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Return Man: Roman (German Edition)

Return Man: Roman (German Edition)

Titel: Return Man: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: V.M. Zito
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sich der Kapelle nun von hinten.
    Die Hunde erschienen oben auf dem Hügel und hetzten in blinder Gier den Hang hinunter.
    Marco spuckte Gras aus und rannte mit wild rudernden Armen auf die Kapelle zu. Gottverdammt, er hatte beim Sturz die Kalaschnikow verloren, doch das spielte im Moment keine Rolle– du musst nur die Kapelle erreichen, lauf zur Kapelle, bitte, bitte mach, dass die Tür nicht verschlossen ist!
    Er kam mit einem Vorsprung von zwei Schritten vor Wu dort an. Ihm stockte das Herz, als er gegen die Eichentür schlug und hektisch an der Messingklinke herumfummelte. Der Riegel öffnete sich– Gott sei Dank –, und die Tür ging auf; er rannte hinein, Wu direkt hinter ihm, und warf die Tür zu.
    Sofort war die Holztür einem Angriff von draußen ausgesetzt: Die Hunde sprangen dagegen und kratzten mit den Krallen über das Holz. Gebell und Geheul dröhnten in Marcos Ohren.
    » Meine Güte!« Marco trat einen Schritt von der Tür zurück und wäre fast zusammengebrochen. Er stützte atemlos die Hände auf die Knie. » Was meinen Sie«, sagte er und atmete tief durch, » werden sie uns nun belagern oder wieder verschwinden?«
    Der schweißgebadete Wu zuckte die Achseln. » Sie werden verschwinden, glaube ich. Es muss draußen auf dem Friedhof noch eine langsamere Beute für sie geben. Wie die Leichen, die wir in der Stadt gesehen haben.«
    » Dieser Gedanke kam mir auch schon.«
    » Die eigentliche Frage lautet«, sagte Wu, » ob es hier drin Leichen gibt?«
    Ernüchtert ließen die Männer den Blick durch die Kapelle schweifen. Sie standen in einem kleinen, mit Marmor verkleideten Vorraum neben einem Tisch, der mit Schriften über den Tod und das Leben nach dem Tod bestückt war. Eine große Vase stand in der Ecke; von den Blumen, die sich einmal darin befunden hatten, waren nur noch steinharte Stiele übrig.
    Das Licht war trübe und hatte einen blauen und roten Farbstich; die Butzenscheiben filterten das Sonnenlicht. Marco schielte im Zwielicht. Die Einrichtung war relativ spärlich– es gab einen Block aus sechs Kirchenbänken, einen kleinen braunen Altar auf einem Podest und dahinter eine große Christusstatue an einem Kreuz. Ein roter Teppich führte vom Vorraum in den Hauptraum und gabelte sich dort, wobei beide Wege parallel zu einer Wendelrohrheizung oben in den Seitenschiffen verlief.
    Die Luft war stickig, und es roch modrig– wie der Inhalt einer Bettpfanne.
    Und nach noch etwas. Marco schnüffelte. Es roch irgendwie ranzig und verwest.
    Ein Muskel an seiner Kinnlade zuckte.
    Da saß ein toter Mann auf der ersten Bank.
    Es war definitiv eine Leiche– die kahle Kopfhaut war ledrig, und am Hinterkopf war die Haut bereits verwest und enthüllte ein wurmstichiges Stück des Schädels. Die Leiche trug ein Polohemd, und über dem Kragen drangen die Knorpel der oberen Halswirbel durch die verweste Haut im Nacken.
    » Ist sie lebendig?«, fragte Wu und runzelte die Stirn angesichts dieser Fragestellung. » Sie wissen schon, wie ich das meine.«
    » Ja, sie ist auferstanden«, antwortete Marco im Flüsterton. Trotz aller Vorsicht hallten die Worte laut von den Marmorwänden des Vorraums wider. » Sehen Sie– sie rührt sich.«
    Die Leiche bewegte leicht den Kopf; sie senkte und hob ihn wie jemand, der sich krampfhaft wach zu halten versuchte. So ging das noch drei- oder viermal, und dann rührte sie sich nicht mehr.
    » Wieso steht sie denn nicht auf?«, fragte Wu.
    » Ich weiß auch nicht. Wir haben doch einen Höllenlärm veranstaltet, als wir reinkamen.«
    Draußen setzten die Hunde derweil die Belagerung der Kapelle fort. Marco hörte, wie sie mit hungrigem Bellen auf dem Pfad hin und her liefen. Die Viecher waren ausgesprochen frustriert.
    » Warten Sie hier«, sagte Wu und durchquerte den Vorraum. Er zog kräftig an der Tür, um sich zu vergewissern, dass sie auch fest verschlossen war. Und nur um sicherzugehen, kippte Wu den Tisch um, wobei die erbaulichen Schriften auf den Boden fielen– hundert Exemplare von Verluste bewältigen und Trauerarbeit leisten –, und verrammelte damit die Tür.
    Dann kam er mit gezückten Messern zu Marco zurück.
    » Langsam weitergehen«, sagte er und betrat den Teppichläufer. Kleine Staubwolken quollen aus dem roten Filz auf, als er mit den Stiefeln darauftrat.
    » Einen Moment– was haben Sie überhaupt vor?«, fragte Marco.
    » Ich will mal nachsehen.«
    Marco schüttelte skeptisch den Kopf. Aber verdammt noch mal, er war auch neugierig.
    Er zog die

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