Rettungslos verliebt
ließ die Lippen leicht über ihren schlanken Hals gleiten, fuhr ihr mit den Händen durchs Haar und streichelte ihren Körper.
"Du faszinierst mich und bist ganz bezaubernd. Weißt du, dass deine Haut duftet wie ein Parfüm, das eigens für dich kreiert worden ist, Lydia? Und es gefällt mir, dass du so groß bist und ich mich nicht hinunterbeugen und mir den Hals verrenken muss, wenn wir uns küssen", sagte er leise.
Dann zog er sie wieder fester an sich und küsste sie. Dabei spürte Lydia seine muskulöse Brust an ihren Brüsten, und als sie ihm die Arme um die Taille legte und sich sinnlich an ihm rieb, breitete sich brennendes Verlangen in ihr aus.
Plötzlich ertönten Pfiffe um sie her. Sogleich versteifte Joe sich und fluchte leise. Dann zog er einen Arm zurück, und während er Lydia mit dem anderen immer noch festhielt, begrüßte er die
Nachtschwärmer ruhig und gelassen. Dann ging er mit Lydia ums Haus herum, und sie waren wieder allein.
"O nein", sagte sie bestürzt und presste die Hände auf die erhitzten Wangen. "Was wird Sarah jetzt denken?"
"Wahrscheinlich ist sie begeistert. Reg dich nicht auf. Sieh doch die ganze Sache mit Humor ..."
"Ich kann daran nichts Lustiges finden", unterbrach sie ihn. Doch zu ihrer eigenen Verblüffung fing sie an zu lächeln. Schließlich lachten sie beide aus vollem Hals.
Nachdem sie sich wieder beruhigt hatten, nahm Joe ihre Hand und sagte leise: "Lydia."
Sie schluckte und schüttelte den Kopf, als wollte sie ihre Gedanken ordnen. Aber als sie Stimmen und Schritte in der Nähe hörte, verlor sie die Nerven.
"Gute Nacht, Joe", flüsterte sie und eilte ins Haus.
Am nächsten Morgen fand Lydia ihren Cardigan sorgsam unter einem Blütenzweig im Sessel vor ihrer Verandatür. Sie nahm den Zweig und hielt ihn sich sekundenlang an die Wange. Dann seufzte sie und ging in die Küche.
Die Situation war nicht so unangenehm, wie Lydia befürchtet hatte.
Joe war schon unterwegs zu den Herden, und Sarah war vollauf mit der bevorstehenden Reise beschäftigt. Sie erwähnte mit keinem Wort, dass sie ihren Bruder und Lydia in inniger Umarmung überrascht hatte. Schließlich verabschiedeten Rolf und Sarah sich, und Lydia wünschte ihnen viel Glück und alles Gute.
Wenig später stellte sie fest, dass die Nachbarn die Scheune aufgeräumt hatten, ehe sie nach Hause geflogen oder gefahren waren.
Nachdenklich lehnte sie sich an einen Metallpfeiler. Habe ich mich von einem Mann, der genau weiß, wie er mit Frauen umgehen muss, verzaubern lassen? fragte sie sich. Hatte sie es Joes Geschicklichkeit zu verdanken, dass sie sich wie ein Märchenwesen aus
Tausendundeiner Nacht fühlte? Nicht einmal Brad ...
Plötzlich legte sie sich entsetzt die Hand auf den Mund. Wie konnte sie Brad nur mit Joe vergleichen? Und wie konnte körperliches Verlangen das wunderbare Gefühl der Zusammengehörigkeit verdrängen, das sie mit Brad verbunden hatte? Sie hatte Brad genau gekannt, während Joe Jordan ihr ein Rätsel war. Manchmal kam er ihr sogar wie eine Bedrohung vor.
Noch komplizierter wird das alles, weil ich letzte Nacht freiwillig und begeistert mitgespielt habe und Joe keinen Vorwurf machen kann, gestand sie sich ein. Jetzt musste sie sehen, wie sie damit zurechtkam.
Billy, der kastanienbraune Wallach, ließ sich gut reiten. Natürlich konnte sich Lydia ni cht mit den Männern vergleichen, die schon jahrelang auf der Farm arbeiteten. Doch mit Billys Hilfe, der gut trainiert und sehr ausdauernd war, war es ihr gelungen, sich nicht zu blamieren. Joe hatte Billy für sie ausgesucht und ihr geraten, dem Pferd zu vertrauen.
Später hatte sie erfahren, dass Joe Billy selbst trainiert hatte. Immer wieder habe ich neue und überraschende Dinge über diesen Mann herausgefunden, den ich zuerst nur für trendy gehalten habe, überlegte sie, während sie Billy sattelte. Dann setzte sie sich den Hut auf und schwang sich aufs Pferd. Joe war einer der besten Reiter auf der Farm.
Man achtete und respektierte ihn nicht nur als Mitinhaber, sondern vor allem wegen seines Könnens und seines Geschicks.
Lydia dirigierte Billy über die Koppel und öffnete und schloss die Tore, ohne abzusitzen. Dann ließ sie ihn über das weite Land galoppieren, und es gelang ihr, die Gedanken an Joe Jordan zu verdrängen. Sie bemerkte, wie ausgetrocknet das Land jetzt am Ende des Winters und vor Beginn der Regenzeit war. Die Staubwolke am Horizont kündigte das Eintreffen des verspäteten Road Trains an. Sie ließ Billy
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