Return Man: Roman (German Edition)
lang.«
Sie ließen die Matratzen liegen und rannten vor den Toten davon. Der Laufsteg führte noch ungefähr dreißig Meter weiter. Hier war alles ruhig. Die Zellen waren leer, und die Männer erreichten nach kurzer Zeit das andere Ende. Die nächste Treppe führte einladend nach unten.
» Sehen Sie«, sagte Marco atemlos. » Kein Problem.«
Die Leichen rückten auf dem Laufsteg vor, doch er und Wu hatten nun einen freien Fluchtweg. Sie liefen mit einem deutlichen Vorsprung vor der Menge die Treppe hinunter und gelangten an der Rückseite des Zellenblocks wieder ins Erdgeschoss. Die Halle war still. Die Armee der hungrigen Häftlinge, die sich vor Kurzem noch hier befunden hatte, war verschwunden und verfolgte das Reiter -Quad durch die weitläufige Gefängnisanlage. Sie waren sicher. Zumindest fürs Erste.
Ohne Zeit zu verschwenden, liefen die Männer den leeren Gang entlang. Von hinten hörte Marco das Knurren der Toten, die in einer langsamen Verfolgung die Treppe herunterkamen. Schnell weiterlaufen, sagte er sich. Sie werden uns nicht mehr einholen. Wir dürfen nur keine anderen anlocken. Trotz aller Vorsicht hallte das Geräusch seiner gestiefelten Füße auf den Fliesen wider, und Wus schwerer Atem erhöhte den Geräuschpegel zusätzlich.
An der nächsten Ecke entdeckten sie eine Spur aus eingetrocknetem Blut und glitschigen braunen Eingeweiden. Sie führte fünfzig Meter weit durch die Halle und endete schließlich vor der zerfetzten Uniform eines Wärters.
Es steckte nichts mehr in den Kleidern, nicht einmal Knochen.
Das war richtig unheimlich.
Und dahinter ging ein dunkler Korridor vom Hauptblock nach rechts ab. Eine Metallplatte war an die Wand geschraubt. Darauf stand:
Block A
Block B
Krankenstation
Der Pfeil deutete den Quergang entlang.
» Wir sind schon da?«, sagte Marco. Er hörte Zweifel in seiner Stimme mitschwingen. Als hätte er eigentlich sagen wollen: Ist es schon zu spät, um umzukehren?
Und dann runzelte er die Stirn, als ein vertrautes Geräusch ihn aus den Gedanken riss. Es wurde lauter. Ein Motor…
» Sie haben uns gefunden«, sagte er nur.
Mit dem Kreischen eines aufgespießten Schweins schlingerte das Reiter -Quad am anderen Ende von Zellenblock B um die Ecke. Es brach aus und wäre fast gegen die Wand geprallt; doch es stabilisierte sich sofort wieder und raste mit schwarzen Abgaswolken auf Marco und Wu zu.
Monsterschädels aus Stein gemeißeltes Gesicht war auf dem Turm zu erkennen. Er sieht mich, dachte Marco.
» Weg hier«, sagte Wu eindringlich und rannte in den Korridor.
Marco folgte ihm und sah noch flüchtig, wie die Armee der Toten in den Zellenblock flutete. Sie befand sich dicht hinter dem Quad. Die ganze Gesellschaft war auf dem Weg zur Krankenstation.
Er machte sich vor Angst fast in die Hosen und sprintete den Verbindungsgang entlang. Es war ein langer, gerader Tunnel, der die Zellenblöcke mit der Krankenstation verband– es gab hier weder Fenster noch Licht, und er fühlte sich wie eine Maus, die von einer schwarzen Schlange verschluckt wurde. Wus Schatten flitzte ungefähr drei Meter vor ihm durch den Gang, und Marco folgte ihm. Einmal verlor er das Gleichgewicht und strauchelte; er betete, dass er nicht über irgendetwas Totes stolpern würde, das sich in der Dunkelheit verbarg.
Doch dann sah er etwas noch viel Schlimmeres.
Ach du Scheiße.
Der Schweiß auf seiner Haut verwandelte sich in Eiswasser.
Ach du Scheiße Scheiße Scheiße Scheiße.
Der Korridor wurde von einem Gitter blockiert– eine Sicherheitsschleuse, deren Tür geschlossen war. Wu erreichte die Tür als Erster, packte die dicken Stangen und zerrte daran.
Dann ließ er die Arme sinken und stieß einen frustrierten Schrei aus.
Sie saßen in der Falle.
Marco schaute entsetzt. Langsam drehte er sich um und ließ den Blick durch den Korridor zurückschweifen. Hundert Meter hinter ihnen war das Reiter -Quad in den Gang eingebogen und fuhr mit dröhnendem Motor durch die Dunkelheit– eine gespenstische Silhouette, die mit jeder Sekunde größer wurde. Und dahinter…
…folgten die Toten.
Auferstandene Häftlinge blockierten den Ausgang– den einzigen Fluchtweg. Eine undurchdringliche Masse aus verwesten, übel riechenden, blutverschmierten Kadavern wankte hinter dem Quad durch den Korridor, als ob die Reiter eine Halloween-Parade anführten. Marco war zum Lachen zumute– und dann hätte er sich beinahe übergeben. Monsterschädel hatte soeben Selbstmord begangen.
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