Return Man: Roman (German Edition)
noch von spaghettiartigen Rückenmarksträngen gehalten. Dann fiel der Körper in den Schmutz.
Wus Ohren klingelten. Wieder fielen Schüsse, und Schreie ertönten, doch Guerrero wimmerte nur noch. Die Lebensgeister schwanden, während die Leichen ihm das Fleisch von den Beinen, den Rippen und dem Kopf fraßen.
Die Toten stürmten weiter vor und nahmen das Lager schließlich ein. Eine verschrumpelte männliche Leiche mit tätowierten Unterarmen ließ sich auf Nelson fallen und setzte sich mit gespreizten Beinen auf ihn. Dann steckte sie die Hand bis zum Handgelenk in den aufgerissenen Hals des Soldaten und zerfetzte ihm die Luftröhre. Wieder ertönte ein erstickter Schrei.
Hinter ihnen schlug die nackte Leiche schon wieder die Zähne in Guerreros Genick.
» Geh … verdammt noch mal … runter!«, kreischte Guerrero so schmerzerfüllt, dass die Worte kaum zu verstehen waren. Dann schob er sich die Beretta in den Mund und drückte ab. Die Kugel trat aus dem Hinterkopf wieder aus, drang ins linke Auge der fressenden Leiche und zerschmetterte ihren Schädel. Guerrero und die Leiche fielen vornüber aufs Gesicht und blieben reglos liegen. Schwarzes Blut mischte sich mit rotem.
Nun waren noch zwei Soldaten übrig. Und neun oder zehn Leichen, nach Wus schneller Zählung.
» Rückzug! Rückzug!«, rief ein Soldat, ein weißer Mann mit dunklen Bartstoppeln im Gesicht und einem flachsblonden Bürstenhaarschnitt. Er hatte sich hinter einem Felsbrocken am Rand des Plateaus verschanzt. Von dort feuerte er eine Salve von Schüssen ab, die das Lager in eine Wolke aus Staub und Gesteinssplittern aus der Felswand hüllte. » Baines! Lauf den gottverdammten Pfad runter und geh dort in Stellung!«
Der zweite Soldat, ein schwarzer Hüne, gab drei Schüsse aus einer Pistole auf die sich nähernden Leichen ab– seine HK 416 war verschwunden. Er konnte noch einen Kopfschuss platzieren, bevor die Waffe mit einem metallischen Klack signalisierte, dass sie leer war.
» Verstanden!«, rief er.
Wus Augen weiteten sich. Er durfte nicht zulassen, dass sie sich zurückzogen. Falls es den Soldaten gelang, den Pfad zu erreichen…
Dann würde er sie nie mehr einholen. Die Mission wäre gescheitert.
Er spürte ein Zupfen am Ärmel und drehte sich um. Eine zitternde ältere Frau in einem mit Urin und Blut befleckten Nachthemd fasste ihn am Ellbogen und stützte sich an ihm ab, während sie sich ihm zuwandte. Seine Hand schloss sich um das Messer… doch dann befreite er nur den Arm aus ihrem Griff und schob sie beinahe sanft weg. Die Leiche stolperte rückwärts über den Rand des Plateaus und schlug zehn Meter tiefer auf dem Pfad auf.
Wu ließ sich von ihrem schrecklichen Wimmern nicht beirren. Dafür hatte er keine Zeit. Die beiden Soldaten näherten sich ihm, dahinter die Horde der Leichen. Er traf eine schnelle Entscheidung. Er machte einen Satz und schlug einen Salto– mit beiden Händen stieß er sich von dem harten Boden ab und versetzte dem Soldaten mit den blondierten Haaren einen Tritt zwischen die Schulterblätter.
Der Mann wurde nach vorn zwischen drei tote Wanderer geschleudert. Sie trugen ihre verschlissenen Rucksäcke noch immer auf den Schultern, und die Gurte hinterließen mit Eiter gefüllte Striemen in ihrem Fleisch. Innerhalb von Sekunden hatten die Leichen den Mann überwältigt und zu Boden geworfen. Dann rückten sie ihm mit Zähnen und Fingern zu Leibe.
» Pozzo!«, kreischte der schwarze Soldat. Reflexartig betätigte er zweimal den Abzug der Pistole, bis er sich daran erinnerte, dass das Magazin leer war. Er stand reglos da, während weitere Leichen sich ihm näherten.
Der am Boden liegende Pozzo schrie qualvoll auf und versuchte mit aller Macht, wieder auf die Füße zu kommen. Sein Gesicht war bis zur Unkenntlichkeit verstümmelt. Es war nur noch eine rötliche Masse, und aus den Augenhöhlen quoll Blut. Zwei weitere Leichen gesellten sich zu dem Schlachtfest und zerrten ihn wieder zu Boden.
Der letzte Soldat richtete den Blick auf Wu. » Du Hurensohn!«, knurrte er, senkte die mächtigen Schultern und griff an. Wu stellte sich dem Angriff. Er wollte zur Seite ausweichen und dann mit den Mandarinenten-Haken zustechen. Doch der Soldat war schnell und gut trainiert. Im letzten Moment wich er aus, wehrte Wus Hieb ab und versetzte ihm einen krachenden Uppercut. Der stählerne Lauf der Beretta brach Wus Kiefer wie ein Schuss aus einer Nietpistole. Er taumelte benommen zurück, und der Himmel und die Berggipfel
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