Rettungskreuzer Ikarus Sonderband 001 - Legale Fracht
Hunde. »Gehen wir einfach.«
Einer der Männer öffnete die Tür und sie traten vor eine Nische des Korridors, nur zwei Gänge von Joschuas Appartement entfernt.
»Die Anzüge halten Körperausdünstungen komplett zurück und filtern die Atemluft, so dass die olfaktorischen Spürer nicht anspringen. Meine Körperschminke hat den gleichen Effekt«, hörte Chrylens Sajas leise Stimme. »Die Kameras werden von uns kontrolliert. Fehlen nur noch die drucksensiblen Sensoren im Fußboden.«
‚Nur noch...‘, dachte Chrylens mit leichter Verzweiflung. Sollten sie fliegen? Und wohin ging es eigentlich?
Die Schwarzgekleideten öffneten eine der großen Taschen, die sie bei sich trugen, und holten einen länglichen, unförmigen Gegenstand heraus. Er sah aus wie ein dicker, schwarzer Teleskopstab mit zwei kleinen Tellern an den Enden. Sie klemmten ihn sorgsam rechts und links zwischen die Wände und ein leises Zischen verriet, dass er sich mit Unterdruck festsaugte. Dann traten sie einen Schritt zurück und berührten eine Taste auf dem Metallkörper. Es gab eine fast lautlose Explosion und dünne Fäden schleuderten parallel zum Boden aus dem Stab heraus und den Gang hinunter. Wo sie an die Wände prallten, blieben sie haften und schienen innerhalb von Augenblicken von einer gallertartigen zu einer festen Masse zu werden, die sich beim Trocknen spannte. Keine fünf Sekunden später reichte ein dichtes, unregelmäßiges Netz aus silbrigen Fäden von einer Wand des Flures zur nächsten und führte gut fünf Meter in den Korridor hinein. Es war eine Handbreit vom Boden entfernt und ohne Zögern trat der erste der Schwarzgekleideten auf das Gewebe, das sich unter seinem Gewicht kaum absenkte. Er ging bis zum Ende des Netzes und befestigte dort eine zweite Röhre. Ehe er sie aktivieren konnte, blickte er plötzlich hoch und richtete seinen Arm in einen der Querflure. Ein feines Zischen war zu hören, dann ein dumpfer Aufprall. Ohne sich davon irritieren zu lassen, kehrte der Schwarzgekleidete zu seiner ursprünglichen Aufgabe zurück und kurz darauf entstand das nächste Trittnetz. Von Saja geschoben lief Chrylens vorsichtig über den ungewohnten Grund – als sie zu dem Querkorridor kam, sah sie darin eine zusammengesunkene Gestalt liegen. Sie trug die Uniform von Joschuas Sicherheitscrew.
»Sie sind hier!«, presste sie heraus, doch Saja drängt sie einfach weiter.
»Das macht keinen Unterschied. Wir sind fast weg.«
»Aber ... ist er tot?« Das dritte Netz explodierte vor ihnen und war gerade getrocknet, als sie darauf traten.
»Nein, betäubt. Unser Auftrag ist es, Sie ohne viel Blutvergießen hier rauszubringen. Ihre Fuchsfreunde sind sehr moralische Wesen...« Das klang weder bewundernd noch abfällig, es war nicht mehr als eine Feststellung. Ob Saja und ihre Leute auch einen Auftrag annehmen würden, bei dem es darum ging, möglichst viele Leute zu töten? Chrylens wollte den Gedanken nicht weiter verfolgen...
Das letzte Netz endete an einer der Panoramascheiben hinter einer gemütlichen Sitzgruppe im Flur – Chrylens konnte sehen, wie sich die Netzfasern in das harte, durchsichtige Material geätzt hatten, um Halt zu finden. Saja verharrte kurz, als würde sie lauschen, dann gab sie den Schwarzgekleideten ein Zeichen.
»Schnell jetzt. Die Sicherheitscrew hat bemerkt, dass einer von ihnen sich nicht mehr meldet. Sie werden gleich hier sein.«
»Aber hier geht es nicht weiter!«, schrie Chrylens halb und bemerkte selber die leichte Hysterie in ihrer Stimme. Sie deutete auf die Scheibe, die den Blick auf die Lichter der Stadt freigab. Senkrecht und glatt ging es in die Tiefe.
Ohne auf sie einzugehen setzte ein Mann eine Art Zirkel an die Scheibe an, dessen Radius er durch das Ziehen eines dünnen Drahtes vergrößerte. Es gab ein übles, hochfrequentes Sirren, als er einen Kreis auf die Scheibe zeichnete. Eine zweite Person heftete kurz vor dessen Vollendung einen Handgriff an das transparente Plast. Ein Ruck, und sauber löste sich ein Stück, etwa einen Meter im Durchmesser groß wie eine Tischplatte, aus der transparenten Wand. Wind fuhr herein, man konnte sehen, wie er die Blätter einer Topfpflanze bewegte, doch spüren ließ er sich durch die Anzüge hindurch nicht.
Der massigste der vier Schwarzgekleideten öffnete nun die letzte Tasche und holte etwas heraus, das wie ein Raketenwerfer für den Handgebrauch wirkte. Er lud sich das Gerät auf die Schulter, lehnte sich so weit wie möglich aus dem
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