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Revanche - Exposure

Titel: Revanche - Exposure Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susan Andersen
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oder?«
    Sheriff Bragston fixierte ihn eindringlich. »Doch, mein Junge, weil es sich korrekterweise so gehört.« Das nahm Elvis den Wind aus den Segeln. Bislang hatte noch nie jemand von ihm verlangt, dass er sich korrekt verhielt. Im Gegenteil, bei ihm rechnete man immer mit dem Schlimmsten.
    »Ich hab aber keinen Job«, gab er kleinlaut zurück. Ein weiterer wunder Punkt in seinem Leben. Er hatte alles versucht, um nach der Schule oder am Wochenende einen Job zu finden, aber keiner hatte ihm eine Chance geben wollen. Er war eben tiefster Abschaum, unterste Schublade. Er funkelte den Sheriff an, als wäre alles seine
Schuld, und hielt ihm demonstrativ die Hände hin. Aber statt ihm die Handschellen abzunehmen, warf der Polizist kurz entschlossen die Autotür zu.
    »He, was soll das!«
    »Du hast einen Job.« Bragston setzte sich ans Steuer und startete den Motor. »Ab heute arbeitest du für mich.« Er drehte sich um, seine Augen bohrten sich in die des Jungen. »Und du bist verdammt schief gewickelt, wenn du glaubst, dass du dir bei mir einen lauen Lenz machen kannst. Für mein gutes Geld erwarte ich nämlich anständige Arbeit. Und wenn du das nicht packst, Junge, dann bist du verdammt schnell wieder aus dem Geschäft.«
    John Bragston hielt Wort und nahm maßgeblich Einfluss auf Elvis’ weiteres Leben. Auf seine raubeinige, unverblümte Art schaffte er es, den Jungen in eine positive Richtung zu lenken. Bald nachdem Elvis bei ihm angefangen hatte, gab es Zeugnisse, und der Sheriff wollte seines sehen. Danach wusch er dem jungen Donnelly den Kopf, riet ihm, sich endlich mal richtig ins Zeug zu legen.
    Was Elvis auch beherzigte.
    Irgendwann erkundigte Bragston sich nach Elvis’ Plänen für die Zukunft. »Was willst du denn nach dem Schulabschluss machen?«
    Der Junge zuckte unschlüssig mit den Schultern. »Von hier abhauen.«
    »Und dann?«
    »Häh?«
    »Verdammt noch mal, Junge, streng dein Hirn an«, wetterte Bragston. »Es ist nicht damit getan, dass du sagst, ich geh von hier weg. Du musst doch Pläne haben, oder? Wo willst du denn auf dem Festland hin, Mann?
Mit irgendwas musst du dir schließlich deine Brötchen verdienen.« Er fixierte ihn unnachgiebig. »Willst du nach Seattle ziehen oder in eine andere Großstadt - und das mit ein paar läppischen hundert Dollar in der Tasche? Die gehen in den ersten zwei Wochen garantiert schon für die Miete drauf.«
    »Na ja, ich würde vielleicht gern Polizist werden, so wie Sie«, gab Elvis zurück. Dabei beobachtete er Bragston mit gemischten Gefühlen, ob der ihn nicht auslachte.
    Bragston nickte nur. »Du wärst bestimmt ein guter Polizist«, räumte er sachlich ein. »Aber dafür brauchst du einen Collegeabschluss. Und müsstest noch eine ganze Weile hier bei uns leben.«
    Also blieb Elvis. Vier Jahre lang pendelte er zwischen der Insel und dem Festland, und zu seiner Abschlussfeier kamen nur Sam Mackey und John Bragston. Er hatte fest mit seiner Mutter gerechnet, die aber wie üblich durch Abwesenheit glänzte.
    Danach verließ er Port Flannery und fand einen Job bei der Polizei in Seattle. Dort arbeitete er sich allmählich in die höheren Dienstgrade vor, bis seine Karriere durch eine Autobombe ein abruptes Ende fand.
    Das war so vielleicht nicht ganz korrekt. Nach mehreren Operationen und einem Jahr Physiotherapie hätte er im Seattle Police Department freilich einen Schreibtischjob annehmen können. Stattdessen entschied er sich jedoch für die Rückkehr nach Port Flannery.
    Letztlich, so überlegte Elvis, war das immer noch seine Heimat.

4
    In der Bucht wurde ratternd ein Außenbordmotor angelassen, und der schwache Dieselgeruch wehte zu dem felsigen Ufer herüber, vermischte sich mit der angenehm würzigen Salzluft. Kiesel knirschten sanft unter der zurückgehenden Flut, untermalt von dem heiseren Kreischen einer kreisenden Seemöwe. Gracie lief über den Strand, ihre Taschen ausgebeult von frisch gesammelten Schätzen. Der Schrei der Möwe, die mit ihren weißen Schwingen über den diesigen Himmel glitt, ließ sie aufmerken. Die Kleine hob den Kopf und schaute begeistert dem Vogel nach. Emma musste lächeln. Sie hockte sich neben ihre Tochter.
    Sie bewunderte eben eine rosafarbene Muschelschale, die Gracie gefunden hatte, als Clare ihnen von weitem zuwinkte. Gracie sprang auf und lief ihrer neuen Freundin entgegen. Emma erhob sich ebenfalls.
    »Hi, Miss-us Mackey! Guck mal, was ich gefunden hab.« Gracie kramte Steine und Muscheln aus ihren Taschen

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