Revanche - Exposure
Elvis, was willst du denn damit?«
»Diesem miesen Freier die Karre demolieren.«
»Neee, mach das bloß nicht!« Zwecklos, seinen Freund umstimmen zu wollen. Auf Elvis’ Zügen spiegelte sich blinde Entschlossenheit, und Sam fluchte inbrünstig. »Verdammt, Mann, hör mir mal gut zu«, tobte er. »Das wird ein Riesenreinfall. Lass die Finger davon.« Haareraufend trottete er hinter Elvis her vom Schuppen zum Haus der Donnellys, wo Lee Overmeyers knallorangefarbener Kombi ein paar Meter weiter um die Straßenecke geparkt stand.
Sam packte Elvis am Arm und sagte leise drängend: »Bragston bringt dich dafür hinter Gitter, E. Komm, lass es lieber!«
Elvis’ blaue Tiefen brannten sich in die Augen seines Freundes. »Er hat eine Frau und drei Kinder, Sam, und jetzt ist er da drin und vögelt meine Mutter«, wetterte er. »Ich wette, gleich erzählt er ihr ›Baby, du bist das Beste, was mir je passieren konnte‹.« Tonlos setzte er hinzu: »Und morgen prahlt er vor seinen Kumpeln, wie er es der Nutte gegeben hat.« Was sie ja leider Gottes auch war, sinnierte Elvis frustriert. Aber trotzdem … »Dem verpass ich einen Denkzettel, da hat er lange was von«, knurrte er.
»Scheiße.« Sam atmete tief durch. Ließ Elvis’ Arm los. »Okay, demolier ihm die Karre«, meinte er resigniert.
Elvis donnerte den Hammer vor die Wagenscheinwerfer und fühlte sich wie in einem wilden Rausch, als sie in einer klirrenden Flut von Glassplittern zerbarsten. Unvermittelt vernahm er Schritte und laute Stimmen im Haus. Trotzdem würde Overmeyer sich mit Sicherheit
erst auf die Straße trauen, wenn Verstärkung anrückte. Immerhin war er, Elvis, einen halben Kopf größer und zwanzig Kilo schwerer, insofern hatte der Typ null Chancen gegen ihn.
Systematisch zertrümmerte er mit dem Hammer sämtliche Scheiben an dem Fahrzeug, bevor er sich der chromglänzenden Karosserie widmete.
Als Overmeyers Anruf auf der Wache einging, hielt Sheriff Bragston sich vermutlich in der näheren Umgebung auf, denn der Polizeiwagen steuerte in Rekordzeit mit aufheulenden Sirenen von der Landstraße in die Auffahrt. Kies knirschte unter den quietschenden Reifen, das aufflackernde Blaulicht warf zuckende Schatten auf die weiß gestrichene Hausfront der Donnellys.
Schwer atmend ließ Elvis den Arm sinken und spähte zu Sam, der nicht weit von ihm auf einem Baumstumpf saß. Es war dunkel, und er sah nur die aufglimmende Zigarette seines Freundes. »Du machst dich besser vom Acker«, zischelte er ihm zu. Beide hörten, wie die Insektenschutztür vor dem Eingang gegen das Mauerwerk schlug. Lee Overmeyer rannte ins Freie und begrüßte den Sheriff.
Sam schnippte die Zigarettenkippe achtlos weg. »Vergiss es«, knirschte er. »Ich bleib hier.«
»Nein, Sam. Du bekommst nur unnötig Ärger. Du hast mit der Sache rein gar nichts zu tun.«
»Na und? Du lässt deinen üblichen Spruch los, dass ich daran unbeteiligt war, und dann lässt er mich laufen.« Schulterzuckend musterte Sam seinen Freund. »Macht er doch sowieso immer.« Er verschränkte die Arme vor der Brust und lehnte sich zurück, plötzlich eingetaucht in den weichen Lichtkegel der Garagenbeleuchtung. Er
stopfte die Hände in die Jackenärmel, schmiegte die Ellbogen an seinen bibbernden Körper und zog den Kopf in den hoch gestellten Kragen. »Mann, ist das schweinekalt hier draußen.«
»Mensch, Sam, verschwinde doch endlich«, drängte Elvis. »Bragston hat bei dir zwar bisher immer beide Augen zugedrückt, wenn er uns zusammen erwischt hat. Aber wenn sich herumsprechen sollte, dass er den verwöhnten, reichen Bengel ständig laufen lässt und den armen Schlucker einbuchtet, dann macht er dir irgendwann doch noch Schwierigkeiten. Also tu mir den Gefallen und hau ab, ja?«
Seinem Freund zuliebe stand Sam auf. »Okay, ich geh ja schon. Ich seh dich morgen, hm?«
»Ja.«
»Hoffen wir, dass er dich nicht einlocht.« Sam zwinkerte ihm verschwörerisch zu. »He, wenn doch, kann ich dir ja ab und zu einen Kuchen backen.«
Elvis besah sich den Schrotthaufen, den er aus dem Wagen gemacht hatte. Einerseits gönnte er Overmeyer den Schaden, andererseits schämte er sich in Grund und Boden. Betreten wandte er den Blick ab und spähte zu seinem Freund. »Prima Idee«, meinte er betont locker. »Und vergiss die Feile im Teig nicht.«
»Klar, Alter.« Sam zögerte kurz, dann verschwand er in dem Waldstück hinter dem Haus und verschmolz mit der Dunkelheit. In diesem Augenblick schoben Nadine Donnellys
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