Revanche - Exposure
dich und mich.«
Da machte es plötzlich Klick in Emmas Oberstübchen. Das ist die Lösung. Dass du darauf nicht gleich gekommen
bist, du Tranfunzel , schalt sie sich insgeheim. Auf diese Weise gelangt Gracie sicher in Clares Obhut. Sie sah Grant fest in die Augen und nickte. » Oui «, räumte sie ein. »Du hast natürlich Recht. Nur du und ich.«
»Und ich, Mommy; und ich!«
Emma wurde abwechselnd heiß und kalt. Dieu , was hatte sie sich da wieder geleistet? Konzentriert auf Gracies Sicherheit hinarbeitend, hatte sie völlig vergessen, dass die kleine Miss Vorlaut den Austricksversuch des Alten ja gar nicht durchschaute. Gracie nahm alles für bare Münze, was sie aufschnappte, und was sie da eben gehört hatte, ging eindeutig gegen sie. Kein Wunder, dass sie das nicht kommentarlos hinnehmen mochte.
Wie um Emmas Ungemach noch zu vergrößern, beteuerte die Kleine mit schriller, sich überschlagender Stimme: »Du und ich, Mommy, ja? Wir fahren nach Hause, okay? Okay Mommy?« Sie nickte hektisch. Als Grant sie plötzlich packen wollte, kratzte und schlug sie in Panik nach ihm. »Nein! Ich mag dich nicht mehr - geh weg!« Sie klammerte sich an ihre Mutter, die sie geistesgegenwärtig an sich drückte, da Woodard erneut nach dem Kind griff. »Gracie mag ihn nicht, Maman . Will jetzt nach Hause, okay? Nach Hause zu Elbis.«
»Ruhig, Grace Melina«, raunte Emma an Gracies Ohr. »Beruhige dich, s’il vous plaît .« Aufgebracht wehrte sie Grants Hand ab. »Moment noch«, fuhr sie ihn an. »Du siehst doch, dass sie wahnsinnige Angst hat.« Sie wich ihm geschmeidig aus, umschloss Gracies Hinterkopf und flüsterte ihr ins Ohr: »Mrs. Mackey ist da hinter den Bäumen, Liebes. Sie wartet dort auf dich. Du gehst jetzt zu ihr, während ich den Großpapa ablenke. Ich komm gleich nach, Bébé . Es dauert nicht lange.«
Aber Gracie begriff gar nichts mehr. Inzwischen völlig hysterisch, schrie und schluchzte und strampelte sie, trommelte mit den Füßen wie wild vor die Oberschenkel ihrer Mutter. Emma hielt sie an ihren Oberkörper gepresst, bemüht, die unangenehmen Tritte abzufedern. Dabei redete sie ihr leise beschwichtigend zu.
»Gib sie her«, brüllte Grant schlagartig brutal. Er hatte genug von dem Theater. Als er Anstalten machte, ihr die Kleine vom Arm zu reißen, schnellte Emma zurück. »Verdammte Heulsuse!« Er schäumte vor Wut. »Ich hätte ihr vorhin das Genick brechen sollen. Los, her mit ihr, Emma. Ich hab diesen Affenzirkus restlos satt.«
»Nein«, fauchte Emma. Sie machte einen Satz nach hinten. Adrenalin jagte durch ihre Venen, und ihr Herz hämmerte aus Angst um ihr Kind. O Dieu , wieso hatte sie vorhin nicht diplomatischer reagiert? Jetzt war Gracie gewiss verstört, weil sie glaubte, dass ihre Mutter sie allein in diesem einsamen Wald zurücklassen wollte. »Lass mir noch einen Moment, nur, bis sie sich wieder beruhigt hat.«
»Ich hab dir alle Zeit der Welt gelassen. So, und jetzt komm. Na, gib sie schon her !«
»Verzeihung!«, drang eine laute, autoritäre Stimme zu ihnen. Emma und Grant schraken zusammen, bevor sie die Köpfe ruckartig in Richtung Wald drehten. Gracie hörte nicht auf, herzerweichend zu schluchzen.
Clare setzte mit langen Schritten über das Plateau und baute sich vor ihnen auf. »Wer sind Sie?«, wollte sie wissen. »Und was soll das hier? Ich muss Sie darüber in Kenntnis setzen, dass Sie sich widerrechtlich auf Privatgelände befinden.« Sie packte Emma am Oberarm. »Kommen Sie. Sie haben auf diesem Grundstück nichts verloren. Ich begleite Sie zu Ihrem Wagen.«
Sie hatte Emma schon ein Stück weit mit sich gezerrt - nicht zum Wagen, sondern in Richtung Wald -, als Grant sich von seiner Verblüffung erholte. Er stellte sich den beiden Frauen in den Weg. »Aber, aber …«, begann er, doch Clare fiel ihm rigoros ins Wort.
»Kein Aber«, versetzte sie bestimmt. »Die Leute aus der Stadt sind doch alle gleich. Denken, Sie könnten wie die Vandalen auf unserer Insel einfallen und sich überall breitmachen! Aber so geht das nicht. Das hier ist mein Eigentum, und wenn Sie nicht augenblicklich verschwinden, rufe ich die Polizei.«
Gracies Panik verebbte allmählich. Sie lockerte den Klammergriff um ihre Mutter, drehte den Kopf und spähte zu Clare. Verwundert blinzelnd fragte die Kleine: »Aber du kennst mich doch, Miss-us Mack…«
Hastig drückte Emma sie Clare in die Arme. »Bring sie von hier weg«, rief sie aufgelöst. Während ihre Freundin herumschnellte und mit der
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