Rettungskreuzer Ikarus Sonderband 001 - Legale Fracht
allerlei Fehlhandlungen der alten und seit Jahren inaktiven Roboter beinhalteten.
Schließlich spürte er, wie die Metallwand unter ihm zu ruckeln begann. Direkt neben seinem Helm brach ein gleißend heller Strahl aus der Hülle. Der Schneidbrenner eines Wartungsroboters hatte die Wand durchbrochen und wanderte hinab.
Direkt auf seine Schulter zu.
Während Harriman sich verzweifelt in seinem Raumanzug hin und her wand, brüllte er Anweisungen in sein Mikrophon.
»Einheit 16 reagiert zeitverzögert«, war die lapidare Antwort des Computers. Das grelle Licht des Schneidbrenners wanderte weiter auf Harrimans Schulter zu.
Dann erreichte es den Anzug.
Dann erreichte es die Schulter seines freien Arms.
Ein scharfer, brennender Schmerz erfüllte seine rechte Seite, als der Schneidbrenner innehielt. Harriman biss sich auf die Lippen. Die Hitze des Strahls hatte den Anzug gleich wieder versiegelt, die geschmolzene Masse des Plastikstoffes war nun mit seiner verbrannten Haut verklebt und bildete eine einzige Außenhaut, durch die die Kälte des Weltraumes sich in seine Schulter fraß.
Er würde das nicht sehr lange aushalten.
Ächzend verlangte Harriman nach dem Medorob, der auf ihn auf der anderen Seite der Hülle warten sollte. Der Computer bestätigte.
Weitere Flammenzungen aus Schneidbrennern schnitten aus der Oberfläche der Station hervor. Vor Harrimans Augen tanzten Flammenringe, als die Hülle, auf der er lag, sich immer unruhiger bewegte. Der Zeitmesser war kaum noch zu erkennen, aber er erkannte, dass ihm nur noch etwa zehn Minuten Sauerstoff blieben.
Dann bewegte sich die Hülle endgültig. Sie war frei. Harriman spürte, wie das gänzlich ausgeschnittene Stück Stationsmetall schwebte und langsam ins All hinausdriftete. Dann ruckte das Stück erneut und fand Ruhe - die Wartungsroboter hatten es ergriffen. Langsam änderte sich Harrimans Perspektive: Das Stück Außenhülle wurde langsam umgedreht. Das Weltall verschwand aus seinem Blickfeld ... er sah die durchschnittene Wand vor sich, dann elektrisches Licht, Greifarme ... die herausgeschnittene Hülle hatte sich einmal um sich selbst gedreht und Harriman erblickte den Gang vor sich, in dem drei Wartungsroboter standen, die ungerührt noch mehr von der blauen Dichtungsmasse versprühten, um die herumgedrehte Hülle wieder zu arretieren und abzudichten.
Dann wurde wieder Luft in den Gang gepumpt. Ein Medorob schwebte herbei, öffnete den Raumhelm. Gierig sog Harriman die Stationsluft ein. Er erhielt eine schmerzlindernde Injektion. Für Sekunden schloss er die Augen.
Er konnte seinen Anzug nicht verlassen. Sein ehemals freier Arm war paralysiert, die anderen Gliedmaßen im Raumanzug an die Wand geklebt. Die Wartungsroboter konnten den Anzug nicht exakt genug aufschweißen und der Medorob war für solche Aktivitäten nun gar nicht ausgestattet.
Harriman hatte nicht genügend Nahrungsmittel und konnte keinen Hilferuf absenden.
Er fühlte sich schwach und verschwitzt. Seine Schulter schmerzte trotz des Medikaments höllisch und er bekam langsam Muskelkrämpfe, weil er in einer wenig bequemen Stellung an der Wand hing.
Ihm kam zu Bewusstsein, dass er sich schon wieder etwas einfallen lassen musste...
»Also, Doktor, was können Sie mir sagen?«
Captain Sentenza blickte über die Schulter des Bordarztes auf den Mann im Tiefschlaftank und sah sich die sprudelnden Blasen an, die sich aus der Pflegeflüssigkeit erhoben, die den Patienten umgaben. Jovian Anande blickte kaum auf, als ihn der Kommandant der Ikarus ansprach und schüttelte nur den Kopf.
»Captain, ich bin ziemlich erstaunt. Als wir Stationswärter Dherr gefunden hatten, war er in einem erbarmungswürdigen Zustand. Es wird eine Weile dauern, bis wir ihn wieder aufgepäppelt haben.«
»Ja, ich habe ihn ja gesehen. Nach den Stationslogs hing er gute drei Monate festgeklebt innen in seiner Station auf einem Stück der Hülle, das vorher außen gewesen war – mit einer verbrannten Schulter und nicht genügend Nahrungsmitteln.«
Der Arzt nickte. »Ich frage mich, wie er es so lange durchgehalten hat«, murmelte er.
Sentenza blickte den Patienten im Tank an und lächelte.
»Nunja, nachdem die Nahrungsmittel aufgebraucht waren, ließ er den Medorob die Pflanzen des hydroponischen Gartens kochen und zubereiten. Dazu verschrieb er sich alle Vitaminspritzen und Aufbaupräparate, die das kleine medizinische Zentrum vorrätig hatte. Seine verletzte Schulter ließ er medikamentös
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