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Rettungskreuzer Ikarus Sonderband 001 - Legale Fracht

Rettungskreuzer Ikarus Sonderband 001 - Legale Fracht

Titel: Rettungskreuzer Ikarus Sonderband 001 - Legale Fracht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dirk van den Boom (Hrsg.)
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Joschua. Chrylens hörte das Klingen von Gläsern. »Und sie weiß gar nicht, was sie heute verpasst hat...«
    »Nun, sie hat ja noch eine Chance«, antwortete die Frau. Die Stimme war sonderbar, ein warmer Alt. Aber darunter vermeinte Chrylens noch etwas anderes zu hören, etwas gefährliches, wie die scharfe Klinge eines in Seide gehüllten Messers.   Ob Joschua das auch bemerkte? Die Zeit auf Fox 3 hatte ihr Gehör geschärft, zu wichtig waren die subtilen Töne in den Stimmen der Füchse, wenn man ihre Gespräche wirklich verstehen wollte.
    »Euer letztes Konzert morgen? Ich werde es mir nicht entgehen lassen...« Joschua sprach nicht, er schnurrte. Die fremde Frau antwortete mit einem leisen Lachen.
    »Bring sie doch einfach mit, dann wird sie sehen, dass du einen guten Geschmack hast«, erwiderte sie zweideutig.
    »Würde dir das eine Freude machen?«
    »Ja, natürlich. Immerhin – sie ist deine Frau. Ihr seid schon lange verheiratet?«
    Es waren nur ein paar Schritte bis zur Tür, von der aus Chrylens einen Blick in das Vorzimmer werfen konnte. Langsam, fast widerwillig, schlich sie über den dicken Teppich. Da sie kein Licht eingeschaltet hatte, mochte Joschua glauben, sie wäre schon zu Bett gegangen. Er hatte sich also von dem Konzert ein Häschen mitgebracht, nun ja. Das wäre nicht das erste Mal. Eifersüchtig war sie nicht, worauf auch? Mit dieser Schmeichelstimme hatte Joschua nie zu ihr gesprochen, es war kein Privileg, das sie nun an eine andere verlor. Trotzdem war sie neugierig auf diese Affäre ihres Mannes, die sich jetzt gerade zum zweiten Mal nach ihr erkundigte.
    »Ach, meine Frau...«, hörte sie Joschua wie als Antwort auf ihre Gedanken sagen – es klang abwehrend ... abfällig? »Warum interessierst du dich für sie?«
    »Ist es nicht interessant zu wissen, wer es geschafft hat, einen Mann wie dich für sich zu gewinnen?« Da war es wieder, Stahl unter der Seidenstimme. Chrylens konnte ein Schaudern nicht unterdrücken, als wäre die Schmeichelei eine Drohung gewesen. Joschua ging darüber hinweg – oder bemerkte es gar nicht erst.
    »Für sich gewinnen ist mehr als zuviel gesagt. Sie ist nicht der Typ dafür, weißt du? Jemand wie du ... die gewinnt einen Mann für sich.«
    »So ... und warum seid ihr dann verheiratet? Es klingt nicht nach der großen Liebe.«
    Joschua lachte leise. »Nenne es eine politische Heirat. Ich hatte das Geld, ihr Vater den Einfluss. Das ist doch nichts Neues, oder? Sieht man jeden Tag in den Medien.«
    »Oh. Ich hatte gehört, sie sei auch Künstlerin?«
    »Kunst! Ha, na ja, man kann das so nennen. Sie hat ein paar Jahre lang auf Fox 3 für die Wassertreter irgendwas gemacht, mit Licht und Tönen, unmöglich, sich das auch nur bei halbwegs klarem Verstand anzusehen. Todlangweilig, im besten Fall. Die Barbaren mochten es wohl – wie wenn man vor einem Katzig mit einer Schnur herumspielt.«
    Die alte Bitterkeit stieg in Chrylens auf wie eine Welle – und mit der gleichen alten Gewohnheit drängte sie sie wieder zurück. ‚Er hat keine Ahnung‘, sagte sie sich wie ein Mantra, ‚er kann Schönheit nicht einmal erkennen, wenn man ihn mit der Nase hineindrückt.‘ Die Füchse hatten es verstanden...
    Ehe die düsteren Gedanken überhand nehmen konnten, spähte Chrylens durch den Türspalt. Sie sah den breiten Rücken ihres Mannes, darüber das blonde Haar, perfekt frisiert, wie immer. Er sah gut aus, das musste sogar sie zugeben, irgendwie königlich. Aber Joschua war sich dessen bewusst und nutzte es aus und verwandelte damit seine Schönheit in etwas Kaltes, ein Werkzeug für seine Interessen. Joschua hatte den Arm um eine kleinere Gestalt gelegt und reichte der schlanken Frau ein Glas – dabei beugte er sich betont weit über sie. Die Fremde hatte halblanges Haar, das silbrig schimmerte, und trug einen hautengen Anzug aus einem ebenso schillernden Material. Als sie sich wie beiläufig mit einer geschickten Drehung aus der angedeuteten Umarmung löste, konnte Chrylens auch ihr Gesicht sehen – es war stark geschminkt, schien unter den Farben und dem Glitzer recht hübsch zu sein und unbestimmbar alt. Der Ausschnitt des Anzuges reichte tief, gab den Blick auf die bemalte Haut fast bis zum Bauchnabel frei und enthüllte doch gleichzeitig nichts. In direktem Licht hätte die Frau vermutlich unmöglich ausgesehen, aber in dem gedämpften Schein des Vorzimmers war sie wie ein funkelndes Juwel aus einer anderen Welt. Erst auf den zweiten Blick erkannte Chrylens

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