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Revanche - Exposure

Titel: Revanche - Exposure Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susan Andersen
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Mundwinkel herum huschte ein rätselhaft madonnenhaftes Lächeln.
    Verträumt spähte sie die Straße hinunter, dabei gewahrte sie einen weißhaarigen, elegant gekleideten Fremden. Er hatte die kleine Gracie Sands auf dem Arm. Schlagartig erstarb ihr Lächeln, sie beugte sich ruckartig vor. Der Fremde stieg mit dem Kind in eine schwarzglänzende Luxuslimousine mit dunkel getönten Scheiben. Durch die geöffnete Fahrertür verfolgte sie, wie er die Kleine unsanft auf seinen Schoß drückte und den Sicherheitsgurt anlegte. Dann fiel ihr Blick auf ihre Freundin. Emma, die sich sonst mit einer sportlich geschmeidigen Anmut bewegte, stakste steif und ungelenk zu dem Wagen. Sie klemmte sich widerstrebend hinters Steuer und schloss die Tür. Worauf alles hinter schwarz verglasten Scheiben verschwand.
    Gütiger Himmel. Clares Hände umklammerten das Lenkrad so krampfhaft, dass ihre Fingerknöchel weiß hervortraten. Kreidebleich im Gesicht atmete sie kontrolliert ein und aus, weil sie das Gefühl hatte, gleich ohnmächtig zu werden. Holte nochmals tief Luft. Der Mann war ganz bestimmt Grant Woodard. O Gott, o Gott. Emma hatte ihnen einiges von ihm erzählt - wenn auch sicher nicht alles. Aber immerhin genug, um Clare zu signalisieren, dass die Lage für Emma und Gracie überaus kritisch war. Wenn nicht gar bedrohlich.
    Clare hing sich auf der Straße hinter den Lincoln, sobald dieser an ihr vorbeigeglitten war.

    Als sie die schwarze Limousine bis zu der Kreuzung Orchard Highway und Emery Road verfolgt hatte, begriff sie schlagartig, dass dies ein großer Fehler gewesen war. Grundgütiger, war sie eigentlich von allen guten Geistern verlassen? Sie hätte auf dem kürzesten Weg zum Sheriffbüro fahren und Elvis, George oder Ben informieren müssen. Es gab nur zwei Hauptstraßen, die stadteinund stadtauswärts führten, folglich hätten der Sheriff oder seine Kollegen relativ problemlos die Verfolgung des Lincoln aufnehmen können. Wenn sie, Clare, rational überlegt und nicht impulsiv gehandelt hätte. Jetzt war es zu spät, zumal die Limousine hier draußen spielend leicht in einer der vielen kleinen Nebenstraßen verschwinden konnte. Blieb nur zu hoffen, dass Emmas Peiniger sie nicht entdeckte. Insgeheim hätte sie sich ohrfeigen mögen. Als Sam nämlich vor einiger Zeit eine Telefonanlage in ihrem Wagen hatte installieren wollen, hatte sie sich mit Händen und Füßen dagegen gesträubt.
     
    »Hi, Elvis.« Sandy sah auf und winkte ihn zu sich, als er das Büro betrat. »Eben ist ein Anruf von Danny White eingegangen. Er meinte, der Fahrer des Lincoln, von dem er Ihnen gestern schon berichtet habe, hätte heute erneut auf der Mittagsfähre gebucht.«
    »Danke, Sandy.« Elvis nahm das pinkfarbige Memo mit seiner Prothese auf und las es sorgfältig durch. Dann glitt sein Blick erneut zu seiner Mitarbeiterin. »Wer ist heute auf Streife?«
    »George.«
    »Dann rufen Sie ihn an. Er soll die Augen offen halten. Hier steht das Kennzeichen von dem Nummernschild.« Er reichte ihr den Zettel zurück. »Falls er den Wagen ausfindig
macht, Sandy, soll er sofort zurückrufen. Dann entscheiden wir, was zu tun ist.«
    Das Fährpersonal war vorab informiert, dass die Polizei sich für die Mietwagen interessierte, die Überfahrten buchten. Der Ticketschalter auf dem Festland hatte in den letzten zwei Tagen drei Mietwagen notiert, der schwarze Lincoln Continental mit den tiefdunkel getönten Scheiben war bislang jedoch der einzige, der wiederholt übersetzte. Elvis starrte missmutig auf die Papierberge, die sich auf seinem Schreibtisch türmten. Statt dem Wust jedoch zu Leibe zu rücken, griff er zum Telefon und wählte seine Privatnummer.
    Inzwischen war Beanie bestimmt aus der Klinik zurück. Und da wollte er kurz nachhören, wie es denn so gelaufen war.
    Er lauschte auf das nervenzermürbende Tuten in der Leitung. Als niemand abhob, warf er den Hörer auf die Gabel. Seine Armstumpf juckte auf einmal wie verrückt, und er rieb unwillkürlich die Prothese an seiner Levi’s, um den Phantomschmerz zu lindern. Herrgott, was war denn dabei, wenn keiner abnahm! Davon ging die Welt nicht unter. Emma war bestimmt noch in der Stadt und erledigte die letzten Besorgungen für ihre Hochzeit. Verdammt, er hatte sie mehr oder weniger alles allein organisieren lassen.
    Unbehaglich verkrampfte sich seine Schultermuskulatur, und er griff sich automatisch in den Nacken, um die Verspannung zu massieren. Zog die Hand aber gleich wieder zurück und grub die

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