen seine Beine und seine rechte Hand durch den rasch fest werdenden Nebel an die Hülle geklebt wurden. In Sekundenschnelle war der Nebel zu einer harten, unbeweglichen Flüssigkeit geworden.
    Er saß fest.
    Harriman fühlte, wie Panik in ihm aufstieg. Sinnlos riss und zerrte er seine Gliedmaßen. Er konnte seine Beine und seinen Arm im voluminösen Raumanzug bewegen - aber den Raumanzug selber nicht, der fest an die Stationshülle geklebt war.
    »Verdammt«, presste Harriman hervor. »Verdammt, verdammt, verdammt!«
    Dann atmete er tief und langsam ein. Panik half ihm nicht weiter. Es musste eine andere Lösung gefunden werden. Irgendetwas musste er doch tun können. Eine freie Hand, Sauerstoff für weitere drei Stunden.
    Harriman ging die Optionen durch. Er konnte einen der alten Wartungsroboter herbeirufen. Die hatten seit Indienststellung der Station ihr Depot nicht mehr verlassen, und Harriman befürchtete, dass sie nicht mehr ganz in Ordnung waren. Doch die alten Maschinen hatten sowieso nicht das Werkzeug, die blaue Substanz zu durchschneiden, da diese viel härter und widerstandsfähiger als die normale Stahllegierung der Station war. Er würde sich im Zweifelsfalle nur verletzen.
    Harriman sah sich um, so gut er konnte. Die nächste Einstiegsluke war etwa 15 Meter entfernt. Wenn es ihm nicht gelang, mit dem Raumanzug dorthin zu kommen, dann vielleicht ohne ihn. Er hatte die wissenschaftlichen Berichte gelesen, die behaupteten, ein Mensch könne das Vakuum bis zu 20 Sekunden überleben, ehe sein Blut zu kochen beginnen würde. Wenn er sich mit der freien Hand aus dem Anzug nesteln könnte und genau auf die Einstiegsluke zuschoss, den Notmechanismus aktivieren und sich hereinschwingen konnte, waren 20 Sekunden durchaus ausreichend. Doch was, wenn etwas schief ging? Und wer sagte, 20 Sekunden wären wirklich die Zeit, die man aushalten könnte? Wie schnell würde er den Anzug verlassen können? Ein Fehltritt, ein Ausrutscher, und schon würde er tiefgefroren durchs All schweben.
    Keine ermutigende Vorstellung. Bei dem Gedanken, dieses Experiment zu wagen, fiel dem Mann das Herz in die Hose. Er würde diese letzte Verzweiflungstat nur als allerletzten Ausweg erwägen. Es musste eine andere Möglichkeit geben.
    Seit Harriman an die alten Wartungsroboter gedacht hatte, waren ihm diese hartnäckig im Kopf herumgegangen. Man musste doch mit den alten Maschinen etwas anfangen können! Sie konnten die Dichtungsmasse nicht zerschneiden... aber den Stahl!
    Harriman lächelte unwillkürlich.
    Natürlich, der Stahl! Wenn die Roboter die Fläche, auf der er festklebte, aus dem Druckkörper der Station herausschneiden, umdrehen und mit Dichtungsmasse versehen wieder einbauen würden, könnte er im Innern der Station den Raumanzug ohne Probleme verlassen. Doch waren drei Stunden für dieses Experiment genug?
    Er musste es riskieren.
    »Computer - aktiviere Wartungsroboter!«
    Der Stationscomputer signalisierte, dass sein Befehl verstanden worden war. Harrimans Anweisungen kamen knapp und präzise. Drei Minuten später spürte er eine sanfte Erschütterung, wie ein Vibrieren, an der Stationshülle. Die Roboter hatten ohne Zweifel die Arbeit aufgenommen. Jetzt konnte er nur noch abwarten und sich die Fortschrittsberichte des Stationscomputers anhören.
    Es würde knapp werden, das stellte er schon nach einigen Minuten fest, als er eine grobe Kalkulation machte.
    Ausgesprochen knapp.
    Harriman begann zu schwitzen.
    Die Vibrationen der Stationshülle hatten einen einschläfernden Effekt. Die leichte Rotation des Stationskörpers erzeugte eine geringe Schwerkraft, die seinen Körper innerhalb des Raumanzuges gegen die Wölbung des Stahls drückte und ihm das Gefühl vermittelte, auf etwas zu liegen. Doch Harriman erlaubte sich nicht den Luxus des Schlafes ... er wollte in dieser Situation hellwach bleiben.
    Etwa zweieinhalb Stunden lang stierte der Mann auf die Hülle der Station, die blaue Masse, die ihn gefesselt hielt und die in den roten Bereich wandernde Sauerstoffanzeige. Dann hörte er teilnahmslos den Fortschrittsberichten des Computers zu, die

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