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Rettungslos

Titel: Rettungslos Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: van der Vlugt Simone
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Bett
lief natürlich gar nichts, denn ich war ja genäht worden. Menno hatte ohnehin lange keine Lust mehr auf Sex und meinte: ›Wenn man erst einmal eine Vagina in diesem Zustand gesehen hat, vergeht einem buchstäblich alles.‹«
    Kreuger verzieht angewidert das Gesicht.
    Â»Wie sind denn die Geburten deiner Kinder verlaufen?«, fragt Lisa.
    Â»Völlig problemlos. Sie sind im Nu rausgeflutscht, und eine Woche später hatten wir schon wieder Sex.«
    Er kommt näher, sie nimmt seinen Geruch wahr.
    Â»Tatsächlich?« Lisa macht einen Schritt zurück und lehnt nun am Kleiderschrank. »Das ist wirklich ungerecht! Warum müssen manche Frauen so entsetzlich leiden, und andere kriegen ihre Kinder im Handumdrehen?«
    Â»Kannst du vielleicht mal zwei Sekunden die Klappe halten?« Er steht nun direkt vor ihr und greift nach ihren Brüsten.
    Lisa zieht scharf die Luft ein, was er anscheinend als Lustlaut interpretiert, denn er legt eine Hand auf ihren Po und presst sie an sich. Sie spürt sein hartes Glied an ihrem Bauch, und ihr wird speiübel.
    Â»Wir machen’s uns schön«, flüstert er ihr ins Ohr. »Du und ich, hmmm? Ich glaube, dir hat’s schon lange keiner mehr ordentlich besorgt.«
    Er beginnt, an ihrer rechten Brust zu saugen.
    Lisa sieht über seinen Kopf hinweg aus dem Fenster, ins Freie zu den hohen Bäumen in der Ferne, deren schon leicht verfärbte Kronen sacht vom Wind bewegt werden.

    Ich bin weit weg, ich bin weit weg … wiederholt sie in Gedanken wie ein Mantra.
    Mit einem unappetitlichen Schmatzlaut löst Kreuger sich von ihr und zeigt aufs Bett. »Leg dich hin!«

23
    Die Nacht hat etwas Unheimliches. Die üblichen Geräusche sind verstummt, und fast überall im Krankenhaus herrscht tiefe Stille. Vor dem Unfall saß Senta oft spätabends oder nachts am Schreibtisch in ihrem häuslichen Arbeitszimmer, ungestört vom Telefon, von Kollegen, die rasch etwas fragen wollen, von den Gesprächen in angrenzenden Büros. Ihre Artikel schrieb sie nur ungern in der Redaktion. Abends dagegen, wenn die Kinder im Bett waren und Freek vor dem Fernseher saß und sich einen Film ansah, konnte sie ihrer Kreativität freien Lauf lassen. Wie ein schützender, dunkler Schleier hüllte die Nacht sie dann ein.
    Doch jetzt empfindet sie die Dunkelheit als bedrohlich, und ebenso wenig behagt ihr die Stille. Sie braucht Ablenkung; Geräusche, Stimmen … Reize, die verhindern, dass ihr Bewusstsein erlahmt und sich unter ihr wieder die schwarze Tiefe auftut.
    Solche Gedanken sind Unsinn, das hat Frau Dr. Reijnders ihr versichert, auch dass die Untersuchungsergebnisse
völlig in Ordnung seien, trotzdem hält die Angst sie wach.
    Senta dreht den Kopf zu dem schmalen Streifen Licht, der aus dem Flur ins Zimmer fällt. Sie ist müde, todmüde. Nachdem Freek und die Kinder gegangen sind, wurden erneut Untersuchungen vorgenommen, den ganzen Abend lang. Und jetzt, da sie endlich allein ist, lassen ihre Gedanken sie nicht zur Ruhe kommen.
    Â»Was wissen Sie noch von dem Unfalltag?«, hatte Frau Dr. Reijnders gefragt.
    Senta erinnert sich an alles, nur nicht an den Unfall. Sie erinnert sich an den Stau auf dem Hinweg, an den Idioten, der ihr die ganze Zeit an der Stoßstange klebte, an ihren Ärger darüber. Sie hatte absichtlich das Tempo zurückgenommen, und als der Mann sie rechts überholen wollte, gab sie Gas, sodass er im langsameren Verkehr auf der rechten Spur stecken blieb. Im Rückspiegel hatte sie noch gesehen, dass es ihm nicht mehr gelang, auf die stark befahrene Überholspur zu kommen, und sie war schadenfroh weitergefahren.
    Sie hatte Alexander davon erzählt, er hatte herzhaft gelacht und gesagt: »Das mache ich auch oft, wenn mich jemand bedrängt, aus reiner Provokation. Dass Frauen diesen Trick ebenfalls draufhaben, ist mir allerdings neu.«
    Sie hatte seine Bemerkung sexistisch gefunden und ihm eine Banane – das harmloseste Geschoss in Reichweite – an den Kopf geworfen.
    Lachend hatte er sie aufgefangen und wie eine Pistole auf sie gerichtet. »Ergib dich, oder die Strafe wird furchtbar sein!«

    Sie war davongerannt, und er hatte die Verfolgung aufgenommen, durchs ganze Haus, bis ins Schlafzimmer, wo ihre Balgerei mit dem besten Sex aller Zeiten endete.
    All das weiß sie noch. Auch an ihr schlechtes Gewissen erinnert sie sich, als sie am frühen Nachmittag

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