Revanche - Exposure
Holzbrett zusammengezimmerte Spielgerät, das an einem dicken Ast eines knorrigen, alten Apfelbaums befestigt war. Warf sich bäuchlings auf den Sitz und setzte die Schaukel in Bewegung, die sanft hin und her zu schwingen begann.
»Dieses Kind hat eine unglaubliche Energie. Manchmal ist sie ganz schön anstrengend«, meinte Emma trocken. Sie stellte sich neben Elvis und betrachtete ihre schaukelnde Tochter.
Er legte einen Arm um sie und zog sie an sich. »Gut, dass du pflegeleichter bist.« Grinsend rief er Gracie zu, sie solle sich mit ihnen das Haus anschauen.
»Es ist nicht besonders groß«, meinte er entschuldigend, als er sie durch Wohn- und Esszimmer, Küche und Bad führte. »Und die Möbel sind auch nichts Tolles, aber …«
»Mir gefällt es«, versicherte Emma ihm. Sicher, die Einrichtung war allenfalls zweckmäßig und nicht der Rede wert, aber - »Mit hübschen Vorhängen und neuen Bezügen für das Sofa und die Sessel sieht es gleich wohnlicher aus, Cher . Wart’s ab. Zudem haben wir hier bedeutend mehr Platz als in der Pension.«
»Ja.« Erleichtert über ihr verständnisvolles Einlenken,
bedachte er sie mit einem angedeuteten Grinsen. »Mag sein.« Vorhin, als er die Küche betreten und plötzlich wieder das schäbige, lieblose Ambiente gesehen hatte, in dem er aufgewachsen war …
Er gab sich mental einen Ruck. Was sollte es? War auch nicht weiter wichtig, denn Emma hatte ganz konkrete Vorstellungen in punkto Stilempfinden. Gottlob schien ein Wandbehang aus schwarzem Pannésamt mit King Elvis’ Konterfei nicht annähernd ihren Geschmack zu treffen.
»Die eingebauten Bücherregale gefallen mir.« Sie lächelte über ihre Schulter hinweg zu Elvis. »Wo hast du dieses scheußlich-schön eingerichtete Haus bloß aufgegabelt?«
»George und Brandy Sperano hatten es ursprünglich für ihre jüngste Tochter gekauft. Sie wollte von den Eltern unabhängig sein, aber trotzdem in ihrer Nähe wohnen. Inzwischen reißen sich viele junge Leute um dieses Haus. Wir sind vermutlich die gruftimäßigsten Mieter, die die Speranos je hatten.« Er lachte. »Beanie-Baby, das ist dein neues Kinderzimmer, Schätzchen.« Er drückte eine weitere Tür in dem kleinen Flur auf.
Gracie lief hinein und tanzte begeistert durch den Raum. Nahm Emmas Hand, zerrte sie hinter sich her. »Guck mal, Mommy! Unser neues Schlafzimmer!« Worauf sie Elvis mit riesigen Augen fixierte und unschuldig fragte: »Und wo schläfst du , Elbis?«
17
Als Sam und Clare mit dem Wagen auf den Hof kurvten, lief Elvis ihnen eilends entgegen. Lehnte sich in das Fenster auf der Fahrerseite, während der Wagen noch rollte. »Hallo, Sam, schön, dass du da bist«, meinte er zu seinem Freund. »Hast du auch mitgebracht, was ich bestellt hab?«
»Wie wär’s mit ›Hallo Clare‹«, murmelte Clare spitz und mehr zu sich selbst. »Hi, Elvis, nett dich zu sehen. Siehst gut aus.«
Elvis grinste sie schuldbewusst an. »Sorry. Hi. Schön, dich zu sehen. Das Kompliment kann ich nur zurückgeben.« Dann wandte er sich wieder Sam zu. »Und, hast du?«
»Ja, es ist hinten im Wagen.« Sam musterte Elvis mit zusammengekniffenen Augen. »Was hast du es denn so eilig?«
»Ach, nur so. Mach den Kofferraum auf. Dieses Ding rettet mir vielleicht noch den Arsch.« Er rollte mit den Schultern. »Hoffe ich zumindest.«
»He, was faselst du da? Junge, du hast ein Dreirad bestellt und keine Knarre.« Sam schwang sich aus dem Lieferwagen. Über das Wagendach hinweg tauschte er schulterzuckend einen viel meinenden Blick mit Clare aus.
»Mag sein, dass ich mich missverständlich ausgedrückt hab. Ich meine, vielleicht kann ich mir damit ein bisschen Zuneigung erkaufen«, räumte Elvis ein. »Die Kleine kann mich nämlich nicht leiden.«
»Gracie!«, entfuhr es Sam ungläubig. »Red keinen Quatsch. Die ist doch total verrückt nach dir.«
»Das war einmal. Aber nachdem sie weiß, dass Emma mit mir in einem Zimmer schläft und nicht mit ihr, ist sie unausstehlich zu mir.«
»Von wegen unausstehlich«, meinte Emma kurz darauf zu Clare und Ruby in der Küche. »Seit unserer Flucht haben Gracie und ich ständig auf engstem Raum zusammengelebt. Deshalb war sie natürlich sauer, als Elvis ihr erklärte, dass er und ich das größere Schlafzimmer beziehen. Aber statt es darauf beruhen zu lassen, versuchte er es mit der progressiven Lass-uns-darüber-diskutieren-Erziehungsmethode.« Die drei Frauen rollten mit den Augen. »Und das mit einer Dreijährigen!«, schnaubte
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