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Revanche - Exposure

Titel: Revanche - Exposure Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susan Andersen
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musste dieser Idiot dran glauben, der sie verletzt hat.«
    Emma schaffte es gerade noch, sich einen spitzen Schrei zu versagen. » Bill?« , krächzte sie und schluckte mehrere Male, um den plötzlich säuerlichen Speichel im Mund loszuwerden. »Du - ähm - hast du irgendwas mit Bill Gertz gemacht?« Er zog die Brauen hoch, musterte sie kommentarlos, worauf sie mit unnatürlich hoher, abgehackter Stimme fortfuhr: »Hast du ihn eliminiert ?« Eliminiert. Bon Dieu. Was für eine beschönigende Umschreibung!
    »Was sonst?« Das klang wie ein verbales Schulterzucken, als wäre Mord die selbstverständlichste Sache der Welt. »Er hatte meiner Gracie wehgetan, nicht wahr? Und dafür musste er büßen«, setzte er bekräftigend hinzu.
    »Aber ich dachte … sein Herz.«
    Grant machte eine wegwerfende Handbewegung. »Ein kurzer Besuch in seiner Werkstatt, ein kleines Gemenge, eine Injektion in seine Vene. Voilà! Und schon wandern die Luftbläschen zum Herzen oder ins Gehirn.« Er rieb die Handflächen aneinander, als müsste er sie von lästigen Kuchenkrümeln säubern. »Ein Idiot weniger auf diesem Planeten.«
    Emma fragte gar nicht erst danach, woher er von Gracies Verletzungen wusste. Bestimmt hatte er Hackett
durch jemand anderen ersetzt. Hätte sie jedenfalls nicht verwundert. Sie streichelte über Gracies Haar, fokussierte Grant über deren Kopf hinweg und dachte dabei nahezu emotionslos: So sieht also ein Monster aus.
    Als ihr jedoch klar wurde, in welcher Gefahr sie und Gracie schwebten, überlief sie ein eisiger Schauer. Wie konnte sie verhindern, dass dieser Wahnsinnige sich an ihrem Kind vergriff? Sie würde mit bloßen Händen auf ihn losgehen müssen. Letztlich lief alles darauf hinaus - das wusste sie seit jenem Augenblick, als sie Grant beobachtet hatte, mit ihrer kleinen Gracie besitzergreifend auf dem Arm.
    Aber wie in Dreiteufelsnamen sollte sie sich erfolgreich gegen ihn wehren können? Mit Gracie im Schlepptau? Der Ausgang der Konfrontation war doch abzusehen. Grant würde nicht lange fackeln und ihre Tochter als Geisel nehmen. Ihr wehtun. Da machte sich Emma nichts vor. Zumal er bereits hinreichend demonstriert hatte, dass er nicht davor zurückschreckte, ihr Kind auf jede nur erdenkliche Weise zu missbrauchen.
    Unvorstellbar.
    O Gott, die Situation war ein einziges Horrorszenario. Und selbst wenn der Glücksfall eintreten sollte, dass sie Grant überwältigte und Gracie unbeschadet wieder an sich brachte, was war dann? Ihre kleine Tochter als Augenzeugin bei einem Drama? Ein schönes Vermächtnis. Immerhin bekam nicht jedes kleine Kind die grandiose Chance, die eigene Mutter mit dem Pseudo-Großvater in einer Auseinandersetzung auf Leben und Tod zu erleben.
    Aber momentan sah es verdammt so aus, als könnte sie ihrem Kind dieses Erlebnis nicht ersparen.

20
    Clare glitt geräuschlos durch den Wald, ihr Herz raste vor Angst. Von einem inneren Impuls getrieben, schlug sie sich durch die Büsche, statt an der Kreuzung auf Hilfe zu warten. Was bestimmt vernünftiger gewesen wäre, seufzte sie heimlich.
    Aber in ihrem Wagen hatte sie es einfach nicht mehr ausgehalten. Sie mochte nicht untätig herumsitzen und dem quälenden Gedanken nachhängen, dass Grant Woodard ihrer Freundin und deren Kind Gott weiß was antun könnte.
    Im Nu hatte sie die kleine Lichtung erreicht, wo sie sich kurzerhand hinter einem Strauch versteckte. Vorsichtig spähte sie dahinter vor.
    Keine zwölf Meter von ihr entfernt entdeckte sie Emma. Starr wie eine Statue, das Gesicht kreideweiß, hielt sie Gracie im Arm und fokussierte den Mann vor ihr. Er stand mit dem Rücken zu Clare. Die schwarze Luxuslimousine parkte ein paar Meter entfernt, die Fronttüren geöffnet.
    Der Mann stand mit dem Rücken zu ihr.
    Hinter dem Busch streckte Clare sich geräuschlos, hob die Arme über den Kopf und winkte vorsichtig. Sobald Emma ihr Handzeichen bemerkt hatte, ging sie wieder in Deckung.
     
    Emma versuchte fieberhaft, einen klaren Gedanken zu fassen. Clare war da, nur ein paar Meter trennten sie! Das war eine unverhoffte Chance, die sie irgendwie nutzen musste. Aber wie?

    Sie spähte zu dem Mann, dem sie lange Zeit vertraut hatte, und schluckte trocken. Innerlich bangend, dass sie womöglich Dämonen weckte, die sie nicht würde bändigen können, fragte sie sanft: »Wieso hast du diese Videos von mir gemacht, Grant?« Wohlweislich nahm sie jegliche Kritik aus ihrer Stimme.
    Er zuckte mit den Achseln. »Ich seh mir so was halt gern an.«

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