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Return Man: Roman (German Edition)

Return Man: Roman (German Edition)

Titel: Return Man: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: V.M. Zito
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verdrehte die Augen, dann sackte sie zusammen, die Arme noch immer um Wu geschlungen. Schließlich ließ sie ihn los und schlug auf dem Zellenboden auf.
    Wu zog sein Hemd glatt und stieß heftig und unter Schmerzen die Luft aus. » Seien Sie vorsichtig mit Ihrem neuen Spielzeug, Doktor. Sie hätten mich beinahe erschossen…«
    Er versteifte sich, als der rote Punkt über seine Brust wanderte. » Doktor!«
    » Entschuldigung«, sagte Marco und nahm den Laufsteg ins Visier. » Sehen Sie.«
    Die Zellenreihe war aufgewacht– ein Haufen beschissener Leichen kroch aus den Eingängen. Die grauenhaften Kriminellen versammelten sich auf der Galerie. Zwanzig, dreißig tote Männer schlurften im Gänsemarsch auf ihn zu. Marco richtete den Laser auf die vorderste Leiche, einen männlichen Asiaten, dem beide Ohren fehlten.
    Aber es sollte noch schlimmer kommen– ein ersticktes Stöhnen ertönte auf der Treppe.
    Die Toten kamen vom Erdgeschoss herauf.
    Ist doch nicht so schlimm, oder?, dachte Marco mit bitterem Sarkasmus. Die Pistole zitterte in seinen Händen. Hunderte von Leichen, die uns von beiden Seiten in die Zange nehmen. Wie eine Schrottpresse mit Zähnen.
    Und noch vierzehn Kugeln in der M9.
    » Vielleicht«, sagte er zu Wu, » hätten wir doch die bösen Buben um eine Mitfahrgelegenheit bitten sollen.«
    11 . 2
    Mit wenig Hoffnung blickte Marco über das Geländer der Galerie. Ich könnte springen wie Roger, sagte er sich. Dann runzelte er die Stirn. Und unten auf hundert Leichen landen.
    Super Idee. Lass dir was anderes einfallen. Und zwar schnell …
    Die Toten waren inzwischen auf dem Laufsteg vorgerückt und nur noch fünf Zellen entfernt. Der Pulk kam auf ihn zu wie eine Schlange mit vielen Gesichtern. Sie waren verschrumpelt und schuppig– einfach unmenschlich.
    Zu seiner Linken war eine düstere Zelle; eine dunkle Box mit zwei zerwühlten Betten und einer Metalltoilette. Schutz würde er dort nicht finden– es wäre eher eine Todesfalle.
    Es sei denn …
    Die Betten.
    Na, wer sagt’s denn. Mit neuem Mut nahm er die führende Leiche mit dem Laser-Zielgerät ins Visier und schoss ihr eine Kugel ins Gesicht. Matsch schoss aus den Löchern, wo sich einmal die Ohren befunden hatten. Das sah beinahe komisch aus. Noch bevor der Mann zu Boden gegangen war, betätigte Marco erneut den Abzug und nietete die nächste Leiche in der Linie um. Und er schoss immer weiter. Der rote Punkt erleichterte die Sache. Es machte fast Spaß, wie auf einem Kirmes-Schießstand – peng, peng, peng, bis er sechs Leichen auf dem Laufsteg niedergestreckt hatte. Genug, dachte er und zwang sich aufzuhören.
    Damit haben wir ein paar Sekunden gewonnen.
    » Kommen Sie!«, rief er Wu zu und huschte in die Zelle. Ein übler Gestank brandete ihm entgegen. Es roch wie mit Pisse mariniertes Gammelfleisch, und er wunderte sich dann auch nicht mehr über den Anblick der Toilette, aus der eine zähflüssige rote Brühe lief. Er würgte, und seine Augen tränten heftig.
    » Hat man jemals…« Er hustete und musste sich übergeben. Dann schlug er eine verdreckte Decke auf dem Bett zurück und hätte sich fast wieder übergeben; die Matratze wimmelte nur so von feuchten, glitschigen Kakerlaken. Angeekelt packte er die Matratze an den genähten Kanten. » Haben Sie schon mal Football gespielt?«, fragte er Wu.
    Wu sah ihn von der Zellentür aus an, als hätte er den Verstand verloren. » Doktor…«
    » Ich auch nicht«, sagte Marco und riss die Matratze vom verrosteten Bettfedergestell.
    Kakerlaken sprangen ihm ins Gesicht, fielen auf den Betonboden und huschten unter das Bettgestell. Die Matratze war feucht und hatte sich mit Kakerlakenexkrementen vollgesogen. Sie war ziemlich dünn, nicht viel dicker als eine Bettrolle, aber es würde funktionieren. » Ich war nicht kräftig genug«, krächzte er und unterdrückte die wieder aufsteigende Übelkeit. » Ich habe es einmal versucht, als ich zehn war, aber nur zwei Trainingseinheiten durchgehalten. Und jedes Mal geflennt.«
    Er warf Wu die Matratze zu. Der fing sie überrascht auf. Marco wandte sich dem nächsten Bett zu und nahm die Matratze für sich. Draußen auf dem Laufsteg wankten die Leichen weiter auf sie zu und näherten sich schon der Tür.
    » Zeit für eine Blocking-Übung«, verkündete Marco.
    Er warf Wu ein unsicheres Lächeln zu– und bevor er seinen eigenen Geisteszustand infrage stellen konnte, schob er sich an dem Sergeant vorbei aus der Zelle.
    Auf dem Laufsteg hielt er die Matratze

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