Return Man: Roman (German Edition)
auch noch verloren. Das breite Metallschild schlug scheppernd gegen den Beton und grub sich in Marcos Kniekehle, während er auf der Mauerkrone schwankte. Nun wurde er nur noch von den Oberschenkeln gehalten. Hüfte, Oberkörper und Gesicht baumelten in der Luft.
Die Verstopfung der Nebenhöhlen konzentrierte sich nun an einem Punkt hinter den Augen und machte sich als starker Druck bemerkbar, der ihm die Sinne vernebelte und Brechreiz verursachte. Fiebriger Schweiß quoll ihm aus allen Poren.
Du musst dagegen ankämpfen, sagte er sich. Die Schmerzen im Arm und im Rücken waren unerträglich.
Er wurde unaufhaltsam hinuntergezogen.
» Du musst dagegen ankämpfen«, sagte er keuchend.
Heute würde er also sterben.
Nein. Nicht heute.
Er öffnete die Augen und starrte die Leiche an. Sie erwiderte den Blick. Ihr blasses Gesicht war schon dicht an seinem; nah genug, dass Marco es hätte berühren können, wenn er das Kreuz wieder durchgedrückt hätte. Das rechte Auge des toten Mannes war durch die Anstrengung aus der Höhle getreten, und Blut rann wie Tränen die Wange herunter, an der gebrochenen Nase entlang in die Lücken zwischen den zerklüfteten Zähnen.
Einen Moment lang verspürte Marco Mitleid und sogar Verständnis– eine Kreatur, die ums Überleben kämpfte und sich damit gar nicht so sehr von ihm unterschied. Und dann zielte er, schwang den Oberkörper wie einen Schmiedehammer nach unten und rammte dem toten Mann die Stirn frontal gegen den Schädel.
Er sah Sterne und verspürte einen stechenden Schmerz, doch das verging schnell wieder; und dann sah er, wie die Leiche hart mit dem Hinterteil auf den Boden prallte, sein Handgelenk losließ und den Mund vor Erstaunen zu einer kreisrunden Öffnung formte. Marco schlug mit dem Oberkörper nach unten gegen die Mauer, sodass ihm die Luft wegblieb. Da hing er nun; das linke Bein hatte sich am Stoppschild verfangen, das in den blauen Himmel über ihm ragte.
Scheiße. Er brauchte dieses Schild.
Er versuchte mit aller Macht, das Bein zu befreien, und zuckte zusammen, als das Metall sich ins Fleisch grub. Er hörte die Leiche grunzen und schlug blindlings um sich, um den Angriff abzuwehren, von dem er nicht wusste, wie er erfolgte. Und dann löste das Schild sich aus der Mauer, knallte ihm auf den Rücken und fiel mit ihm zusammen auf den harten Erdboden.
Er rappelte sich auf und drehte sich gerade noch rechtzeitig um, um die Leiche auf sich zustürmen zu sehen. Er machte einen Ausfallschritt und versetzte dem Ding einen heftigen Tritt in den Rücken, sodass es wieder bäuchlings auf dem Boden landete. Der Armstumpf zuckte, als es sich herumrollte, Staub aufwirbelte und einen üblen, fäkalienartigen Gestank absonderte. Marco wirbelte herum und suchte nach dem Stoppschild.
Dort– in einem Wüstenstrauch, einem Brittlebrush. Er bückte sich und packte die grüne Metallstange mit beiden Händen. Die Leiche ging in die Hocke und straffte sich. Dann richtete sie sich zu voller Größe auf und torkelte auf ihn zu.
Mach schnell, sagte Marco sich. Er vollführte eine Schulterdrehung und stemmte sich mit den Beinen gegen den Boden. Durch das Gewicht wurden ihm die Arme lang gezogen, und die Ellbogen drohten ausgekugelt zu werden, während das Schild über den Erdboden schrappte.
Er wirbelte einmal um die eigene Achse, um die Dynamik zu erhöhen; das Schild schrappte noch ein Stück über den steinigen Boden und löste sich schließlich. Es erhob sich seitlich in die Luft wie die Klinge einer großen achteckigen Axt und segelte an einem Panorama roter Hügel und dicker Kakteen vorbei– die majestätischen Superstitions im Hintergrund.
Bei der schnellen Körperdrehung verlor er die Leiche für einen Moment aus den Augen und hörte nichts außer dem hohlen Pfeifen der wirbelnden Klinge, die ihm schwer in den Händen lag. Er vollendete den Kreis, und da war auch schon wieder die Leiche, die wie von Sinnen auf ihn zustürmte.
Die scharfe Kante des Stoppschilds traf sie am Hals…
…drang unterhalb des Kinns in den Hals ein…
…und trat auf der anderen Seite wieder aus. Marco spürte nicht einmal einen Widerstand.
In einer fließenden Bewegung flog der abgetrennte Kopf in die Luft, und Marco holte erneut aus, vollführte eine weitere Drehung und kehrte gerade noch rechtzeitig in die Ausgangsposition zurück, um die geköpfte einarmige Leiche zu Boden gehen zu sehen. Ein Schwall einer schwarzen zähen Flüssigkeit spritzte aus dem Hals.
Marco ließ das Schild
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