Rettungskreuzer Ikarus Sonderband 001 - Legale Fracht
verteilten. Verwirrt wich Chrylens zurück, als Saja direkt auf sie zukam, das geschminkte Gesicht freundlich und kalt zugleich.
»Chrylens Sisstar? Sie brauchen keine Angst zu haben, im Gegenteil. Ich habe eine Nachricht für Sie.« Die Altstimme hatte ihre Seide verloren, sie klang kühl und geschäftsmäßig ... und doch nicht unfreundlich. Saja hob den Arm und drückte auf eine Erhebung an einem schmalen Armreif. Ein Hologramm flackerte vor Chrylens auf und die unterdrückte einen überraschten Ausruf, als sie Liliat erkannte, einen Fuchs, mit dem sie damals sehr eng befreundet gewesen war.
»Chrylens, Dajini , wir haben dich nicht vergessen! Wie könnten wir auch.« Die vertraute Stimme war nur leicht verzerrt durch die Aufnahme und das Lächeln wärmte ihr rasendes Herz. »Ich darf nicht lange reden. Vertraue dieser Frau und ihren Leuten. Sie werden dich zu uns zurückbringen. Wie sehen uns wieder. Bald.«
Das Hologramm erlosch so plötzlich, wie es entstanden war, und Chrylens öffnete den Mund zu einem Dutzend Fragen.
»Später«, kam ihr Saja zuvor. »Sie vertrauen Liliat?«
Chrylens nickt stumm. Das Hologramm hatte sie ‚ Dajini ‘ genannt, ein altes Fuchswort für »goldene Schwester«, wegen ihrer Haare. Nur ihre Freunde kannten diesen Namen.
»Dann vertrauen Sie mir auch. Wir haben nicht viel Zeit.« Einer der Musiker warf eine Tasche herunter und die Sängerin fing sie, ohne hinzusehen. »Ziehen Sie Ihr Kleid aus und das hier an. Schnell.«
Chrylens zögerte nur eine Sekunde, dann zerrte sie an dem Abendkleid und schleuderte die hohen Schuhe zur Seite. In der Tasche war ein enger Anzug aus einem grauen Material, er erinnerte sie an die Taucherkombis, die auf Fox 3 ihre zweite Haut gewesen waren. Gekonnt schlüpfte sie hinein und schloss die Magnetsiegel. Die Haube mit dem eingebauten Sichtplast nahm sie abwartend in die Hand. Als sie wieder aufblickte, glaubte sie für einen verblüffenden Moment, doppelt zu sehen.
Neben Saja stand eine zweite Frau, in Größe und Gestalt fast völlig gleich. Sie trug ebenfalls ein Glitzerkostüm und war bis ins Detail genauso geschminkt wie die vermeintliche Sängerin. Auch hinten auf der Bühne waren neue Leute aufgetaucht und nahmen die Instrumente auf, während die vorherigen Musiker nun wie schwarze Schatten herumhuschten und einige von ihnen zu den Ausgängen eilten.
»Was wird das?«
»Wie heißt es? The show must go on...« Saja lächelte knapp. »In etwa vier Minuten werden wir das Gegenmittel zum Schlafgas freigeben – Sie selber hatten es bereits in Ihrem Glas: Jasiral. Die Leute werden aufwachen und die Band wird spielen, ganz genau wie vorher.«
»Aber die Sängerin ... ihre Stimme ... wird das nicht auffallen?«
Wieder dieses kleine Lächeln, von dem man nicht wusste, ob es unter anderen Umständen weicher werden konnte.
»Bisher war hier alles Playback, ab jetzt wird es live. Ich kann gar nicht singen.« Saja nickte der echten Sängerin zu und diese kletterte auf die Bühne. Sie nahm ihre Position in der Mitte ein und gab den neuen Musikern ein Zeichen. Die ersten Töne klangen auf.
Chrylens warf einen zögernden Blick auf den bewusstlosen Joschua. Selbst im Schlaf wirkte seine Schönheit kalt und abweisend. Dann spürte sie Sajas Hand auf ihrem Arm.
»Wenn Sie ihn noch treten wollen, dann beeilen Sie sich. In zwei Minuten müssen wir hier raus sein.«
Chrylens dachte an den Ärger, den Joschua mit ihrem Vater haben würde, wenn diese Flucht wirklich gelang, und lachte kurz auf. »Nein, der wird noch genug getreten werden.«
Dann folgte sie Saja schnell durch den Raum zu einem der Ausgänge. Aus den Augenwinkeln sah sie, wie sich eine zweite Glitzerwolke von der Decke löste. Und als einer der schwarzgekleideten Ex-Musiker die Tür hinter ihr schloss, hörte sie das Raunen der plötzlich erwachenden Leute und die volle Stimme der Sängerin, die genau da einsetzte, wo Saja vor ein paar Minuten aufgehört hatte. So, als wäre nichts geschehen...
Der Gang, auf den sie kamen, war leer und still, was Chrylens überraschte.
»Keine Sicherheitsleute? Das Auditorium XXL wird doch überwacht, mit Kameras und allem...«
Saja forderte sie mit einer Geste auf, die Haube aufzusetzen, während sie antwortete.
»Wir haben in das Überwachungssystem manipulierte Aufnahmen des gestrigen Konzertes eingespielt. Und auch jetzt wird ein kleines Programm dafür sorgen, dass es so aussieht, als säßen Sie noch auf ihrem Platz.«
»Aber Joschua wird
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