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Return Man: Roman (German Edition)

Return Man: Roman (German Edition)

Titel: Return Man: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: V.M. Zito
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geschwächt.
    Ist nur eine Grippe. Die Frage, ob er womöglich doch von der Auferstehung befallen worden war, wollte er sich lieber gar nicht erst stellen. Er hatte das mit einer Kette gesicherte eiserne Tor geöffnet und war mit dem Jeep die lange, gepflasterte Auffahrt hinaufgefahren, während die in den Hügeln heulenden Kojoten ihn wieder in Arizona willkommen hießen. Dann ging er ins Haus und lag für ein paar Stunden mit Magenkrämpfen und Halsschmerzen im Bett, bevor er wieder aufstand und Joan anrief. Er hatte im Arbeitszimmer kein Licht angemacht. Auf dem Bildschirm sah er, dass Joans Zimmer hell war; in Baltimore war die Sonne schon aufgegangen. Die Sicheren Staaten erstreckten sich bis zum Ostufer des Mississippi– eine natürliche, leicht zu verteidigende Grenze, hinter der Amerika noch intakt war. Die Regierung hatte sich zurückgezogen, als die Auferstehung im Westen ihren Anfang nahm und sich dann unkontrolliert ausbreitete. Nun waren die Sicheren Staaten abgeriegelt– niemand kam rein, und niemand kam raus. Die Evakuierten Staaten waren den Toten überlassen worden.
    Hier in Marcos Arbeitszimmer glich das Bild von Joans Gesicht einem glühenden Fenster in der Dunkelheit; es wirkte geradezu übernatürlich. Er hatte den Computer schon abschalten wollen. Stattdessen nickte er ihr auf dem Bildschirm zu. Das war ein Trick, um Augenkontakt zu vermeiden; die Webcam auf dem Schreibtisch erfasste ihn im Halbprofil, sodass sie seinen Gesichtsausdruck und damit seine Gedanken nicht zu lesen vermochte. Er war froh, dass er die Abschlussbesprechung nicht persönlich durchführen musste. Wie er diese unangenehmen Augenblicke gehasst hatte, als er im renommierten Cedars-Sinai-Krankenhaus als Arzt praktiziert und den Patienten und ihren besorgten Angehörigen EEG -Diagramme erklärt hatte. Oft hatte er sich dabei ertappt, nervös mit dem Kugelschreiber auf der Seite herumzutippen, als hätte er selbst ein neurologisches Problem.
    Er sah, dass Joan auf ihrem Sitz herumrutschte. Sie senkte den Blick. Vielleicht spürte sie, dass der Ehering ihres Mannes auf seinem Schreibtisch lag. Marco steckte ihn diskret ein. Es musste nicht sein, dass sie ihn noch einmal zu sehen bekam.
    » Entschuldigung«, sagte sie mit zitternder Stimme. » Ich wollte nicht… es ist nur… es ist nur so, dass ich Sie das fragen wollte. Ich meine, Sie haben schon so viele dieser Aufträge ausgeführt. Sie müssen es doch wissen.«
    Sie sah furchtbar aus. Er hatte sie vor ein paar Wochen zum letzten Mal gesehen, und die Veränderung, die seitdem mit ihr vorgegangen war, erschreckte ihn. Sie trug im Gegensatz zu früher kein Make-up mehr, und er verspürte den Anflug eines Schuldgefühls, weil ihm das überhaupt aufgefallen war. Ihre Augen waren blutunterlaufen und die unteren Augenlider grau und aufgedunsen. Ein Schleimbrocken hing unter ihrem rechten Nasenloch; sie zog ihn schniefend hoch, doch er kam sofort wieder zum Vorschein. Die Schultern waren nach vorn gebeugt, die Arme ausgestreckt und die Hände zwischen den Knien eingeklemmt. Sie trug ein dunkelgrünes Sweatshirt mit einem auffälligen ausgebleichten Fleck auf der Schulter– das erste Mal, dass er sie nicht in schicken Designerklamotten sah–, und er hatte die Vermutung, dass sie auch darin schlief. Im eng anliegenden Sweatshirt kamen ihre Brüste deutlich zur Geltung; obwohl sie schon in den Fünfzigern war, hatte sie noch immer eine gute Figur. Doch ihr Gesicht sah älter aus– verhärmt, als wäre sie um ein paar zusätzliche Jahre gealtert, seit sie zur Witwe geworden war.
    » Wissen?«, fragte er schließlich.
    » Ja«, sagte sie. Sie sah ihn mit festem Blick an. » Ob ich auch das Richtige getan habe?«
    Er sog den Atem ein.
    Sie fuhr fort und geriet wieder ins Stocken. » Bitte, ich möchte doch nur die Wahrheit wissen– seien Sie ehrlich zu mir, Mr. Marco, als ob Sie mit einer Freundin sprechen würden. Sie können es mir jetzt ruhig sagen. Ich habe schon bezahlt, und Sie haben geliefert– es kommt also nicht mehr darauf an. Also, bitte.« Ihre Unterlippe zuckte. Sie beugte sich zur Kamera hin, und ihr Gesicht füllte den Bildschirm aus.
    » Habe ich auch das Richtige getan?«, fragte sie.
    Er überlegte einen Moment– und wunderte sich selbst darüber. Nicht etwa, weil sie ihm die Frage gestellt hatte, sondern weil er tatsächlich über die Antwort nachdachte. Seine Klienten waren wie Kinder, unerfahren und unsicher; die Welt war für sie auf den Kopf gestellt

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