Return Man: Roman (German Edition)
Geschützturm.
Marco musste aufpassen, dass ihm nicht das Lenkrad aus der Hand gerissen wurde. Der Lkw brach nach links aus und schlug eine Schneise durch die toten Männer; der Außenspiegel knackte in schneller Folge neun oder zehn Köpfe.
Es ertönte ein anhaltendes Rattern.
» Wohin fahren Sie?«, wollte Wu wissen.
Marco antwortete mit einem verstärkten Tritt aufs Gas, und das Brüllen des Motors wurde noch lauter.
Fump. Das Geräusch einer Kugel, die im Heck des Lkw eingeschlagen hatte. Wu warf einen Blick in den Außenspiegel. Der Reiter war direkt hinter ihnen. » Er setzt sich neben uns!«
Wu richtete den Blick wieder nach vorne– und ihm stockte der Atem. Die beiden anderen Quads waren nun direkt vor ihnen und versuchten, dem Lkw den Weg abzuschneiden; Monsterschädel gab mit Gebrüll Feuer, und eine Geschossgarbe perforierte die Motorhaube. Dann zielte er höher und zerschoss die Frontscheibe. Marco und Wu duckten sich. Scharfkantige Glassplitter regneten wie Konfetti auf sie herab, und die Schüsse dröhnten ihnen in den Ohren.
» Scheiße!«, schrie Marco und riss am Lenkrad. Das MTVR brach nach rechts aus, Wu wurde auf dem Sitz herumgeschleudert…
…und hörte ein hohles metallisches Knirschen, das vom durchdringenden Kreischen eines Motors unter dem Fenster untermalt wurde…
…und sah, dass das dritte Quad unter den Lkw geraten war. Die vordere Ecke war hinter dem Radkasten eingeklemmt, und die Räder drehten qualmend durch. Rauch quoll durch die Augenhöhlen des am Kühlergrill befestigten Pferdeschädels; der Lkw hatte den Reiter abgedrängt, und Wu sah die verblüfften Augen hinter der Motorradbrille des Fahrers, als Marco voll auf die Bremse trat. In einer Staubwolke drehten die verkeilten Fahrzeuge eine Pirouette, als ob sie miteinander tanzten. Der Lkw schleuderte um 180 Grad herum und knallte mit der Breitseite– mit der Seite, an der das Quad hing– in die Horde der revoltierenden Leichen. Der Mann schrie auf, als die Toten über ihn herfielen.
Fünfzig klauenartige Hände griffen nach dem Reiter, der sich mit Händen und Füßen gegen sie wehrte, und zerrten ihn vom Sitz herunter. Im Spiegel sah Wu, wie eine dicke haarige Leiche dem Soldaten in die Wange biss, dann war der Mann verschwunden– begraben unter einem Chaos aus zuckenden Leibern und gierigem Grunzen.
Marco und Wu sahen sich mit großen Augen an. Sie waren entsetzt.
Wu fand als Erster die Sprache wieder. » Ein raffiniertes Manöver, Doktor.«
» Danke«, sagte Marco atemlos. » Obwohl das eigentlich nicht geplant war.«
Die Leichen erklommen das Quad und bildeten eine Art Pyramide. Eine blutige Hand schlug auf Wus Seite gegen das Fenster und hinterließ einen Handabdruck ohne Daumen.
» Wir sollten verschwinden«, sagte Wu in eindringlichem Ton.
» Alles klar!« Marco trat aufs Gas, und der Lkw bewegte sich träge zehn Meter vorwärts. Er wurde durch die Körper gebremst, die am Fahrzeug hingen, und durch das Quad, das unter dem Fahrzeugboden mitgeschleift wurde; doch dann brach das schabende Geräusch im Radkasten schlagartig ab, und der Lkw nahm Fahrt auf.
Wu drehte sich um. Die Leichen hatten das Quad unter dem Lkw hervorgezogen, es umgedreht und schnappten in blinder Gier nach den qualmenden Reifen und der ramponierten Karosserie. Es kümmerte sie nicht, dass ihnen die Haut von den hungrigen Mündern geschält wurde und am heißen Metall kleben blieb.
» Die sollte man bei der Formel Eins als Boxencrew einsetzen«, sagte Marco, als der Lkw davonraste.
» Wo sind denn die anderen? Die Quads und Monsterschädel?«
Marco schielte in seinen Außenspiegel. » Hmm. Sehe sie nicht.«
» Sie müssen in diese Richtung verschwunden sein, an den Gebäuden vorbei. Zu den Zellenblöcken.«
» Ein Satellitenfoto werden sie wohl nicht haben– das ist nämlich ein Umweg.« Er ließ den Blick schweifen und fandschließlich, wonach er gesucht hatte. » Dort. Der Betriebsweg.«
Der Lkw vollführte eine enge Wende und hoppelte auf den einspurigen asphaltierten Weg. Leichen stellten sich ihnen in den Weg; Marco hielt direkt auf sie zu und räumte sie wieder mit diesem Rattern aus dem Weg, sodass schwarzes Blut auf die Motorhaube spritzte. Ein toter Mann mit Hemd und Krawatte, wahrscheinlich von der Gefängnisverwaltung, wurde vom Metallbügel am Kühlergrill weggeschleudert. Goldgelbe Funken stoben wie aufplatzendes Popcorn, begleitet von einem lauten metallischen Kreischen.
» Der Stoßfänger hat sich gelöst«,
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