Return Man: Roman (German Edition)
Aber ich schwöre, dass ich keinen Auferstehungs- Erreger in mir trage!«
Ja nee, is klar. Sie würden dich schon erschießen, ehe du auch nur deinen dummen Mund aufgemacht hättest.
Er zuckte die Achseln. Zum Teufel damit. Es hatte keinen Sinn, sich jetzt deswegen Gedanken zu machen.
Er musste die Falle kontrollieren.
Hinten im Wandschrank lehnte ein Baseballschläger aus Aluminium, dessen Griff mit mehreren Streifen Isolierband umwickelt war. Den nahm er auch mit. Wenn er den Schläger dabeihatte, kam er sich zwar immer etwas blöd vor; aber es hatte auch keinen Sinn, Munition zu verschwenden, wenn ein kräftiger Schlag genügte, um eine einzelne Leiche niederzustrecken.
Er ging über die Hintertreppe zur Küche hinunter. Der Raum war einmal hell und luftig gewesen, und der Frühstückstisch war extra so platziert, dass man von dort aus eine atemberaubende Aussicht auf die Superstitions hatte. Doch dann hatte er alle Fenster im Erdgeschoss mit mehreren Lagen Pool-Abdeckplane gesichert. Nun war das einzige Licht ein rechteckiger Strahl, der durch ein Oberlicht in der Decke fiel und wie ein Spot die Kücheninsel mit roten und orangefarbenen Mosaikkacheln anstrahlte. Die Küche war der einzige Raum im Haus, wo Danielle auf einem Wüstendekor bestanden hatte. Das entbehrte nicht einer gewissen Ironie, wenn man bedachte, dass sie die Cuisine des amerikanischen Südwestens nicht mochte. Aber wüstenfarbene Küchenkacheln? Dafür hatte sie ein Faible gehabt.
Er goss sich ein Glas Orangensaft aus dem Kühlschrank ein– natürlich nicht aus richtigen Orangen, sondern nur aus dem gleichen Pulver, das er schon seit Jahren verwendete. Wenigstens deckte es hundert Prozent des täglichen Bedarfs an Vitamin C ab, um die Grippe zu bekämpfen. Er hatte keine Besserung durch das abgelaufene Sudafed festgestellt. Das Getränk brannte in seiner rauen Kehle.
Mit dem Handrücken wischte er sich den Mund ab, dann nahm er den Schläger. Er fühlte sich wie die Parodie eines Kindes, das am Samstag zum Ballspielen auf den Sportplatz ging. Jetzt hätte nur noch seine Mutter gefehlt, die ihm sagte, dass er zum Mittagessen wieder zu Hause sein sollte. Er verließ die Küche und ging durchs Treppenhaus zur Garage; selbst mit der verstopften Nase roch die Garage nach Öl und Schmierfett. Der strapazierte Jeep stand auf dem Stellplatz und erholte sich von der langen Heimfahrt. Der Tank war fast leer. Er würde ihn später mit den Spritreserven draußen auftanken.
Er schloss die Seitentür auf und ging auf den Hof hinaus.
Das Satteldach hinter ihm warf einen scharfen Schatten auf den Boden. Das Haus war im spanischen Stil errichtet worden, als eine moderne Interpretation aus verschiedenen Dachlinien und Wandpfeilern aus Gips, die sich bogenförmig um einen großen, mit Schieferplatten ausgelegten Hof zogen. Das Domizil eines Drogenbarons, hatte er einmal scherzhaft zu Danielle gesagt, nur um sie vor dem Immobilienmakler in Verlegenheit zu bringen, obwohl er das Haus insgeheim bewundert hatte.
Ein paar Sekunden lang stand er angespannt da und lauschte, um sich zu vergewissern, dass alles ruhig war. Dann verließ er die Deckung. Schon zu dieser frühen Stunde fühlte sich die Sonne wie ein stechendes Insekt im Nacken an, als er über das Wüstengrundstück zur Barrikade am westlichen Ende ging.
Die Barrikade. Sein Meisterwerk. Im ersten Jahr nach der Evakuierung hatte er sich hier draußen abgerackert. Er war wie besessen gewesen von dem Drang, die hüfthohe Ziegelmauer, die das Grundstück umgab, zu erhöhen– mit großen Sperrholzplatten und Aluminium-Wellblech, das er aus einem Baumarkt gestohlen hatte. Und dann hatte er noch alles, was er in der näheren Umgebung fand, als Verstärkung an der Innenseite angehäuft– Steine, Betonziegel, Holzblöcke, Schubkarren, Grills, Gartentische, Sonnenschirme, Gießkannen. Alles, was der Barrikade mehr Stabilität und Masse verlieh, bis der Wall sich schließlich von der linken Seite des Zufahrtstors um das ganze Haus bis zur rechten Seite des Tors erstreckte.
Wochenlang arbeitete er in jenem Sommer in einer geradezu höllischen Hitze. Trotz des Sonnenbrands, der Blasen und der nässenden Schrammen an den Armen hörte er nicht auf, schleppte Tonnen von Material und krönte das Bauwerk zum Schluss noch mit einer Meile Stacheldraht. Und jedes Mal, wenn er sich umdrehte, rechnete er damit, im nächsten Moment die Toten durch eine Lücke fluten zu sehen, die er noch nicht geschlossen hatte. Und
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