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Rettungslos

Titel: Rettungslos Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: van der Vlugt Simone
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ins Auto stieg und die Rückfahrt zu Freek und den Kindern antrat. Dass ihr Verhältnis mit Alexander irgendwann auffliegen würde, war ihr bewusst. Sie nahm sich immer wieder vor, Schluss zu machen, um ein gro ßes Drama zu verhindern, doch bei jedem heimlichen Treffen wusste sie ganz genau, dass es ein nächstes geben würde.
    Anfangs konnte sie ihre Gefühle für Alexander noch auf Sparflamme halten. Nach der zweiten Begegnung, als sie sich lediglich geküsst hatten, schränkte sie den Kontakt ein, um nicht die Kontrolle über sich zu verlieren – eine Vorstellung, die ihr als Perfektionistin wenig behagte. Zuvor hätte sie ihr Leben mit einer guten Zwei bewertet, ohne Alexander fehlte jedoch auf einmal der Reiz, sodass es gerade noch zu einer Drei minus reichte.
    Freek hatte ihre Unzufriedenheit bemerkt. Kein Wunder, schließlich kannte er sie durch und durch. Nach gut zwanzig Ehejahren stürzt man sich zwar nicht mehr bei jeder Gelegenheit auf den Partner, aber nur alle drei bis vier Monate ein Mal Sex war schon sehr wenig. Ihr fehlte nichts, aber Freek wurde misslaunig.
    Zu einem handfesten Streit kam es, als sie zu einem Fest gehen wollten. Senta trug einen neuen Rock und ein tief dekolletiertes Oberteil, dazu die passende
Kette. Ihr schulterlanges, dunkelbraunes Haar hatte sie mit dem Lockenstab in Form gebracht, um ihm mehr Fülle zu verleihen. Für stark geschminkte Frauen hat Freek nicht viel übrig und sie selbst auch nicht, dennoch musste sie für einen natürlichen Look eine gute halbe Stunde aufwenden. Hochzufrieden mit ihrem Äußeren, ging sie schließlich die Treppe hinunter.
    Â»Bist du endlich so weit?« Freek nahm die hübsch verpackte Flasche Wein vom Tisch.
    Ãœber ihr Aussehen kein Wort. Senta ging an ihm vorbei zur Flurgarderobe, fuhr sich vor dem Spiegel durch die Locken und sagte: »Wow, du siehst blendend aus, Senta.«
    Ihr sarkastischer Tonfall ließ Freek aufmerken, und sie warf ihm einen vorwurfsvollen Blick zu. »Weißt du eigentlich, dass du mir nie Komplimente machst? Nie sagst du, ich sähe gut aus!«
    Â»Du siehst immer gut aus.«
    Â»Aber das will man auch gern mal hören!«
    Mit einem schelmischen Funkeln in den Augen sagte Freek: »Wow, du siehst blendend aus, Liebste.«
    Senta zuckte nur beleidigt mit den Schultern und zog den Mantel an.
    Â»Was ist denn los?«
    Â»Du solltest noch etwas an deiner Spontaneität arbeiten«, zischte sie.
    Â»Jetzt mach aber mal einen Punkt! Erst nörgelst du, ich würde dir nie Komplimente machen, und wenn ich es dann tue, bin ich dir nicht spontan genug. Was willst du eigentlich?«
    Â»Ach, vergiss es!«, erwiderte Senta patzig. »Wenn es
nach dir ginge, könnte ich auch im Blauen Anton und mit Kochtopffrisur rumlaufen!«
    Â»Selbst dann bist du noch schön«, sagte er versöhnlich.
    Freek meinte es gut, und genau das war das Problem: Er meinte es immer gut, spürte aber nicht, was ihr in der Beziehung mit ihm fehlte.
    Â 
    Es ist ein merkwürdiges Gefühl, wenn einem ein Stück Erinnerung fehlt. Ein kleines, aber entscheidendes Stück. Schließlich hätte sie tot sein können. Sie muss in Panik um ihr Leben gekämpft haben. Vielleicht war sie aber auch gleich bewusstlos und hat gar nicht gemerkt, wie das Auto mit Wasser volllief und sank. Ist das vielleicht der Grund, weshalb sie sich nicht mehr erinnern kann?
    Ein langsam sinkendes Auto … das Bild jagt Senta kalte Schauder über den Rücken. Niels hat schon recht: Sie sollte froh sein, dass sie sich nicht mehr erinnert.
    Ob sie Alexander sagen soll, dass sie im Krankenhaus liegt?
    In ihrem Zimmer steht kein Telefon, und das Handy liegt wohl am Grund des Kanals. Das hat den Nachteil, dass alle möglichen Nummern verloren sind, aber einen entscheidenden Vorteil: Keiner kann ihre Mailbox und den SMS-Speicher kontrollieren. Und Alexanders Nummer kennt sie auswendig.
    Morgen wird sie Freek bitten, ihr ein neues Handy zu besorgen. Kurz bevor sie eindöst, wird ihr die Ironie dieses Ansinnens bewusst.

24
    Jemand kommt ins Zimmer. Wie von Weitem hört Senta Schritte, dann das Rattern eines Wagens und die gedämpften Stimmen der Schwestern auf dem Flur. Langsam löst sie sich aus ihrer Traumwelt, in der sie im Nebel herumirrte, kehrt in die Wirklichkeit zurück und nimmt das Piepsen der Apparate neben ihrem Bett wahr.
    Im Glaskasten des Pflegepersonals

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