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Return Man: Roman (German Edition)

Return Man: Roman (German Edition)

Titel: Return Man: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: V.M. Zito
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aber nicht etwa, um zu steuern, sondern weil er sich irgendwo festhalten musste. Das Quad geriet auf die andere Straßenseite und kam schließlich von der Straße ab. Es walzte die dürren Sträucher platt und raste auf den schmutzigen Parkplatz der Bar. Das Rudel der Leichen fiel zurück, zehn Meter, zwanzig…
    …und so entfernte das Quad sich aus der unmittelbaren Gefahrenzone. Der Soldat heulte auf und schlug auf die Motorhaube, wobei das Blut aus den verstümmelten Fingern rote Schlieren auf dem Metall hinterließ, der Pferdeschädel zerbrach, fiel vom Quad ab und wurde auf dem harten Erdboden zu hundert weißen Splittern zermalmt. Marcos Augen und die des Mannes trafen sich; das blutverschmierte Gesicht des Soldaten war grotesk verzerrt und schmerzerfüllt. Ein Schmerz, wurde Marco sich bewusst, den er diesem Mitmenschen zugefügt hatte– nicht einer Leiche, der es egal war und die es auch nicht spürte, wenn man ihr ein Bein brach oder einen Arm abhackte, sondern einem lebendigen, leidensfähigen Menschen. Die Erkenntnis ernüchterte ihn wie ein Eimer kaltes Wasser.
    Der Adrenalinstoß verpuffte, und er nahm sofort die Hand vom Gasgriff.
    » Es tut mir leid«, sagte er spontan und begriff dann, wie lächerlich das klang. Es tut mir leid, dass ich Sie überfahren und versucht habe, Sie umzubringen. Er zog die Bremse, und das Quad kam schlingernd in der Nähe einer schiefen hölzernen Veranda zum Stehen– dem Eingang der Bar.
    Der Soldat rollte unter dem Stoßfänger hervor, als ob das Chassis ihn ausgespuckt hätte. Er drehte sich zwei- oder dreimal wie eine Stoffpuppe und blieb dann schlaff, keuchend und mit grotesk verrenkten Gliedmaßen liegen. Die Beine waren an den Knien zur Seite abgeknickt, und ein spitzer Knochen stach direkt unterhalb des Oberschenkels durch das linke Hosenbein. Seine Haut war klebrig, feucht von Blut und so dick mit Wüstenstaub überzogen, dass er wie ein in Mehl gewendeter Brotteig aussah.
    Eine Hand packte Marco an der Schulter, und er wirbelte in Panik herum.
    » Wu«, stieß er hervor.
    Der Sergeant sackte am Quad zusammen; vor lauter Erschöpfung stand ihm der Mund offen. Er war durch die Bresche entkommen, die Marco in die Phalanx der Leichen geschlagen hatte. Die aristokratischen Wangenknochen waren violett angeschwollen, und das ganze Gesicht war, von der Stirn bis zum Kinn, mit zähem schwarzem Blut überzogen. Er sah aus wie ein Mechaniker, der während eines Ölwechsels verprügelt worden war. Er atmete stoßweise, und das Ein- und Ausatmen schien ihm gleichermaßen Schmerzen zu bereiten. Sein ganzer Körper verströmte den Geruch des Todes.
    Marco verzog das Gesicht. Hinten auf dem Highway hatten die Leichen kehrtgemacht und marschierten nun zum Parkplatz zurück. Es war aber nur noch ungefähr ein Dutzend– Wu und der Soldat hatten sie stark dezimiert–, doch diese Überlebenden sahen noch genauso hungrig aus wie zuvor und knurrten zornig und frustriert. Wu schaute mühsam über die Schulter.
    » Wir müssen verschwinden«, sagte er atemlos.
    » Keine Einwände«, sagte Marco und sah mit einem Kopfnicken zu dem stöhnenden bärtigen Soldaten. Es war dem Mann gelungen, sich auf Hände und Knie aufzurichten, und nun schleppte er sich zur Bartür, um im Inneren Deckung zu finden. » Aber vorher sammeln wir noch unseren neuen Freund auf.«
    Wus Augen verengten sich. Das linke Auge war blutunterlaufen. Er warf noch einen Blick auf die zerlumpten Leichen, dann löste er sich vom Quad und halb lief, halb humpelte er zu dem kriechenden Soldaten. Er stellte ihm seinen Stiefel auf den Nacken und drückte ihn nach unten. Mit einem gequälten Schrei fiel der Mann auf den steinigen Erdboden. Wu bückte sich, und Marco sah, dass er etwas aus dem Gürtel des Soldaten zog. Schließlich kehrte Wu zum Quad zurück.
    » Für die Handschellen«, sagte er und reichte ihm einen kleinen silberfarbenen Schlüssel.
    Marco stieß erleichtert die Luft aus. » Gute Idee. Diese Dinger passen irgendwie nicht zu meinem Stil.«
    Er zuckte zusammen, als Wu die Handschellen grob packte. Der Schlüssel klickte im Schloss, und dann gaben die Ringe Marcos Hände frei. Die Kette baumelte lose herunter. Marco atmete tief aus. Verdammt, das tat weh. Er kühlte die hässlichen scharlachroten Abdrücke, die die Ringe auf der Haut hinterlassen hatten, indem er darauf blies.
    » Danke«, sagte er. » Jetzt sollten wir zusehen, dass wir möglichst schnell…«
    Doch er beendete den Satz nicht. Wu war

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