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Return Man: Roman (German Edition)

Return Man: Roman (German Edition)

Titel: Return Man: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: V.M. Zito
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Bootsrumpf– bis zum Heft, damit es nicht wieder herausfiel. Nun hatte er beide Hände frei. Beeil dich, sagte er sich; falls die Leichen da draußen sich mit ihrem ganzen Gewicht gegen das Boot warfen, würde er zerquetscht werden. Mit einigen Verrenkungen ging er in die Hocke und drückte mit den Schultern gegen den Bootsrumpf, um das Kanu anzuheben…
    …aber das gottverdammte Ding bewegte sich keinen Zentimeter.
    Mistding! Das Kanu war schwerer, als er vermutet hatte. Obwohl er sich so sehr anstrengte, dass ihm fast das Blut aus den Ohren quoll, rührte es sich nicht. Doch so dünn Marco auch war, er hatte ausgeprägte Muskeln– sein Körper war gestählt durch ein intensives Training im Fitnesskeller, das er für zwei oder drei Stunden an Tagen absolvierte, an denen er einen richtigen Hass auf die Welt hatte. Er stieß nun einen zornigen Schrei aus… und spürte, wie das Kanu sich schließlich doch bewegte. Während der Bootsrumpf sich ihm wie ein Joch in den Nacken grub, löste das Kanu sich mit einem Schauer herabrieselnden Sands vom Boden.
    Und los geht’s!
    Stolpernd kam er auf die Füße, noch immer halb gebückt– das umgedrehte Kanu überwölbte seinen Rücken wie der Panzer einer komischen Schildkröte. Der Bug ragte wie ein Rammbock nach vorn, und er war bereit loszulaufen. Doch ehe er noch den ersten Schritt tat, ertönte draußen ein lautes Geräusch, gleich neben seinem Ohr; das Boot wackelte, und die Erschütterungen setzten sich an seinem Rückgrat fort.
    Das Gewicht des Kanus verlagerte sich abrupt, als sich die ersten Leichen daraufstürzten, und er hatte große Mühe, es über dem Kopf im Gleichgewicht zu halten. Die physikalische Maxime war ganz einfach: Wenn es kippt, bin ich tot.
    Der Ansturm gegen das Boot verstärkte sich und verschmolz mit dem Rauschen des Bluts in seinen Ohren. Seine Beine zitterten schon; doch dann kamen weitere Leichen von links und wirkten dem Angriff von rechts entgegen, womit sie es ihm unwillentlich ermöglichten, sich doch aufrecht zu halten. Seine Sicht war in alle Richtungen auf seine nackten weißen Zehen und eine kurzes Stück zu den Seiten beschränkt. Das Kanu war von hundert Leichen umstellt, von denen er nur ihre krummen Beine und verfaulten Füße sah.
    Und im nächsten Moment setzten die Leichen zu einem Frontalangriff auf den Bootskörper an.
    Das Kanu wurde mit Schlägen eingedeckt. Sie hallten fürchterlich laut, und er betete, dass das Boot nicht einfach über ihm zerbersten würde. Zornige Schreie mischten sich in den Gewaltausbruch; die Leichen wurden durch seine improvisierte Verschanzung verwirrt, doch diese Verwirrung würde nicht ewig anhalten.
    Und nun neigte das Kanu sich nach oben, während sie versuchten, es ihm zu entreißen. Jetzt wurde es brenzlig. Er versuchte mit aller Kraft, das Boot unten zu halten. Er musste den Ausbruchsversuch jetzt starten. Er nahm abrupt Anlauf, wodurch das Boot ihnen förmlich durch die Finger glitt und er entlastet wurde– er hörte, wie sie Halt suchend am Rumpf kratzten, doch das Holz war durch Wind und Wetter blank poliert. Mitsamt der Kanu-Rüstung stolperte er vorwärts durch den Sand.
    Der spitze Bug teilte die Menge und beförderte die Leichen, die sich ihm entgegenstellten, unsanft aus dem Weg. Er nahm Geschwindigkeit auf und schrie triumphierend, als wäre jeder dumpfe Schlag, jeder Kopf, der vom metallenen Bugspriet gerammt wurde, ein Kohlebrocken, der in seinen imaginären Dampfkessel geworfen wurde.
    Klatsch. Klatsch. Klatsch.
    Er stürmte vorwärts wie eine Lokomotive, die mit dem Kuhfänger Vieh von den Schienen räumte. Die Schläge vermochten ihn kaum noch zu bremsen. Eine weißhäutige männliche Leiche fiel zu Boden und rollte unter das Kanu. Sie zischte und versuchte, ihn an den Fußknöcheln zu packen, doch er stieg einfach darüber hinweg und widerstand dabei dem Drang, ihr einen Tritt gegen die Stirn zu versetzen.
    Wenn er doch nur die Stiefel angehabt hätte.
    Das Kanu lastete immer schwerer auf Marco, aber er lief trotz der schmerzenden Beine weiter. Nur dass er keine Ahnung hatte, wohin er überhaupt lief. Mit gesenktem Blick orientierte er sich am aufgeschäumten dunklen Sand am Ufer. Er konzentrierte sich auf seine Fußabdrücke, in denen sich das Wasser sammelte, und hoffte, dass er wenigstens in die Richtung seines Ausgangspunkts lief, wo Roarks Leiche ins Wasser gefallen war.
    Als er das Gros der Verfolger schließlich abgehängt hatte, wurde er beinahe durch einen

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