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Return Man: Roman (German Edition)

Return Man: Roman (German Edition)

Titel: Return Man: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: V.M. Zito
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ausstreckte und den Computer ausschaltete und sich dann von ihrem Stuhl in Baltimore erhob und sich wieder anderen Dingen widmete. Im nächsten Moment verdunkelte der Bildschirm sich. Für Joan würde das Leben nun in den Sicheren Staaten weitergehen. Für sie war dieses Kapitel abgeschlossen. Sie hatte es selbst gesagt.
    Vorbei ist vorbei.
    » Aber nicht für mich«, stellte er fest, während seine Augen sich an die Dunkelheit gewöhnten. Ist es denn falsch, wenn ich eifersüchtig bin?, fragte er sich dann.
    Ein freudloses Grinsen erschien in seinem Gesicht.
    Siehst du, Joan?, sagte er sich. Jeder hat so seine Zweifel.
    2 . 2
    Marco schaltete den Computer aus und ging den Flur entlang zum Badezimmer. Sein Herz hämmerte, und bei jedem Atemzug strömte die Luft schmerzhaft durch die trockene Nase. Er holte eine Flasche mit Sudafed -Gelkapseln aus dem Medizinschrank. Zu verbrauchen bis Oktober 2016, stand auf dem Etikett. Das Verfallsdatum war also schon zwei Jahre abgelaufen.
    Er schluckte trotzdem drei Kapseln; wäre ja möglich, dass sie noch wirkten. Er würde bei der nächsten Reise bei Walgreens in Apache Junction haltmachen und seine Vorräte auffrischen müssen, doch sehr wahrscheinlich hatten die Medikamente auch dort schon das Verfallsdatum überschritten. Alles vergammelte in den Apotheken und den Supermärkten, sogar die Trockenwaren. So würde er auf Dauer nicht überleben können.
    Er war erschöpft, doch die Vorstellung, sich wieder ins Bett zu legen und die nächsten vierundzwanzig Stunden zu verschlafen, gefiel ihm auch nicht. Bei seiner Rückkehr letzte Nacht war er halb im Koma gewesen und hatte das Anwesen deshalb nicht auf Einbrüche überprüft. Wenn er das jetzt nicht nachholte, würde er grob fahrlässig handeln. Die Barrikade, die er errichtet hatte, war fast leichensicher, aber eben nicht hundertprozentig. Außerdem musste er die Falle überprüfen.
    Zu seiner Verärgerung stieg seine Hoffnung– ein eigentlich unbegründeter Optimismus, dass heute vielleicht der Tag wäre. Das Ende seiner Jagd. Vielleicht…
    Hör auf damit, sagte er sich unwirsch und ging in sein Büro zurück.
    Er würde warten, bis es draußen hell wurde. Noch eine halbe Stunde. Er nahm eine Decke von der Ledercouch und öffnete die Glastür zum Balkon. Der Morgen brachte die Kälte der Wüstennacht mit sich; er spürte sie frisch auf der Haut. Er wickelte sich in die Decke, stützte die Unterarme auf das Balkongeländer und blickte über das Land. Am östlichen Horizont grenzte ein hellblaues Band die Erde vom Weltraum ab, während darunter eine pink- und orangefarbene Morgendämmerung durchschimmerte. Die Superstition Mountains ragten am Horizont empor und nagten an den Sternen wie mächtige schwarze Backenzähne in einem Kieferknochen aus trockener Erde. Unter ihnen lagen die Bajadas, ein Geländeabschnitt mit sanften Hügeln und trockener Vegetation, der mit Saguaro-Kakteen und Kreosotbüschen übersät und von Eidechsen und Eulen bevölkert war.
    Vor der Auferstehung hatte er nach den anstrengenden Schichten im Krankenhaus abends oft Frieden hier draußen gefunden. Mit einem Glas Rotwein und Danielles Händen, die ihm den Nacken massierten, war die Anspannung so schnell von ihm abgefallen, wie der Wüstenboden die Wärme abgab. Alles hatte sich beruhigt. Doch nun vermochte er sich gar nicht mehr zu entspannen– nicht mit hundert Kakteen, die ihn aus den Bajadas anstarrten und hinter deren mannshohen Silhouetten sich leicht eine Leiche verbergen konnte, die aufs Anwesen vorrückte.
    Er zitterte trotz der Decke und dachte an Joan Roark. Sie hatte ihm eine heikle Frage gestellt, und er hatte sie beantwortet. Er versuchte, sich an den genauen Wortlaut der Antwort zu erinnern. Er war sich nicht mehr ganz sicher, doch ein Wort hatte sich förmlich ins Bewusstsein eingebrannt. Seele.
    Hatte er ihr das wirklich gesagt? Sie haben seine Seele erlöst. Er fühlte sich plötzlich schuldig und bekam heiße Ohren. Er kam sich vor wie ein schmieriger Fernsehprediger, der den Leuten den größten Mist erzählte, nur um sich die Taschen zu füllen. Aber nein– das war nicht fair. Er hatte das ja nicht wegen des Honorarschecks gesagt. Er wollte nur, dass sie sich gut fühlte.
    Mit dem Begriff » Seele« hatte er schon seit der Highschool nichts mehr anfangen können, als er ein braver katholischer Schüler war. An der medizinischen Fakultät war dieser Begriff dann einem profanen empirischen Verständnis gewichen.
    » Es gibt nur

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