Rettungskreuzer Ikarus Sonderband 001 - Legale Fracht
einem zweiten Blick veranlassten, ob es sich hierbei nur um Stoff in der Nuance ihres Teints handelte oder tatsächlich um nackte, zarte Haut...
»Es geht nicht darum, ob du schmuggelst oder nicht, Jason. Ich weiß, dass du in gewisser Weise den Thrill suchst und einfach deinen Spaß daran hast, den Behörden ein Schnippchen zu schlagen. Du bist kein Waffenschieber, der Revolten schürt, um sich zu bereichern, kein Drogenhändler, der Krankheiten und Elend verbreitet, kein Pirat, der wehrlose Schiffe und Kolonien ihrer Güter beraubt.«
»Oh, danke für diese freundliche Einschätzung«, sagte Jason trocken.
»Und auch bei dieser Fracht reizt dich die Gefahr«, fuhr Shilla fort. »Ich habe vor unserem Start einige Gedanken aufgefangen. Du bist nicht die erste Wahl für den Transport, sondern der einzige, den die Zoologen finden konnten und der so verrückt war, diesen Auftrag anzunehmen.«
Jason winkte ab. »Mag sein, dass ich nicht der Wunschkandidat bin, den diese geschniegelten Herren sich wünschten, aber ich habe schon wesentlich gefährlichere Güter ohne Zwischenfälle an ihrem Ziel abgeliefert. Die Einrichtungen der Celestine sind absolut sicher, nichts kann passieren. St. Salusa ist lediglich zwei Tage von hier entfernt - wir haben es also bald hinter uns. Und die Bezahlung ist hervorragend. Was beunruhigt dich so sehr?«
Ein dumpfes Grollen zog durch den kleinen Frachter.
»Das!«, entgegnete Shilla lakonisch.
Der Monitor zeigte einen leeren Raum.
Jason kratzte sich unter seiner farblosen, zerknautschten Kappe. »Schöne Exkremente«, murmelte er. »Wo ist es? Der Kerl hatte mir versichert, es wäre für mindestens vier Tage betäubt.«
»Du wurdest belogen. Die Zoologen konnten nicht exakt bestimmen, wie lange die Wirkung anhält und waren heilfroh, als wir die Ladung einschließlich der Verantwortung übernommen hatten.« Shilla beugte sich über Jasons Schulter. Ihre seidigen Locken streiften seine Wange. »Es wird sich im toten Winkel der Kamera aufhalten. Wenn wir es los sind, werde ich eine zweite installieren, damit wir stets komplette Sicht auf den Raum haben.«
»Kannst du es wahrnehmen?«
»Ja. Ich kann zwar nicht seine Gedanken lesen - sie sind zu primitiv und instinktbestimmt -, aber ich fühle seine Anwesenheit. Und ... es ist intelligent.«
Für einen Moment verschlug es Jason die Sprache. »Haben die Zoologen das gewusst?«
»Keine Ahnung. Auf jeden Fall hatten sie einen Heidenrespekt, und die anderen Frachterkapitäne ebenso. Werden die Wände und das Schott halten?«
»Ich denke schon.« Jason hätte sie gern beruhigt, konnte jedoch nicht vermeiden, dass seine Worte gar nicht überzeugend klangen.
»Hast du die Datenbank frequentiert, bevor unser Gast an Bord kam?«, erkundigte sich Shilla.
»Natürlich. Hältst du mich etwa für leichtsinnig? Allerdings stand nicht viel in dem file.«
»Es scheint, als wäre wenig darüber bekannt. Ich rufe die Information noch mal ab. Möglicherweise haben wir etwas übersehen.« Die Vizianerin betätigte einige Tasten. »Wie umständlich. Du brauchst endlich ein neurales Interface.«
»Das Modernste, das wir haben, sind Sensorfelder«, entgegnete Jason. »Experimente mit akustischen Befehlsleitern sind fehlgeschlagen, da die Rechner nicht unterscheiden konnten zwischen Unterhaltungen, Selbstgesprächen und Anweisungen. Das neurale Interface wird gegenwärtig von wenigen speziell ausgebildeten Cyber-Ingenieuren bei der Wartung von Stationen eingesetzt. Auf Schiffen ist das immer noch viel zu kompliziert und störungsanfällig. Außerdem ist es ein eminenter Nachteil für den Piloten, von der normalen Umwelt abgeschnitten zu sein, sobald er sich mit der Steuerung verbunden hat. Wenn die mentale Kontrolle eines Schiffes möglich ist, ohne dass man dabei seinen Körper als hilflose, leere Hülle der Obhut anderer anvertrauen muss, dann wäre das natürlich etwas anderes; doch das gibt es bloß in den billigen Science-Fiction-Filmen.«
»Und auf Vizia.«
»Gibt es eigentlich etwas, dass dein Volk nicht besitzt?« Er seufzte theatralisch. »Deine Welt muss ja das reinste Utopia sein.«
»Wenn es mir gelingt, die notwendigen Komponenten aufzutreiben, werde ich es in die Celestine einbauen. Es ist weit weniger kompliziert, als du glaubst. Sieh, das Hologramm baut sich auf.«
Sie überflogen beide den kurzen Artikel, der von dem bekannten Xenozoologen G. Latz II. stammte:
»... lebt nur in den gemäßigt heißen Trockensavannen auf
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