Revanche - Exposure
etwas trinken. Dort können wir reden.« Und klammheimlich Elvis informieren.
» Oui , Großpapa, lass uns zu Wuby’s gehen«, bekräftigte Gracie, hellauf entzückt von der Aussicht, ihn ihren Freunden vorstellen zu können. Ihre kleinen Arme drückten ihn noch fester. »Du wirst sie mögen«, versprach sie.
Grant stellte sich taub, als hätte keine der beiden auch nur einen Ton gesagt. Stattdessen ließ er die Fahrertür offen stehen, umrundete den Wagen und setzte sich auf den Beifahrersitz, wo er sich mit Gracie auf dem Schoß anschnallte. Er warf die Beifahrertür zu, lehnte sich aus dem Wagenfenster und herrschte Emma an: »Du fährst.«
»Aber Großpapa …«, protestierte Gracie.
»Genug jetzt, Grace«, sagte er in einem harschen Befehlston, der die Kleine ängstlich verstummen ließ. Ihre strahlende Miene verlor sich zusehends.
Emma glitt auf den Fahrersitz.
O Dieu, wie hatte das passieren können? Sie machte sich schwerste Vorwürfe, während sie den Sicherheitsgurt anlegte und einhakte. Wieso hatte sie eine solche Situation geradezu gedankenlos-blauäugig provoziert? Elvis
hatte ihr noch in den Ohren gelegen, dass sie Gracie dringend vor ihrem Großvater warnen müsse. Und das hatte sie auch vorgehabt; Grundgütiger, sie hatte sich fest vorgenommen, es dem Kind schonend beizubringen! Aber dann war eins zum anderen gekommen, und sie hatte es schlichtweg vergessen. Und jetzt? Jetzt …
Jetzt war guter Rat teuer.
Sie ließ die Zündung an, drehte sich im gleichen Augenblick zu Grant um und sah ihn gefasst an. »Wohin?«, erkundigte sie sich spröde.
Grant zögerte. Am besten rauf auf die Fähre und dann so schnell wie möglich zurück aufs Festland, überlegte er fahrig. Denn hier auf dieser beschissenen Insel hatte er nicht die Kontakte, über die er in New Orleans verfügte.
Aber nachdem er von Sheriff Elvis Oberarschloch Donnelly und den anstehenden Festivitäten erfahren hatte, war Woodard dermaßen übellaunig und gereizt, dass ihm die Fäden ein bisschen entglitten waren. Fatalerweise haperte es bei ihm an der nötigen Selbstkontrolle. Und das nicht zuletzt, weil er einen Mordsrochus auf Emma hatte.
Trotzdem, alles halb so wild, beschwichtigte er sich. Er befand sich zwar nicht auf seinem angestammten Terrain, aber er hatte Macht; Macht und Einfluss. War schon ewig her, dass er sich als Transe seine Brötchen hatte verdienen müssen. Bis er irgendwann die Faxen dicke gehabt, der Puffmutter einen Eispickel ins Hirn gerammt und den Laden übernommen hatte. Ab da war sein Imperium unaufhaltsam gewachsen. Und er fühlte sich unbesiegbar. Wer sollte Grant Woodard auch etwas streitig machen? Was Grant Woodard wollte, bekam er. Immer und unverzüglich.
Und kein einhändiger Provinzkrüppel mit einer entstellten Visage und einer Dienstmarke am Hemd würde daran etwas ändern.
Er dirigierte sie aus der Stadt hinaus.
Wie auf Wolken entschwebte Clare der Praxis des Gynäkologen. Schwanger. Sie war schwanger .
Eigentlich kein Wunder. Nachdem Sam sich das Rauchen abgewöhnt hatte, hatten sie bei jeder sich bietenden Gelegenheit Sex gehabt, wie um das Versäumte nachzuholen. Und sie hatte nicht verhütet. Wozu auch?
Trotzdem musste sie die Neuigkeit erst einmal verdauen.
Was in aller Welt wird Sam dazu sagen, überlegte sie. O Mann, das wird der Knaller. Clare stieg in ihren brütend heißen Wagen und saß einfach da, bei geöffneter Fahrertür, und starrte durch die Windschutzscheibe. Sie war sich nicht einmal sicher, was sie selbst überhaupt fühlte. Fakt war, sie trauerte immer noch um Evan. Und das Wissen um diese neuerliche Schwangerschaft vermittelte ihr unterschwellig Schuldgefühle, zumal sie den geliebten Jungen wahnsinnig vermisste. Eine leise Panik kam in ihr auf. Und wenn diesem Baby nun irgendetwas passierte? Gute Güte - nicht auszudenken! Das würde sie nicht überleben, auch nicht mit Sams starker Schulter zum Anlehnen.
Andererseits …
Ungeachtet der Trauer und ihrer Ängste wurde sie von einem ungeahnten Glücksgefühl erfasst. Sie war wieder schwanger.
Schweißperlen kitzelten ihre Schläfen, rissen sie aus ihrem Tagtraum. Sie schloss die Fahrertür, startete den Motor und stellte die Klimaanlage an. An der Parkplatzausfahrt
blickte sie unschlüssig nach rechts und nach links. Was jetzt? Wie ging sie am besten vor? Sollte sie Sam im Geschäft mit der freudigen Botschaft überraschen? Oder nach Hause fahren und etwas ganz Besonderes zum Abendessen vorbereiten? Um ihre
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