Rettungslos verliebt
ich dir vertrauen kann."
"Wenn du erwartest, dass ich mich auf dich stürze und mir ohne deine Zustimmung nehme, was ich haben will, Lydia, dann muss ich dich enttäuschen. Das ist nicht mein Stil", erklärte er.
"Das ist der zweite Punkt", erwiderte sie ruhig, aber verächtlich.
"Deine oberflächliche Intelligenz beeindruckt mich nicht, sondern macht mich eher ärgerlich."
"Seltsam, darauf ließen deine Reaktionen vergangene Nacht aber nicht schließen."
Lydia schob den Stuhl zurück und stand auf. "Zum Teufel mit dir, Joe Jordan", stieß sie leise hervor. "Das Geschirr kannst du selbst abwaschen."
Die nächsten zwei Tage herrschte zwischen Lydia und Joe so etwas wie Waffenstillstand.
Lydia widmete sich vor allem den Pferden, die sich einige Tage ausruhen durften. Sie untersuchte sie gründlich und behandelte sie, wenn es sich als nötig herausstellte.
Da der nächste Supermarkt eineinhalb Tagesreisen weit entfernt war, mussten immer genug Vorräte an Lebensmitteln im Haus sein.
Normalerweise war Sarah für die Bestellungen zuständig, jetzt kümmerte Lydia sich darum.
Außerdem bewegte sie jeden Tag Sarahs Reitpferde, und in jeder freien Minute kümmerte sie sich um den Garten, den Sammy, ein ehemaliger Viehtreiber, in Ordnung hielt.
Joe und Lydia waren nur selten allein. Er verließ das Haus vor Sonnenaufgang und kam erst spät zurück, so dass sie ihm das Dinner warm stellte, das er im Arbeitszimmer aß. Aber wenn sie wirklich einmal allein waren, verhielt sich Lydia so normal wie möglich, während Joe kaum etwas sagte. Er behandelte sie höflich, vermittelte ihr jedoch das Gefühl, für ihn nicht mehr zu existieren.
Lydia verstand selbst nicht, warum sie überhaupt noch auf der Farm blieb, und sie redete sich ein, es nur Sarah zuliebe zu tun. Dennoch überlegte sie immer wieder, ob sie nicht Joe damit beweisen wollte, wie absurd seine Vermutungen seien.
Eigentlich ist es allein meine Schuld, dass wir jetzt in der Sackgasse stecken, gestand sie sich ein. Sie hatte einfach nicht damit gerechnet, dass er ihre Bemerkungen so wörtlich nehmen würde.
Vier Tage nach der Auseinandersetzung war Lydia mit den Nerven völlig fertig. Sie hätte Joe am liebsten angeschrieen, dass sie keine Fremde für ihn sei, die ihm das Essen kochte und sich um seine Tiere kümmerte. Die Situation änderte sich erst, als sie am Abend ins Bett gehen wollte und Joe in dem Moment aus dem Arbeitszimmer kam.
Es war eine besonders kühle Nacht, und Lydia hatte einen Pyjama unter dem Morgenmantel aus violettem Samt an.
Joe sagte nichts, während er sie aufmerksam betrachtete. Schließlich machte er ihr Platz, um sie vorbeizulassen. Seine Miene wirkte ganz besonders finster, und er war ziemlich blass.
Lydia rührte sich nicht von der Stelle. "Ist etwas passiert?" fragte sie nach kurzem Zögern.
Wieder musterte er sie von oben bis unten. "Sarah hat mich angerufen.
Sie und Rolf wollen sich trennen", antwortete er.
Mit dieser Neuigkeit hatte Lydia natürlich nicht gerechnet.
5. KAPITEL
"Aber warum? Ich dachte ..." begann Lydia hilflos. Ihre Gedanken wirbelten durcheinander, und sie blickte Joe an. "Möchtest du einen Kaffee?" Etwas anderes fiel ihr nicht ein.
"Ja gern" sagte er nach sekundenlangem Zögern und lehnte den Kopf an die Wand.
Lydia machte eine ganze Kanne Kaffee, und sie setzten sich in die Küche, weil es dort am wärmsten war.
"Hast du damit gerechnet?" fragte sie. "Ich erinnere mich, dass du mal erwähnt hast, Sarah glaube, sie hätte ihn gut im Griff, aber ich habe nie über die beiden nachgedacht." Sie zuckte die Schultern.
Joe seufzte. "Ich habe schon länger befürchtet, dass es so kommen wird."
"Weil Sarah keine Kinder bekommen kann?" Lydia war schockiert.
"Nein, das ist sicher nicht der Grund", antwortete Joe. "Schon eine Zeit lang habe ich gespürt, dass Rolf unzufrieden ist mit der Situation.
Am liebsten möchte er mit Sarah zusammen Alleininhaber der Farm sein. Dummerweise waren er und ich in zwei wichtigen Fragen verschiedener Meinung, und Sarah hat zu mir gehalten."
"Jetzt wird mir einiges klar. Warum hat sie das getan? Habt ihr euch gestritten? Einen besseren Viehzüchter als Rolf kann ich mir gar nicht vorstellen, wenn du mir die Bemerkung gestattest."
Joe schnitt ein Gesicht. "Es ging darum, Katerina zu vergrößern, um aus den Schulden herauszukommen. Es war mein Vorschlag, und Sarah fand ihn gut."
"Warum ist die Sache eskaliert?"
"Ich weiß es nicht. Jedenfalls sieht es im Moment so
Weitere Kostenlose Bücher