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Return Man: Roman (German Edition)

Return Man: Roman (German Edition)

Titel: Return Man: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: V.M. Zito
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Messernarbe zog sich wie ein Blitz über seine aschfahle Wange. Hunderte Leichen drängten sich hinter ihm, vier bis fünf Reihen tief gestaffelt, während der Lkw mit hoher Geschwindigkeit eine blutige Schneise der Verwüstung durch den Hof zog. Er schleuderte einen Ständer mit Gewichten zur Seite, wirbelte Hanteln durch die Luft, fuhr über die weißen Linien eines Basketballfelds und hielt frontal auf die Ziegelsteinmauer vor ihnen zu.
    Marco schrie wieder auf.
    Die Toten dämpften den Aufprall– ein Puffer aus fünfzig Leichen zwischen der Wand und dem Lkw. Marco zuckte beim lauten Knacken von tausend splitternden Knochen zusammen, als Köpfe wie Korken aus einer Champagnerflasche von den Körpern flogen. Ein Hagel aus zähem Leichenfleisch klatschte auf die Motorhaube– kleine quadratische Stücke, die wie eine Wurstmasse durch die Maschen des Zauns gepresst worden waren. Die vernarbten Lippen des Mannes öffneten sich beim Aufprall, und er spie den Magen aus– er baumelte geradezu obszön wie eine riesige, purpurfarbene schleimtriefende Zunge heraus.
    Marco prallte heftig mit dem Brustbein gegen das Lenkrad, und ihm blieb die Luft weg. Sein Kopf ruckte herum, als der Lkw schließlich zum Stehen kam; sein Mund öffnete und schloss sich und rang vergeblich nach Atem. Es vergingen fünf Sekunden, bis er die Sprache wiederfand.
    » Heilige… Scheiße!«, stieß er hervor.
    Wus Gesicht war eine schmerzverzerrte Maske, und er hatte die Hand auf die Schulter gepresst. Frisches Blut quoll zwischen seinen Fingern hervor. » Das– war dumm…«
    » Ja, mein Gott«, unterbrach Marco ihn. » Kommen Sie schon, wir müssen hier raus.«
    Hinter dem Maschendrahtzaun krümmte sich ein Dutzend überlebender Leichen. Sie wurden gegen die Mauer gepresst und konnten ihnen nichts mehr anhaben – doch im Spiegel sah Marco, dass ein weiterer Schwarm in orangefarbenen Overalls auf den Lkw zuwankte. Die toten Aufständischen kehrten in der Hoffnung auf eine leichte Mahlzeit in den Hof zurück.
    Marco stieg hastig aus dem Lkw. Die Toten waren noch etwa fünfzehn Meter entfernt. Von den Reitern war noch nichts zu sehen, doch der Lärm ihrer Quads wurde mit jeder Sekunde lauter.
    Und der Zaun war auf breiter Front aufgerissen, als hätte man ihnen einen roten Teppich ausgerollt.
    Verdammt.
    » Diese Richtung«, sagte Marco mit einem Fingerzeig, als Wu ihn an der Rückseite des Lkw traf. Der Eingang des Gefängnisses war noch etwa drei Meter entfernt: Ein schwarzes rechteckiges Loch klaffte an der Stelle, wo die AAE die Türen herausgesprengt hatte. Er hatte noch keinen einzigen Schritt gemacht, als plötzlich ein lauter Knall auf dem Hof ertönte und Splitter aus der Mauer gesprengt wurden, die ihn wie schmerzhafte Stiche trafen.
    » Mein Gott!«, schrie er und schützte den Kopf mit den Armen.
    Am offenen Ende des Hofs war das Reiter -Quad zum Stehen gekommen. Auf dem Geschützturm ließ Monsterschädel grimmig den Blick über das Meer aus Leichen schweifen.
    » Erledigt sie!«, rief er laut. Seine Stimme war so tief und wild, geradezu animalisch, dass Marco die Worte kaum verstand. » Macht sie fertig!« Und dann feuerte die Browning eine zweite Salve in die Menge. Leichen zerplatzten, und orangefarbene Gewebestreifen flatterten im Wind.
    Wu rannte an Marco vorbei. » Rein da!«
    Marco drohte die Nerven zu verlieren. Er rannte wie von der Tarantel gestochen los. Er spürte förmlich, wie die Browning seine wirbelnden Beine anvisierte, und rechnete jeden Moment damit, dass die Vollmantelgeschosse ihm die Knie zerschmetterten…
    Er sprang in das schwarze Loch und wäre fast gestürzt, als er mit einem Fuß an der obersten Stufe hängen blieb. Kugeln zischten über seinen Kopf hinweg. Dann erlangte er das Gleichgewicht wieder und drang immer tiefer in die Dunkelheit ein. Wus Schritte hallten vor ihm. Das ist doch verrückt, sagte Marco sich. Der totale Wahnsinn. Hier drin könnte alles Mögliche lauern. Blindlings lief er einen Gang entlang, der zweimal eine Biegung machte, und dann gelangte er zu einer Sicherheitsschleuse mit einer Gittertür– die Gott sei Dank offen stand.
    Er rannte hindurch und spürte, dass der Raum sich um ihn herum weitete.
    Der zentrale Zellenblock. Das erste Sonnenlicht durchdrang die Finsternis, und Marco versuchte angestrengt, irgendwelche verdächtigen Schatten in der weitläufigen Halle auszumachen. Er suchte schnell die Ecken ab und fragte sich, von wo aus die erste Leiche wohl angreifen würde. Es

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