Rettungslos verliebt
müssen, dass er so überheblich ist, überlegte sie ärgerlich. Nachdem Rolf weg war, kehrte Joe irgendwie den Besitzer hervor.
Autorität hatte er schon immer ausgestrahlt, er hatte sich jedoch Rolf gegenüber zurückgehalten. Jetzt spielte er sich als Boss auf, und seine Mitarbeiter respektierten ihn.
Aber da hat er bei mir keine Chance, sagte Lydia sich, während sie auf der Veranda den Tisch deckte. Dann rief sie, das Dinner sei fertig, und fing an zu essen, ohne auf ihn zu warten.
Zwei oder drei Minuten später erschien er. Schweigend öffnete er die Flasche Wein, und sie betrachtete das Glas, das er vor sie hinstellte.
"Glaub ja nicht, damit könntest du mich besänftigen, Joe", erklärte sie feindselig.
"Okay." Er zuckte die Schultern und setzte sich. "Dann lass uns streiten, Lydia. Wenn wir die nächsten drei Wochen
zusammenarbeiten wollen, müssen wir unsere Differenzen beilegen."
Er trug ein grünes Hemd und eine beigefarbene Kordsamthose und sah geradezu unverschämt frisch und sauber aus. Außerdem wirkte er sehr attraktiv mit den schmalen Hüften und den breiten Schultern.
"Du kannst anfangen", fügte er betont gleichgültig hinzu und konzentrierte sich aufs Essen.
"Nein, du fängst an. Ich habe sowieso nicht viel zu sagen ... Was machst du denn da?" fuhr sie ihn plötzlich so streng an, als wäre es eine persönliche Beleidigung, dass er das ganze Ketchup über die Chips verteilte.
"In gewisser Hinsicht bin ich vielleicht ein Feinschmecker, aber Chips esse ich am liebsten mit viel Ketchup, Lydia." Er knallte die Flasche auf den Tisch.
"Oh, entschuldige bitte", sagte sie spöttisch, und er warf ihr einen ironischen Blick zu. "Vielleicht hast du etwas übersehen, Joe: Ich bin nicht deine Hausangestellte und nicht deine Köchin. Ich erledige diese Arbeiten aus reiner Gutmütigkeit. Deshalb bilde dir ja nicht ein, du könntest mich herumkommandieren und mir befehlen, wann das Essen fertig sein soll. Dann kannst du dich in Zukunft selbst darum kümmern."
"Und dir ist vielleicht nicht bewusst, liebe Lydia, dass du mich, nachdem du mich letzte Nacht so leidenschaftlich geküsst hast, nicht behandeln kannst, als wäre das alles nicht geschehen. Du kannst mich nicht mit..."
"Joe, Moment mal", unterbrach sie ihn energisch. "Ich bin nicht bereit, so gedankenlos weiterzumachen wie bisher. Und es gefällt mir nicht, dass uns offenbar alle schon als Paar sehen."
Er zog eine Augenbraue hoch. "So klein ist eben die Welt. Aber habe ich dich gebeten, gedankenlos weiterzumachen?"
"Na ja ... Jedenfalls hast du mich heute vor allen Leuten geküsst, ohne mich zuvor zu fragen."
Als sie seinem spöttischen Blick begegnete, biss sie sich auf die Lippe und wandte sich ab. Wahrscheinlich spürte er genau, wie irritiert sie war.
"Gibt es sonst noch etwas, woraus du schließt, dass ich das Dilemma, in dem du dich befindest, nicht verstehen kann?" fragte er ruhig.
"Was meinst du damit?"
Er lächelte belustigt. "Dein Dilemma ist, dass du nicht weißt, wie du dich von einer alten Liebe verabschieden und dich auf die neue einlassen sollst. Hältst du mich etwa für unsensibel?"
Lydia war schockiert und sah ihn nur sprachlos an.
"Wenn nicht", fuhr er arrogant fort, "hast du einen anderen Grund, glauben zu wollen, ich sei ein Casanova. Hast du vielleicht Angst, du würdest über Bord gehen, um es mal so salopp auszudrücken?"
"Hör auf, dich über mich lustig zu machen, sonst verlierst du nicht nur die Köchin, sondern auch eine Mitarbeiterin", warnte sie ihn und legte Messer und Gabel hin.
"Dann lass uns doch reden, Lydia. Wo liegt das Problem?"
"Wenn du es genau wissen willst, du hast zwei Mal den Nagel auf den Kopf getroffen. Ich habe heute an Brad gedacht, und ich weiß nicht, ob du ein Casanova bist. Aber du hast mit deinen zweiunddreißig Jahren offenbar noch keine feste Beziehung gehabt und bist andererseits so geschickt und erfahren, geradezu professionell, dass
..."
"Wäre es dir lieber, ich wäre ungeschickt und grob?"
Lydia strich sich das Haar hinter die Ohren und ignorierte seine Bemerkung. "Und du hast erklärt, du hättest momentan nicht die Absicht zu heiraten, ganz bestimmt nicht meine Schwester."
"Warum, zum Teufel, können wir nicht in Ruhe über alles sprechen?"
"Weil das, was ich für Brad empfunden habe, nur mich etwas angeht."
Unvermittelt schwieg sie.
"Red weiter."
"Und was ich für dich empfinde ... Ach, ich kenne dich doch noch gar nicht gut genug. Ich weiß noch nicht einmal, ob
Weitere Kostenlose Bücher