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Return Man: Roman (German Edition)

Return Man: Roman (German Edition)

Titel: Return Man: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: V.M. Zito
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Nur dass er es noch nicht wusste.
    Und er reißt uns mit rein.
    Marco sackte an der unüberwindlichen Tür zusammen; die kalten Eisenstangen gruben sich ihm in den Rücken.
    Sackgasse.
    11 . 3
    So sinnlos. Das war alles, was Marco zu denken vermochte. Es war alles so sinnlos. Da hatte er nun diesen ganzen Mist überlebt– die letzten drei Tage, die letzten vier Jahre–, war so weit gereist und hatte so hart gekämpft. Nur um mehr als sechshundert Kilometer von zu Hause entfernt in einem muffigen Gefängniskorridor zu sterben, ohne auch nur das Geringste erreicht zu haben. Kein Roger. Keine Danielle. Scheiße, da hätte er sich am Tag eins der Auferstehung auch genauso gut in Stücke reißen lassen und sich den ganzen Ärger ersparen können. Denn das musste natürlich ein böses Ende nehmen; er hatte es von Anfang an gewusst. Mein Gott, wieso hatte er sich wider besseres Wissen auf die ganze Sache eingelassen?
    Er geriet in Panik. Ein Panoptikum von Bildern erschien vor seinem geistigen Auge. Er sah sich selbst auf seinem Dachboden in Arizona in der Woche der Evakuierung. Wie er sich vor den Evakuierungs-Patrouillen versteckte, die seine Wohngegend durchkämmten. Wie er sich die Hände auf die Ohren presste, um ihr heftiges Klopfen an der Vordertür nicht hören zu müssen. Er hatte sich allein im Dunkeln verkrochen, schweißgebadet, mit eingetrocknetem Blut überzogen und von Angst gequält. Er würde Danielle finden, sagte er sich. Er würde hierbleiben und sie suchen. Irgendwo auf der Straße stieß ein Mann einen langen gequälten Schrei aus. Er presste sich die Hände noch fester auf die Ohren, bis sie schmerzten. Und er hörte seinen panischen Herzschlag, der selbst wie eine Stimme klang: Aber du bist doch kein Held, Henry …
    Halt’s Maul, rief er zurück. Ich werde sie schon finden. Halt’s Maul!
    Und als ihn nun hier, im Gefängnis, nur noch wenige Momente von seinem Tod trennten, spürte er, wie seine Gedanken sich verselbstständigten, wie das Bewusstsein sich vom Körper löste– vom Gehirn und dem Schädel, den Knochen und Muskeln– und zum gottlosen Nichts emporstieg, von dem er wusste, dass es auf der anderen Seite des Lebens auf ihn warten würde. Er gab den Körper auf, damit er nicht den Schmerz spüren musste, wenn man ihm die Zähne ins Fleisch schlug und der heiße Hauch des Todes über die Organe streifte, wenn die Leichen ihn wie eine Ratte zerrissen…
    Oder, wenn er Glück hatte, würde Monsterschädel ihn vorher erschießen.
    So sinnlos.
    Das Reiter -Quad hatte inzwischen die Hälfte des Korridors hinter sich gelassen und beschleunigte. Monsterschädel hatte die Gittertür nun auch gesehen. Der Kommandant stieß einen unverständlichen Fluch aus und schlug mit der Faust auf die Verkleidung des Turms. Hinter ihm setzten die hungrigen Leichen ihren Vormarsch unaufhaltsam fort…
    Wu ging neben Marco in Kampfstellung und streckte dem Feind sein Messer entgegen. Sein Gesicht war grimmig, die Haut verschwitzt. » Ich glaube«, sagte er ohne jede Gefühlsregung, » dass das hier bald vorbei ist.«
    Marco umklammerte den geriffelten Griff der M9. Er erinnerte sich nicht mehr, wie viele Patronen er noch übrig hatte. Fünf, sechs? Spielte keine Rolle. Nicht genug. Nicht annähernd genug.
    Er schloss die Augen und schwor sich, sie nicht wieder zu öffnen. Geschehe, was da wolle.
    Doch dann wurde er plötzlich durch ein penetrantes, lautes Summen aufgeschreckt.
    ZRRRRRRRRRRRRR .
    Er riss die Augen auf. Über ihm an der Decke war unter einer zylindrischen Abdeckung ein flackerndes rotes Licht angegangen.
    Das gibt’s doch nicht.
    Im Rücken spürte er, dass sich die Tür öffnete.
    » Heilige Scheiße…«, sagte er atemlos.
    » Sie ist offen«, bestätigte Wu. Sein Gesicht reflektierte das rote Licht der Lampe. Schweißperlen glühten auf seiner Stirn wie Tropfen geschmolzenen Bleis.
    Marco zögerte nicht, stellte auch keine Fragen; er war einfach nur heilfroh über diese völlig unerwartete Wendung. Er drückte fest gegen die Gitterstäbe, und während der penetrante Summer oben weiter blökte– ein Geräusch, das lieblicher in seinen Ohren klang als sämtliche Hymnen, die er je gehört hatte–, glitt die Tür ruckartig zur Seite und eröffnete ihnen einen über einen halben Meter breiten Fluchtweg. Er schlüpfte hindurch, und Wu folgte ihm auf dem Fuß.
    » Zumachen!«, sagte Wu schnaufend und außer Atem und warf sich mit dem gesunden Arm mit seinem ganzen Gewicht gegen die Tür. Das

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